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Die Alptraumritter

Die Alptraumritter

Titel: Die Alptraumritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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auch eine Art Tor oder Einlaß von Ash’Caron.
    Als sich der Himmel zu verdunkeln begann, fing das Moos in den Vertiefungen des Reliefs und in den Schriftzeichen an zu glühen.
    Es glühte stärker, je dunkler es ringsum wurde.
    Das Moos leuchtete so wie jene Pilze, die in dunklen Höhlen wuchsen und den Molchen und Lurchen als Nahrung dienten. Oder wie die unhörbar fliegenden Tierchen, die nachts in bestimmten Sträuchern saßen und mit ihrem Licht die Weibchen anlockten. Arruf schüttelte sich und stieß einen gutturalen Laut aus.
    Vor den Ausläufern der Stadt breitete sich brettebenes Gelände aus, nur mit Gräsern bestanden.
    Vom höchsten Punkt des ausnahmslos aus Ecken und Kanten bestehenden Berges bis zu einer Stelle, die fünf Pfeilschüsse weit entfernt von Arruf und der Baumgruppe lag, senkte sich Ash’Caron mehr oder weniger gleichmäßig ab. Die unterste Schicht oder die erste Stufe bestand aus Steinblöcken, die halb im Boden versunken waren, die eine Art Mauer mit hohen Einlassen bildeten. Auf Luxon-Arruf, der das Bild Sarphands vor Augen hatte, wirkte die Stadt der Giganten wie ein Haufen aus Würfeln gleicher Größe, die nach einem ihm nicht erkennbaren Plan auf- und nebeneinander getürmt waren. Zwischen allen Würfeln gab es schmale Spalten, hochkant und quer.
    Dem Ankömmling wandten alle Würfel glatte Außenflächen entgegen.
    »Alles, was ich gehört habe, scheint zuzutreffen«, sagte Arruf, lief zu seinem Pferd und stellte einen Fuß in den Steigbügel. Das Tier schien sich erst zu beruhigen, als es seine Nähe spürte.
    »Zögern ist schädlich«, sagte Arruf und stieß das Pferd mit den Fersen an. Der feuchte Sattel knarzte laut, als er auf die Stadt zuritt. Zwischen einzelnen Spalten sah er, weit oben in der Gigantenstadt, winzige Lichter von Fackeln oder Ölschalen, aus dem breiten Weg, der aus vielen zusammengeführten Pfaden entstanden war, wurde eine Straße, mit Stein gepflastert, zwischen dessen Kanten Gras und Unkraut wuchs. Im fernen Licht glänzten die Oberflächen der Steine, ein Zeichen, daß diese Straße häufig benutzt wurde.
    Irgendwo weit hinter Arruf, am Rand der kleinen Ebene, hörte er dumpfen, unregelmäßigen Hufschlag.
    Der Reiter kauerte entweder im Sattel eines Kleppers, oder aber er hatte sein Tier bis zu dessen Erschöpfung angetrieben.
    Was tun?
    In der Stadt der Giganten wartete Prinz Odam. Natürlich nicht unbedingt auf ihn, aber der Herr über einen Teil der Düsterwelt würde ihn wohl herrlich begrüßen. Und da Shaer O’Ghallun als gerechter Herrscher über die Stämme Horiens geschildert wurde, konnte sich Arruf auf seine Ehrenmitgliedschaft des Stammes der Elejider berufen und fand wohl geneigtes Gehör.
    »Nur Mut, Luxon«, sagte er. »Der Thron des Shallad winkt.«
    Er ritt auf den ersten, nächstgelegenen Spalt zu. Die Würfel vor ihm zeigten erst jetzt ihre wahre Größe. Die Länge der Kanten betrug nicht weniger als siebzig Ellen. Die Flächen waren verwittert, und nur der schwache Lichtschimmer wies Arruf den Weg. Er zögerte nicht, als er in den Durchlaß zwischen den ersten, am weitesten in der Ebene gelegenen Würfel hineinritt. Der Spalt war so breit, daß vier Männer mit ausgestreckten Armen nebeneinander passieren konnten.
    Vier entschlossene Recken konnten den Eingang zur Stadt gegen eine Übermacht verteidigen.
    Am Ende des Spaltes zügelte Arruf den Hengst.
    Er wandte sich nach links, denn dort war das Licht heller. Woher es kam, erkannte er nicht. Es war einfach da. Nach einer kleinen Weile fiel ihm auf, daß die Hufe des Pferdes auf glattem Stein klappern sollten. Aber sie klapperten nicht. Das Geräusch wurde verschluckt, ebenso wie das Knarren des Leders unter seinen Lenden.
    »Wie in der Düsterzone!« murmelte Arruf betroffen. Die Einsicht brauchte Zeit, bis er sie verarbeitet hatte.
    Necron, der sich in der Düsterzone bewegte wie ein Vogel in der klaren Luft, würde wohl die Seltsamkeiten von Ash’Caron begreifen oder sie zumindest richtig benutzen. Arruf hingegen fröstelte; ein Gefühl der Unruhe nahm schlagartig von ihm Besitz. Er ritt trotzdem weiter.
    In dieser zweiten Schlucht zwischen den Flanken der Felswürfel breiteten sich Laute und Geräusche nicht aus. Necron… plötzlich dachte Arruf an seinen Gegner. Fast einen halben Tag lang hatte er ihn halbwegs vergessen gehabt. Er machte eine Probe und zwang sich schweigend, nachzuforschen. Er griff nach Necrons Augen.
    Er schrie leise auf – er sah ein Bild, obwohl er

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