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Die Alptraumritter

Die Alptraumritter

Titel: Die Alptraumritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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erkennen, daß die Stichgasse magische Eigenschaften besaß.
    Als Arruf in die Gasse hineinritt, kehrte Necron um, schwang sich in den Sattel und trieb das müde Reittier vorsichtig über die Treppe abwärts.
    Die schmale Gasse, über der sich Bögen, Arkaden und Stege erstreckten, ließ jedes Geräusch, das der einzelne Reiter und das Pferd erzeugten, anschwellen. Necron wußte, wo sich der Gegner befand.
    Er beherrschte sich und blickte, während er abwärts ritt, stets nur Punkte an, die für Arruf keinerlei Aussagekraft hatten.
*
    Arruf versuchte, die Gestalten hinter dem Eingang mit seinen Blicken festzuhalten. Er streckte den Arm aus und rief:
    »He! Ihr dort! Bleibt stehen. Ich will mit dem Shaer sprechen!«
    Einige Schatten bewegten sich, einander überschneidend, über die Wände, wurden kleiner und größer, und einige verschwanden. Niemand antwortete auf Arrufs Ruf, der laut und übermächtig hallte… und er schien die Felsen zu erschüttern, weil er so laut wie ein Donner war.
    »Sagt mir wo finde ich Shaer O’Ghallun?« rief er noch einmal.
    Er sah sich um und schüttelte verwirrt den Kopf. Die Gasse schien enger geworden zu sein. Die Felswände rückten aufeinander zu. So wirkte es jedenfalls auf Arruf. Noch etwa zehn Mannslängen trennten ihn von den reich verzierten Säulen des Einganges. Das Echo seines Schreis wurde von einem tiefen, grollendrumpelnden Ton überlagert, der ebenfalls aus allen Richtungen zu kommen schien.
    Wieder erscholl eine Stimme.
    »Auf alle Fragen wird es eine Antwort geben!«
    Konnte es die Stimme seines Gegner sein? War Arruf hinter ihm? Er drehte sich herum und sah die beiden senkrechten Linien der Felswände. Jetzt war er sicher, daß sich die aufragenden Seiten der beiden Quader aufeinander zubewegten. Er trieb das Pferd an, das einige erschreckte Sätze machte.
    Als Arruf sich duckte, um unter dem ersten Torbogen hindurchreiten zu können, verschwanden vor ihm sämtliche Säulen, Öffnungen, Vorsprünge und jeglicher Zierat an den Felswänden. Er riß erschrocken den Kopf hoch, parierte das grell aufwiehernde Pferd durch und schnappte nach Luft.
    »Shaer O’Ghallun liebt seltsame Scherze«, murmelte er.
    Seine Worte polterten laut durch die Felsen. Das Pferd drehte sich aufgeregt wie ein Kreisel. Wieder wieherte es in panischer Furcht auf. Arruf sah jetzt genau, daß sich die Felsen bewegten. Der Fels vor ihm rückte näher heran; er konnte die Maserung des Gesteins deutlich erkennen. Ächzend und knirschend rückten die riesigen Quader an den Reiter heran. Er hielt das Pferd an, dann schüttelte er den Kopf und rammte die Fersen ein. Der Hengst erkannte die Gefahr und schnellte vorwärts. Seine Hufe wirbelten wie rasend. Aber die beiden Ecken der Quader näherten sich zu schnell. Der Raum zwischen dem Fels wurde enger und enger. Schließlich keilte sich Arruf selbst ein; seine Knie schrammten am Stein. Er riß am Zügel, das Pferd scheute und ging rückwärts. Aber nach einigen Schritten stieß der Hengst an die hintere Felswand. Jetzt erkannte Arruf, daß er wieder einmal in der Falle saß.
    »Wer will mich umbringen?« schrie er.
    Der Schrei toste durch den schmalen Schacht der zusammengerückten Mauern. Der Schall machte Arruf zu schaffen; in seinen Ohren gellte und klirrte es förmlich. Er starrte nach oben und sah, unerwartet, Necron. Er beugte sich über eine Brüstung.
    »Es war also deine Falle!« rief er etwas leiser.
    »Nicht ganz«, gab des Alleshändler zurück. »Aber in meiner Hand liegt ein dicker Hebel. Wenn ich ihn anziehe, setzt ein magischer Mechanismus die Mauern weiter in Bewegung. Ich verstehe die Magie selbst nicht.«
    »Ich verstehe sie noch weniger«, gab Arruf zurück und versuchte, das Tier zu beruhigen.
    »Du hast Macht über meine Augen. Ich werde wahnsinnig, wenn ich mir vorstelle«, sagte Necron nachdenklich, »daß wir ewig aneinandergekettet sind, auf diese Weise.«
    »Es wird nicht ewig sein«, antwortete Arruf. Er spürte eine stärker werdende Angst. Weil er zwischen dem massiven Gestein dazu verurteilt war, bewegungslos zu warten. Er konnte sich nur mit Worten wehren. Darin hatte er gegen Necron schon einmal versagt, damals, im magischen Zingel bei den Lorvanern.
    »Nein, denn keiner von uns lebt ewig. Wir sind sterblich«, entgegnete der Steinmann. »Ich kann dich töten, aber ich zögere.«
    »Ich hätte dich auch zu töten versuchen können!«
    »Es wäre dir vielleicht geglückt«, murmelte Necron. »Was schlägst du

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