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Die Alptraumritter

Die Alptraumritter

Titel: Die Alptraumritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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den Schluchten hängenden Felsen gab es vereinzelte Fackeln oder Öllampen.
    Der Laut von Pferdehufen schlug an Necros Ohren. Auch sein Reittier hob forschend den Kopf.
    Aus welcher Richtung kam das Geräusch?
    »Verdammt!« flüsterte eine verzerrte Stimme. Der Alleshändler konnte nicht erkennen, ob sie Arruf gehörte oder nicht. Ebenso wie der Laut der Hufe kam das Flüstern scheinbar aus allen Richtungen. Necron wußte, daß auch das Flüstern sich meilenweit durch die Schluchten fortsetzen konnte. Daß andere Geräusche schon nach wenigen Schritten von den Felswänden verschluckt wurden.
    Dann hörte er, nicht weniger überrascht, die Geräusche, die ein schwer bewaffneter Trupp Reiter erzeugte.
    Pferdehufe im Galopp, das harte Knirschen von Leder, das Klirren von Harnischen und Waffen, die gegeneinander schlugen. Aber diese Reiter, es mochten eine Dutzend oder mehr sein, kämpften nicht gegeneinander. Sie ritten irgendwo durch die Stadt. Einige Atemzüge lang blieb das Geräusch zwischen den Mauern hängen, dann riß es übergangslos ab.
    Das Hufgeklapper eines einzelnen Reiters oder wenigstens eines Pferdes blieb zwischen den Wänden der Straßenschluchten.
    Arruf?
    Necron zuckte die Schultern und bemächtigte sich der Augen des Gegners.
    Gleichzeitig oder nur einen Herzschlag später merkte er, daß Arruf blitzschnell handelte und seinerseits seine Augen benützte. Necron brauchte nicht lange, um sich zu orientieren. Arruf sah am Ende einer langen Straßenschlucht direkt vor sich eine schlanke Säule, die an ihrer Spitze einen breiten Verbindungssteg zwischen zwei Wänden trug.
    Die Säule trug von oben bis unten eine Reihe von Darstellungen schwer gerüsteter Ritter, deren Gestalten im Stein ineinander übergingen. Es sah aus, als hocke oder stehe ein Mann auf den Schultern des darunter abgebildeten.
    Necron warf schnell einen Blick in eine andere Richtung. Arruf durfte nicht sehen, daß auch er den Standort der Säule kannte. Schlagartig löste in Necrons Überlegungen die Bereitschaft zum Angriff seine Müdigkeit und Lustlosigkeit ab. Er wußte, wo er Arruf fangen konnte.
    Der Augentausch war vorbei.
    Necron zog am Zügel, setzte die Hacken ein und ritt über den höhergelegenen Vorplatz, galoppierte eine schräg abwärts führende Straße entlang und verschwand in der nächstgelegenen Schlucht. Er sprengte zwei Bogenschüsse weit geradeaus durch die Straße. Sein erregtes Keuchen wurde ebenso von der magisch beeinflußten Umgebung geschluckt wie der schnelle Hufschlag des Pferdes, als er sich nach links wandte und unter einer Reihe bogenförmiger Arkaden hindurchritt, die sich bis zum anderen Ende der Stadt zu erstrecken schienen.
    Als er die nächste Querschlucht erreichte, befand er sich im Rücken Arrufs. Er hielt das Pferd an der Ecke an und spähte nach vorn. Tatsächlich ritt dort Arruf. Necron suchte eine weitere Möglichkeit, den Sohn des Shallad zu umgehen. Er hob den Arm und verdeckte seine Augen damit; er durfte nichts riskieren. Dann lenkte er das Pferd über eine weite Treppe hinauf. Die Stufen führten auf einen kleinen Platz, den er schnell überquerte und auf dessen anderer Seite vom Pferd sprang. Er schlang den Zügel um eine schlanke Säule, zog sein Schwert und rannte im Zickzack eine der vielen anderen Treppen abwärts. Immer wieder beugte er sich über das steinerne Geländer, bis er schräg unter sich Arruf sah.
    Er flüsterte eindringlich:
    »Bleib stehen, Arruf. Du bist in Gefahr!«
    Er preßte die Hand gegen die Augen und hörte, wie sich das Echo seiner Worte überlaut fortpflanzte. Die Worte schienen in den breiten Spalten zu versickern und von den Räumen hinter den Säulendächern zurückgeworfen zu werden. Sofort hielt Arruf sein Pferd an.
    Necron ging in die Knie und starrte den bearbeiteten Stein an.
    Als Arruf sich umsah, stellte er fest, daß sich direkt neben ihm ein schmaler Gang befand. Er führte wie eine Stichgasse zu einem prächtigen Hauseingang. Es gab weder eine Tür noch einen Vorhang. In einem Raum, dessen Größe Arruf unbekannt war, bewegten sich Menschen und Schatten von Bewohnern. Sie würden, wenn er sich näherte, nicht verschwinden können und ihm seine wenigen Fragen beantworten müssen.
    Er löste den Blickkontakt und ritt hinein.
    Aus Necrons Kehle löste sich ein lautloses Gelächter. Beide Vorbereitungen gingen auf? Arruf hatte durch Necrons Augen nur Nichtssagendes erblicken können, und der Zauber der Klaren Sicht hatte gewirkt. Er ließ Necron

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