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Die Alptraumritter

Die Alptraumritter

Titel: Die Alptraumritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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vor?«
    Necron zögerte also, ihn zu töten. Arruf brauchte nicht zu überlegen. Er sagte:
    »Wir müssen gemeinsam versuchen, einen Ausweg zu finden. Für mich ist das Bewußtsein, an dich gekettet zu sein, ebenso unerträglich.«
    »Seit Lazulis Burg sind wir, denke ich, miteinander verbunden. Ich als dein Augenpfänder, du als Gefangener des Rachedämons. Achar hat leider versäumt, uns zu erklären, wie wir uns voneinander trennen können. Gütliche Einigung, wie?«
    »Allein schafft es keiner. Nur gemeinsam haben wir die Kraft!« sagte Arruf dumpf.
    »Wenn ich dich töte, habe ich meine Augen für mich allein!«
    »Richtig. Und du tötest einen Freund Sadagars, du bringst den Sohn des Shallad um, dich rührt es nicht, einen Mann zu töten, der dein Freund sein könnte«, erwiderte Arruf und hoffte, daß seine Worte eine Wirkung zeigen würden.
    »Noch lebst du!« gab Necron zu bedenken.
    »Noch. Wir sollten uns gegen Achar verbünden«, schlug Arruf vor, und er meinte, was er aussprach. »Gemeinsam schaffen wir es, ohne Zweifel.«
    »Du bist ebenso verschlagen wie ich«, meinte der Alleshändler.
    »Das mag zutreffen«, brummte Arruf und klopfte dem Tier den Hals. »Wie kannst du, angesichts meiner Lage, an meiner Wahrheitsliebe zweifeln?«
    »Ich kann und muß, weil ich ebenso die Falschheit der Düsterzone wie diejenige der Menschen kenne«, erwiderte der Alleshändler. »Nur ein winziger Rest hält mich davon ab, dich zu zerquetschen.«
    Während sie miteinander sprachen und, jeder für sich, abwägten, ob eine gütliche Zusammenarbeit möglich war, ertönte ein Geräusch durch die Straßenschluchten, das sie bisher nicht gehört hatten. Ein einzelner Reiter sprengte heran. Aber er schien von Kopf bis zu den Zehen in klirrendes Eisen gerüstet zu sein. Arruf hörte diese Laute nur sehr fern und undeutlich, Necron maß ihnen nur geringe Bedeutung zu. Er war noch immer damit beschäftigt, zu einem Entschluß zu kommen.
    »Wenn du mich töten willst«, sagte Arruf niedergeschlagen, »dann zögere nicht zu lange.«
    »Ich weiß selbst nicht, warum ich noch nicht entschlossen bin«, antwortete der Alleshändler wahrheitsgemäß.
    »Wenn du etwas tust«, schlug Arruf vor und hoffte abermals, daß ihn Necron so verstand, wie er es wirklich sagen wollte, »dann tue es ganz. Töte mich oder versuche, diesen verfluchten Dämon zu besiegen. Unserer beider List und Klugheit muß dazu genügen.«
    Beide Männer sahen nicht, daß sich der einzelne Reiter näherte. Noch immer glaubte der Steinmann, daß das Klirren und das Hufgetappel eines der vielen bedeutungslosen Geräusche des nächtlichen Ash ’Caron war.
*
    Der Reiter hielt eine lange, schwere Turnierlanze in der rechten Hand. Seine Hand war von einem schuppenbedeckten Handschuh geschützt, seine Arme steckten in eisernen Schienen.
    Das Pferd war ebenso gepanzert wie der Reiter.
    Es trug einen Brustschild, eine zungenförmige Verkleidung des Kopfes, die auf der Stirn des Tieres in eine doppelte Klinge auslief. Auch der Körper rechts und links des Sattels war von breiten, eisernen Bänder geschützt. Darüber wehten Stoffteile, in düsteren Farben bestickt. Auch die Läufe des Pferdes oberhalb der Hufe steckten in dunkelblauen Eisenhülsen, die von breiten Lederbändern gehalten wurden.
    Der Reiter trug einen runden Eisenhelm, der von einem schwarzen Federbusch gekrönt wurde. Brustpanzer, Rückenpanzer und kugelige Hülsen über den Gelenken trugen ebenfalls geschliffene Stacheln. Auch der Schaft der Turnierlanze war mit Eisen beschlagen und besaß eine schimmernde, scharfgeschliffene Spitze.
    Der Reiter handelte, als wisse er sehr genau, was zu tun war.
    Der Mantel, der von seinen Schultern hing, flatterte fast waagrecht durch die Luft. Der Reiter, der in den Süden des Landes nicht paßte und aussah wie einer der Ritter aus dem nördlichen Gorgan, ritt in gestrecktem Galopp durch eine Straßenschlucht. Jetzt senkte er die Turnierlanze, von der knapp unterhalb der Spitze ein knatternder Wimpel flatterte, nach vorn. Er parierte sein Pferd, als er den dünnen Spalt sah, der zwischen den zwei riesigen Quadern klaffte.
    Das Pferd schlitterte auf allen vieren einige Schritte weit und hielt an.
    Mit einem schnellen, entschlossenen Ruck trieb der Reiter zugleich mit einem keuchenden Schrei tief aus seiner Kehle die Spitze der Waffe in den Spalt. Knirschend und krachend bewegten sich die Steinmassen und drifteten auseinander. Der Spalt wurde zusehends breiter, und die

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