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Die Alptraumritter

Die Alptraumritter

Titel: Die Alptraumritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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geeignet war. Die Nomaden kannten dieses Land, und sie zogen von einem dieser Orte zum anderen. Hier war Brennholz, hier gab es Quellen und genügend Gras für die Tiere. Einige Felsen sorgten für Windschutz, und der kleine Wald, der sich nach Norden fortsetzte, bot den sammelnden Frauen Möglichkeiten, Pilze, Früchte und Beeren zu finden.
    Hinter dem runden Turm, mehr zu ahnen als zu sehen, erstreckte sich der aufeinandergetürmte Haufen aus Stein, die Felsenstadt Ash’Caron.
    Uinaho rief:
    »Hier sollten wir rasten. Aber es hat noch einige Stunden Tageslicht!«
    Elejid schüttelte den Kopf und ordnete an:
    »Die Elejider schlagen hier das Lager auf. Ihr könnt das Gebiet durchsuchen, ob uns Gefahren drohen.«
    »Rechnest du damit?« fragte Hrobon.
    »Ich rechne immer mit Zwischenfällen, die uns in Gefahr bringen können«, bestätigte der Stammesführer. Arruf hob den Arm, winkte und deutete in die Richtung des Turmes.
    »Los!«
    Kußwind riß den Kopf hoch, sperrte den Hakenschnabel auf und stieß einen gellenden Schrei aus. Dann stob das Tier los, von Hrobon fast ohne die Hilfe der Zügel gelenkt. In einer kleinen Sandwolke verschwand der Heymal hinter den ersten Bäumen. Uinaho und Arruf ritten geradeaus und sprengten in einem langsamen, kräfteschonenden Galopp auf den breiten Steifen des Yarl-Trampelpfads zu, der sich vor ihnen abzeichnete.
    Uinaho wußte, wovon er sprach, als er zu Arruf hinüberrief:
    »Wie ist es für dich mit einem Fremden, mit einem Feind im Kopf, der deine Augen öffnet und schließt und hin und her bewegt?«
    »Nicht anders als bei Necron, dem Alleshändler«, gab Arruf aus dem knarrenden Sattel zurück. Seine Augen musterten jede Einzelheit des Geländes vor ihm. Zwischen der Stadt und dem Ort des Nachtlagers würde der entscheidene Kampf stattfinden. Er ahnte, daß er alle seine Fähigkeiten brauchen würde, und trotzdem konnte er verlieren.
    »Ich frage dich, nicht den Steinmann«, schimpfte der Ay.
    »Nun«, begann Arruf zögernd, »es ist schlimm. Als ob ein Fremder einen Teil des Körpers regiert. Ganz plötzlich bist du blind, und dann sieht der andere, was ich sehe. Er sieht, was ich tue, sieht, wo ich bin, sieht alles. Zu jeder Stunde des Tages und in der Nacht. Es ist nur in den ersten Stunden furchtbar. Mittlerweile habe ich mich schon daran gewöhnt; trotzdem will und muß ich es ändern.
    Necron wird denken, ich plane eine List. Ich denke dasselbe von ihm. Morgen wird der Tag der Entscheidung werden.«
    »Und du willst keine Hilfe?«
    »Nein. Es muß eine Lösung ohne Tod geben, ohne euch. Aber ich bitte euch, in meiner Nähe zu bleiben. Vielleicht müßt ihr mir helfen. Ich bin fremd hier, und keiner von uns weiß, wie es mit Shaer O’Ghallun ausgeht.«
    »Alptraumritter!«
    »Warten wir ab, was geschieht.«
    Sie ritten entlang des Trampelpfads, der sich, von Norden kommend, durch das Land schlängelte und in der Nähe des alten Wachturms die Mauer berührte. Obwohl der letzte Yarl vor vielen Jahren hier entlanggestürmt sein mußte, war der Unterschied deutlich zu erkennen. Die Pflanzen, die in dem breiten Streifen wuchsen, hatten eine ungesunde Farbe. Zwischen ihnen befanden sich riesige leere Flächen, die aus nackter, schwarzer Erde bestanden oder aus Sand, der seine Farbe verändert hatte. In einem weiten Bogen ritten die Krieger zurück zum Lagerplatz, den die Karawane inzwischen erreicht hatte. Gerade, als sie auf den freien Platz einbogen, ertönte aus dem Niemandsland ein langgezogener, dumpfer Hornstoß.
    »Ein Yarl!«
    Sofort antwortete vom Rand des Lagers ein zweites Horn, drängender und in abgehackten Tönen. Unter den Schlackenhelm-Krieger breitete sich freudige Unruhe aus. Wieder dröhnte das Horn, und wieder antworteten die Überlebenden der Springenden Quellen.
    »Ob es Prinz Odam ist?« fragte sich Arruf und zügelte das Pferd. Die Tiere setzten Schritt vor Schritt. In dem breiten Ausschnitt der Mauer tauchte der Körper eines rennenden Yarls auf und kam schnell näher. Der Boden dröhnte unter den schweren Pranken auf, die Pferde waren unruhig. Es war nur ein kleiner Yarl, und die Aufbauten aus Goldenem Staub sahen alt und gebrechlich aus. Aber auf den Plattformen und hinter den löchrigen Zinnen standen Krieger und winkten den Odam-Nomaden, die sich aus den Gruppen der Horier lösten und auf den Yarl zurannten.
    »War das ein Zufall? Oder haben sie nach denen vom ersten Yarl gesucht?« schrie Uinaho und sprang aus dem Sattel. Während er das Pferd

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