Die alte Villa (German Edition)
Fesseln. Sie konnte nicht erkennen, wer es war, aber sie konnte schließlich ihre Hände wieder frei bewegen, erhob sich ruhig und ohne Hast vom Altar und streckte ihre Hände in die Luft.
Eine kraftvolle Energie pulsierte durch ihren Körper. Ihre Macht ließ Herrn Kelbel und seine Anhänger zurückweichen.
Alle hatten jetzt ihre Kapuzen abgenommen. Alle bis auf einen.
Dieser eine blieb unerkannt und geheimnisvoll.
Für einen kurzen Moment beschlich sie ein quälendes Gefühl der Ungewissheit, wer dieser Unbekannte sein könnte. Warum zeigte er sich nicht?
Auch dieses Geheimnis würde sie lösen können, doch würde dazu viel Geduld nötig sein.
Sie drehte sich herum, ließ die Ungewissheit bewusst hinter sich zurück.
Würdevoll ging sie aus dem Raum, blickte dann noch einmal zurück auf die Männer in ihren schwarzen Kutten. Sie entfernte sich von ihnen und mit ihnen blieb auch der Unbekannte im Dunkeln zurück.
Als sie aus dem Raum hinaustrat ins helle Licht, befand sie sich augenblicklich in einem wunderschönen Garten. Sie blickte sich um und entdeckte hinter sich die große alte Villa. Ihr gelb-grauer Anstrich leuchtete hell und freundlich. Die Fenster in den kleinen Türmchen glitzerten im Sonnenlicht.
1. März 1980
Gleich nach der Schule wollte sie zu Tamara fahren, um ihr von dem sonderbaren Traum zu erzählen.
Tamara empfing sie an der Tür und erzählte, dass Maja auch jeden Moment kommen würde. Sie solle doch mit ihrem Bericht noch so lange warten.
Sie setzten sich in der Küche gemeinsam an den großen Tisch, und wieder lagen hier einige der alten Bücher, - aufgeschlagen, als hätte darin soeben jemand gelesen. Dabei wusste Rebecca doch, dass dies nicht möglich war. Noch nicht.
„Es wird höchste Zeit, dass wir die Geheimschrift entschlüsseln, damit du diese Bücher nutzen kannst. Es sind mit Sicherheit richtige kleine Schätze“, sagte Tamara mit einem Zwinkern. Wie es aussah, hatte sie wieder die Gedanken der jungen Besucherin gelesen. Wer wunderte sich überhaupt noch darüber? Rebecca schon lange nicht mehr.
„Das Rezept für den Tee gestern Abend habe ich übrigens auch aus einem sehr alten Buch, welches meiner Großmutter gehörte. Du bist doch nicht böse, dass ich dich nicht extra vorher gefragt habe, ob du ihn trinken willst?“
Sie schaute ein wenig schuldbewusst. „Waren aber alles ganz harmlose Zutaten“, fügte sie noch hinzu. „Melisse, Baldrian, Fenchel, Minze....nur einen Hauch vom Schwarzen Bilsenkrautes“ Rebecca lächelte gequält. Bilsenkraut, ist das nicht hochgiftig…?
„Ja, wär’ schon schön, wenn du mich vorher einweihst, bevor du mir einen von deinen Zaubertränken verpasst“, sagte sie in gespielt beleidigtem Ton. „Wie gut, dass ich ihn überlebt habe..“
„Keine Sorge, der Bilsenkraut-Anteil war mikroskopisch klein…….-
Ach , übrigens, wegen der Briefe“, fing Tamara schnell ein neues Thema an. „Ich habe sie alle einem guten Freund gegeben. Er ist Historiker, der Gute. Und er befasst sich besonders gerne mit der Entzifferung von sehr alten unleserlich gewordenen Schriften. Da werden wir bald mehr wissen.“
Rebecca zog die Nase kraus. Wer war das nun schon wieder? Auch ein Mystiker?
„Er ist absolut vertrauenswürdig. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen“, fügte Tamara schnell hinzu. „Wie haben deine Eltern eigentlich auf die Nachrichten aus Bayern reagiert?“, wechselte sie erneut das Thema.
„Na, ja, sie schienen ein wenig verunsichert zu sein, vor allem meine Mutter“, erzählte Rebecca. Sie erinnerte sich an den Empfang zu Hause, nach ihrer Rückkehr aus Bayern. Natürlich waren ihre Eltern außerordentlich froh gewesen, dass sie wieder heil nach Hause zurück gekehrt war. Sie erkundigten sich auch nach Torsten, bzw. Herrn Klimm und Rebecca beruhigte sie diesbezüglich. „Er hat gut auf mich aufgepasst.“
Dann hatte sie ihnen von Greta erzählt. Es war ihr schwer gefallen, nüchtern und sachlich von ihrer ersten Begegnung mit der Tante zu reden und sie hatte die ganze Zeit einen Kloß im Hals gehabt.
Ihre Mutter hatte stumm zugehört. Ihre Miene war so ernst gewesen, als würde sie gerade einer Beerdigung beiwohnen.
Am Ende hatte sie seufzend gesagt. „Ich denke, wir werden sie sobald wie möglich besuchen müssen - Dafür wären doch die Osterferien gut geeignet.“ Rebecca fand den Termin zwar viel zu spät , aber immerhin wollten sie sich um Greta kümmern und das war ja schon einmal
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