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Die alte Villa (German Edition)

Die alte Villa (German Edition)

Titel: Die alte Villa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie E. Parker
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Klosterkapelle in den bayrischen Alpen
     
    Es herrschte beinahe vollkommene Dunkelheit in der kleinen Kapelle. Nur einer einzelnen brennenden Kerze entwich ein winziger Lichtpegel, der für eine dürftige Orientierung sorgte, so dass ein nächtlicher Besucher immerhin den Weg zu den Opferstöcken finden würde.
Eine große, hagere Person, bekleidet mit einem dunklen Umhang, kam leise zur Tür hinein, ging dann mit langsamen, fast schon bedächtigen Schritten auf dieses klägliche Licht zu. Die Person entnahm eine neue, viel größere Kerze aus einem Fach, entzündete sie und steckte sie in einen der dafür vorgesehenen Halterungen.
Sanftes, aber viel helleres Kerzenlicht, ausgehend von einer kräftigen Flamme erleuchtete nun den Innenraum der Kapelle und verscheuchte die Dunkelheit im Nu.
Niemand sonst hatte sich zu dieser späten Stunde in die Kapelle verirrt.
Die hagere Person nahm ihre Kapuze ab, so dass der Kerzenschein ihre hageren Gesichtszüge erkennen ließ. Die alte Nonne setzte sich auf eine der hölzernen Bänke und kniete dann nieder.
Sie schien einige Mühe dabei zu haben, zu oft schon hatte sie hier gekniet, auf dem harten holzigen Untergrund, und dabei lange und intensive Zwiegespräche mit Gott geführt. Meistens hatte sie ihm ihr Leid geklagt, seltener hatte sie ihm gedankt für ihr Schicksal, an dem sie so schwer trug und mit dem sie so oft gehadert hatte.
Nein! Sie hatte sich ihr Leben eigentlich anders vorgestellt!
Als sie jedoch bei einem Unfall ihre Eltern verlor, blieb ihr keine große Wahl. Zufrieden musste sie damals sein, dass sie gut versorgt gewesen war.
Hätte sie denn überhaupt irgendetwas anders machen können in ihrem Leben?
Mit  erschreckender Klarheit überfiel sie die unausweichliche Gewissheit, dass ihr eigenes Leben schon sehr bald zu Ende gehen würde und ihr daher nur noch wenig Zeit blieb.
Immer öfter quälte sie die Frage, was sie mit dieser restlichen, ihr noch verbleibenden Lebenszeit auf Erden anfangen sollte.
Es wäre doch bequem, so weiter zu machen wie bisher und dann irgendwann, statt am Morgen aufzustehen, einfach liegen zu bleiben.
Ja, wenn ihr Leben erfüllt und glücklich gewesen wäre, würde sie es genau so machen wollen. Sanft entschlafen, wenn einen die Kraft verließ.
Wie sehr sie sich danach sehnte! Gleichzeitig wusste sie, dass es für sie nicht in Frage kam… Sie hatte nie kämpfen müssen.
Immer hatten andere ihr alle Entscheidungen abgenommen.
Das Kinderheim konnte sie sich damals nicht aussuchen. Sie wurde dort hingebracht und musste es akzeptieren. Und auch die strenge katholische Erziehung war für sie zu Anfang fremd gewesen. Aber auch daran hatte sie sich gewöhnt und sie lernte auch hier, sich mit den Gegebenheiten abzufinden.
Später war sie sogar dankbar gewesen für das geregelte Leben und die  täglichen Gebetszeiten.
Mit der Zeit war Gott ihr einziger Vertrauter geworden, dem sie alle ihre Sorgen anvertrauen konnte. Er hatte sie immer verstanden. – Oder nein, doch nicht immer. In einer Sache konnte sie ihm nicht trauen. ..
Sie war damals 16 Jahre alt gewesen. Viel zu groß im Vergleich zu den anderen Mädchen des Heims und schrecklich hager. Dennoch war nicht zu übersehen gewesen, dass aus ihr langsam eine Frau wurde.
Beim Versuch, mit einer wackligen Leiter Bettzeug aus einem Schrank zu holen, hatte sie sich den Knöchel verstaucht, und musste sich anschließend mehrfach in die Krankenstation begeben, um dort den Stützverband wechseln zu lassen.
Sie hatte sich jedes Mal auf die Besuche bei dem netten, freundlichen Arzt gefreut. Während er sie untersuchte, hatte  er immer ein wenig erzählt oder ihr Fragen gestellt. Und sie hatte diese ungewohnte Zuwendung genossen, bis zu dem Tag, als der Doktor beinahe belanglos sagte, dass sie sich ausziehen sollte.
Er hatte ihr erklärt, dass er sie gerne einmal gründlich untersuchen wolle und dass sie sich dazu vollständig entkleiden müsse. Sie konnte sich noch genau an das Gefühl der Scham erinnern, das sie empfunden hatte, als sie das Untersuchungszimmer betrat. Der Doktor hatte sie angelächelt und ihr gesagt, dass sie sich auf den Untersuchungstisch legen solle. Dort hatte sie dann gelegen und vor Angst und Hilflosigkeit am ganzen Körper gezittert.
In der Hoffnung, dass es schnell vorbei sein würde, hatte sie die Augen einfach geschlossen, aber was dann passiert war, war schrecklicher als alles andere, was sie bisher in ihrem Leben erlebt hatte. Sie konnte sich

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