Die alte Villa (German Edition)
Anzug an, keine Vermummung wie all die anderen hier. Rebecca war für einen kleinen Moment verwirrt, gab sich aber Mühe, dass man ihr das nicht ansah. Sie ging langsam auf den Lehrer zu und als sie vor ihm stand, rief dieser ungeduldig: „Legt ihr Fesseln an!“
Rebecca erschrak heftig. Einer der Männer trat auf sie zu und legte ihr die Hände auf den Rücken um sie mit einem dünnen Strick zusammen zu binden.
Die gesamte Szenerie erinnerte sie an ihren Traum. Daher ließ sie sich ohne Widerstand fesseln und in einen weiteren unbeleuchteten Raum führen. Sie schloss die Augen, als hoffe sie, auf diese Weise der Situation Herr zu werden, wie damals in der Kirche, als es den Stromausfall gegeben hatte.. Sie wollte erst gar nicht wissen, was hier vorging.
Nach weiteren quälenden Minuten, hörte sie von draußen leise Geräusche.
Die Tür öffnete sich. Es gab ein Gemurmel und dann Schritte von mehreren Personen, die den Raum betraten.
Sie öffnete langsam ihre Augen und konnte einen großen hohen Raum wahrnehmen, der nun von brennenden Fackeln sanft erhellt wurde. Die Fackeln wurden von unzähligen Personen in dunklen Kutten gehalten. Deren Schein warf tanzende lange Schatten an die Decke.. Es war geradezu gespenstisch und Rebecca wagte kaum zu atmen vor Anspannung. Wohin sie auch blickte standen schwarz vermummte Gestalten.
Sie schienen einer Traumwelt zu entstammen..
Oder sollte diese Traumwelt ganz bewusst hier inszeniert werden? Wollten diese Menschen einer für sie unerträglichen Realität entkommen ?
Hagazussa…., hab keine Angst !
„Endlich ist der Tag der Erlösung gekommen“, sagte eine Stimme, die Rebecca zusammen zucken ließ.
Sie kannte diese Stimme, da war sie ganz sicher!
Als sie den Kopf langsam in die Richtung drehte, aus der die Stimme gekommen war, blickte sie fassungslos in das Gesicht von Dr. Bekell!
Er lächelte sie mit einem gespenstisch wirkenden Gesichtsausdruck an und ihr erstarrte förmlich das Blut in den Adern. Niemals hätte sie mit ihm gerechnet. Dr. Bekell lachte, als er ihr Erstaunen sah.
„Guten Abend, Fräulein Stein!“ begrüßte er sie. Seine Stimme klang aggressiv und höhnisch zugleich.
Sie rief sich innerlich zur Ruhe und musterte den Doktor ihrer Tante. Er hatte auch eine von diesen schwarzen Kutten an, doch war sein Blick nicht zu Boden gesenkt wie bei allen anderen hier Versammelten, sondern direkt auf sie gerichtet.
Seine Augen blickten sie eiskalt an. Rebecca fiel ihr letzter Traum wieder ein. Sie musste irgendwie Zeit gewinnen. Eine Taktik entwickeln..
„Wer sind Sie in Wahrheit, Dr. Bekell? Was haben Sie mit der Verbrennung von Mar ianna von Költing zu tun?“
Sie sah deutlich, wie es in Dr. Bekells Augen zuckte.
„Du hast die Briefe also gefunden?“
„Was wissen Sie von den Briefen?“
„Leider zu wenig. Deshalb wirst du mir auch sagen, wo die Briefe sind, bevor du stirbst.“
Rebecca lief bei seinen Worten ein kalter Schauer über den Rücken. Sie blickte unsicher in die Runde.
„Die Briefe habe ich nicht mehr. Ich habe sie an ein Institut weitergeleitet und weiß nicht, wer sie jetzt hat.“
Mit einer ruckartigen Bewegung packte Dr. Bekell sie am Arm. „Du wirst es mir schon sagen, du falsche Schlange!“
Rebecca unterdrückte ihre Angst und schrie ihm ins Gesicht.
„Ja, so wie die arme Marianna und all’ die anderen Unschuldigen alles gesagt haben, was man von ihnen verlangte. Aber sie vergessen, dass das meiste davon gar nicht stimmte, weil es die Folter war, die all’ diese Lügen aus ihnen hervorgelockt hatte. Wollen Sie auch von mir Lügen hören?“
Ihre Worte verfehlten ihre Wirkung nicht! Dr. Bekell schien nachzudenken.
„Wo sind die Briefe?“ zischte er sie dann erneut an.
„Diese Briefe sagen absolut nichts aus, das hat mir ein Professor gesagt, der sie untersucht hat“, log Rebecca und bemühte sich dabei gelassen zu bleiben.
„So, so, denkst du.“
Nervös ging er ein paar Schritte in dem unzureichend beleuchteten Raum umher. Seine Anhänger hatten alle Fackeln in große eiserne Gestelle gesteckt, die in einer langen Reihe entlang der Wände aufgereiht waren.
Rebecca wurde nun von einer unkontrollierbaren Verzweiflung heimgesucht. Sie zitterte am ganzen Körper.
Was sollte sie denn gegen diese, allem Anschein nach kranken Menschen bloß unternehmen?
Reiß dich zusammen!, befahl eine Stimme in ihr. Dabei wäre sie doch am liebsten weinend zusammengebrochen und hätte nur noch um
Weitere Kostenlose Bücher