Die alte Villa (German Edition)
lächelte ihr freundlich zu. Ja, wenn sie ihn nicht hätten, sie müssten sicher auch die Wäsche noch mit der Hand waschen bei ihrem ungeheuren Verschleiß an Waschmaschinen und allen möglichen anderen Elektrogeräten. Aber Herr Krause hatte anscheinend gute Beziehungen und besorgte ihnen immer rasch gebrauchten und recht günstigen Ersatz.
Sie wollte gerade den Mund aufmachen und etwas Freundliches zum Abschied sagen, als sich oben im ersten Stock ein Fenster öffnete. Das wütende Gesicht von Frau Krause erschien.
„Heinz, was machst du denn da unten so lange, ich warte schon die ganze Zeit auf dich. Du wolltest mir doch beim Abwasch helfen!“
So eine billige Ausrede, du Giftschlange. In Wahrheit gönnst du deinem Mann nicht mal die kleinste Unterhaltung mit einer anderen Frau..
11. November 1979
Es war eiskalt an diesem Novembertag und Rebecca hätte schon Handschuhe gebrauchen können, nur bemerkte sie es erst, nachdem sie schon ein paar Minuten auf dem Rad unterwegs gewesen ist.
Sie dachte an Torsten. Ihre Eltern wussten noch immer nicht, dass sie mit ihm befreundet war und sie hatte auch überhaupt keine Lust, ihnen irgendetwas davon zu erzählen. Und so, wie es jetzt mit ihnen lief, war es für sie auch ganz in Ordnung. Torsten hatte viel mit seinem Studium zu tun. Sozusagen war er beinahe fertig mit dem Studium und das bedeutete anscheinend eine Menge Arbeit. Leider erzählte er nicht viel von den Inhalten seiner Studien und jedes Mal, wenn Rebecca ihn danach fragte, wich er dem Thema aus.
Psychologie , dachte sie und musste dabei lächeln. Sie hatte Torsten verboten, bei ihr zu Hause anzurufen und er hatte auch nicht weiter nachgehakt. Stattdessen trafen sie sich immer nach ihrem Basketballtraining in der Turnhalle. Manchmal schaute Torsten beim Training zu oder spielte vorher ein wenig mit ihr. Er war selber ein guter Spieler und dafür wurde er von Rebecca auch sehr bewundert. Rebecca gab sich immer die allergrößte Mühe beim Training, wenn Torsten zuschaute und es gab wohl keine in ihrer Mannschaft, die sie nicht um diesen Freund beneidete.
„Mensch, Rebecca, wie bist du denn an den nur rangekommen?“, fragte Birgitta ein ums andere mal.
„Du bist ein Glückspilz, Rebecca!“
Solche Aufmunterungen konnte Rebecca gut gebrauchen, bei den vielen Problemen, die sie zurzeit hatte. Vor allem die Sache mit Greta, ihrer Tante, ging ihr nicht mehr aus dem Sinn und sie grübelte ständig darüber nach.
Sie stellte ihr Fahrrad in den alten schon etwas verrosteten Fahrradständer vor dem großen Mehrfamilienhaus.
Hoffentlich sind Olga und Fred zu Hause , dachte sie, während sie die Treppe leichtfüßig hinauf in den 1. Stock spurtete. Sie hatte Glück. Die beiden waren da, hatten jedoch Besuch. Zwei Bekannte von Fred waren da. Einer von ihnen war Peter, den sie schon von der Einweihungsfete her kannte. Der war völlig aus dem Häuschen, als er Rebecca sah.
„Mensch, welch tolle Überraschung!“, rief er und Rebecca kam es fast so vor, als wäre er überhaupt nur ihretwegen hier. Und dabei war doch ihr letztes Zusammentreffen absolut kein Erfolg gewesen, zumindest aus seiner Sicht...
Er trug wieder sein Cowboy-Outfit, aber heute störte es Rebecca wenig. Überhaupt war Peter anscheinend gar nicht so übel und im Grunde ein netter lustiger Kerl.
Olga fragte ihre Schwester leise, wie es denn so mit Torsten liefe und Rebecca sagte ihr, dass sie befreundet wären, aber mehr locker, nichts Festes.
Fred hatte ihr leises Gespräch wohl mitgehört, denn er mischte sich sogleich empört ein:
„Was höre ich da, nichts Festes? Kann ja nicht sein! Als ich Torsten neulich traf, da erzählte er mir, dass du die Liebe seines Lebens wärst. Rebecca, Rebecca, was bekomme ich nur für eine Schwägerin. Verdreht den Männern reihenweise den Kopf und dann lässt sie die Ärmsten einfach so abblitzen“. Mit einem Blick auf Peter fügte er noch hinzu: „Nimm dich in Acht, mein Lieber. Diese Frau ist gefährlich.“
Alle lachten, - auch Rebecca - und sie genoss es diesmal sogar, im Mittelpunkt zu stehen.
Es ist doch so schön, Freunde und eine Familie zu haben! dachte sie...
Ja, Mama hat auch eine Schwester , fügte sie noch in Gedanken hinzu und mit einem Schlag war ihre gute Laune verflogen.
„Was ist denn los, Schwesterchen? Du schaust ja so bekümmert“, fragte Olga, als sie die tiefen Sorgenfalten auf Rebeccas Stirn sah.
„Ach nichts, ich muss aber noch wo hin. Besser, ich gehe
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