Die alte Villa (German Edition)
sie Geschichten über Verstrickungen zwischen den Menschen oder über alte, schon fast vergessene Geheimnisse doch über alles liebte.
„Sie behauptete, dass Johanna ein Nachkomme der einstigen Bewohner der Villa gewesen sei und sie forderte diese immer auf, die Sache aufzuklären, damit sie wieder in das schöne alte Haus einziehen könnte .“
Tamara lachte. „Johanna wäre angeblich eine ‚von Költing’, wie die ehemalige Adelsfamilie wohl gehießen hatte und nun wohnten ‚die anderen’ in dem schönen Haus und das machte meine Großmutter immer ganz böse. Sie hatte Johanna jederzeit mit dem größten Respekt behandelt, was dieser immer ganz peinlich gewesen war. – Ja, und dann erzählte sie, dass man deshalb, - also wegen der Freundschaft der beiden Familien- irgendwann einmal vor sehr langer Zeit das kleine Törchen in den Zaun ganz hinten am Ende des Gartens eingebaut hatte. Durch dieses sei man in früheren Zeiten immer hindurch gegangen, um zur Villa zu gelangen. – Es ist übrigens wirklich schon sehr alt, dieses Törchen und ich habe darauf bestanden, dass man es dort belassen sollte, als mal wieder ein neuer Zaun fällig wurde.“
Rebecca dachte über die Geschichte nach. Dann schüttelte sie den Kopf.
„Das hört sich in der Tat etwas seltsam an. Woher sollte deine Großmutter denn das alles wissen? Das muss doch alles schon endlos lange her sein und soweit ich weiß, gab es niemals irgendwelche wohlhabenden Leute in unserer Verwandtschaft.“ Tamara nickte.
„Ja, womöglich waren es nur Fantastereien einer alten Frau. – Geschichten, die von Generation zu Generation weitererzählt wurden und die vermutlich jedes Mal ein wenig erweitert wurden…“
Nachdenklich, aber schon viel zuversichtlicher, was das Problem mit ihrer Tante anging, verließ Rebecca das kleine verwunschene Häuschen und atmete erst einmal tief durch. Sie drehte sich noch einmal um, als sie draußen auf dem Weg vor dem Haus stand, um Tamara noch einmal zuzuwinken und dann fielen ihr zum ersten mal die Ziffern auf, die über der Tür des Häuschens angebracht waren. Aus Eisen waren diese geschmiedet und daher wohl über die langen Jahrhunderte sehr gut erhalten geblieben.
‚1-6-7-5’, las sie, schwang sich auf ihr Rad und fuhr davon. Nie hätte sie gedacht, dass Tamaras Haus schon so alt war.
Schon über 300 Jahre! Nicht zu fassen!
Die Luft war heute sehr feucht und es roch nach modriger Erde, fast wie im Wald. Rebecca liebte diesen Geruch. Er war tröstend und stärkend zugleich. Was sollte sie jetzt mit dem angebrochenen Tag machen? Zum Mittagessen würde sie nach Hause gehen. Aber danach?
~
Gegen 15 Uhr verließ Rebecca das Haus. Ohne zu zögern trabte sie los. Sie steuerte den nahen Wald an und hatte ihn wenige Minuten später erreicht. Die Stimmung im Wald war heute richtig gespenstisch. Dichter Nebel umspielte die Stämme der Bäume und Rebecca blieb auf dem Weg stehen, um dieses kleine Naturschauspiel staunend zu betrachten.
Wie schön und unheimlich zugleich , dachte sie und wollte sich gerade wieder in Bewegung setzen, als aus dem Nebel, mitten auf dem Weg, der vor ihr lag, eine Gestalt auftauchte.
Sie zuckte zusammen, denn der dunkel gekleidete Mann kam langsam in ihre Richtung, also geradewegs auf sie zu. Wie ein normaler Spaziergänger sah er nicht aus, denn er schien seinen Blick zielgerichtet genau auf sie wie auf ein Opfer gerichtet zu haben.
Indem sie ihr Lauftempo erhöhte, hoffte sie, so schnell wie möglich an dem unheimlichen Mensch vorbei zu kommen.
Doch versperrte ihr dieser den Durchgang, indem er sich genau in die Mitte des schmalen Weges stellte, so dass sie nicht an ihm vorbeilaufen konnte, ohne ihn dabei zu berühren oder den Weg verlassen zu müssen.
Erst, als sie die Person schon fast erreicht hatte, stellte sie verdutzt fest, dass es sich bei ihr um Michael, Torstens Freund, handelte. Erleichtert blieb sie stehen und lachte.
„Mensch, hast du mich erschreckt!“
„Schön“, sagte dieser und lachte leise.
Seine dunklen Augen saugten sich dabei regelrecht an ihr fest. Er schwieg und schaute sie nur wie gebannt an. Dabei nahm sein Gesicht einen finsteren Ausdruck an und Rebecca fragte sich, ob er sich einen Spaß erlauben wollte, indem er versuchte, ihr Angst einzujagen oder ob Torstens Freund vielleicht tatsächlich ein wenig unnormal wäre. Er hatte keine Jacke an, obwohl die Temperaturen heute nur knapp über dem Gefrierpunkt lagen. Über einer
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