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Die alte Villa (German Edition)

Die alte Villa (German Edition)

Titel: Die alte Villa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie E. Parker
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Kinder bekommen konnte. Da ihr die Wartezeit für einen Säugling viel zu lang war, - du kennst ja ihre Ungeduld – hat sie sich entschieden, ein älteres Kind zu adoptieren. Umso älter die Kinder, bzw. Jugendlichen waren, desto unwahrscheinlicher war eine Vermittlung in eine Adoptivfamilie. Es gab hier praktisch keinerlei Wartezeiten. So kam schließlich deine Mutter zu uns in die Familie und ich verliebte mich schon kurz darauf in sie. Zwar hatte Gertrud dann keine Tochter mehr, die bei ihr lebte, aber ich eine liebe Frau. Und Gertrud war natürlich ebenfalls sehr glücklich über diese Entwicklung. - Elisabeth hatte  man damals erzählt, dass Greta im Heim gestorben wäre.“ 
Rebecca riss vor Schreck die Augen auf.
Nein, das durfte nicht wahr sein! Bitte lieber Gott, mach, dass das nicht wahr ist!
Ihr beleibter Vater seufzte wieder und ließ sich erschöpft auf dem Bett seiner Tochter nieder.
    „Einige Jahre später, - deine Mutter und ich waren da schon verheiratet -, kam ein junger Mann zu uns. Aus Bayern. Er erzählte, dass er der Adoptivbruder von Greta sei und dass es Greta nicht gut ginge. Die beiden, also deine Mutter und der junge Mann, sind dann zu Greta nach Bayern gefahren.“
Der Vater schwieg. Rebecca schöpfte neue Hoffnung..
    „Was ist mit ihr?“, fragte Rebecca und sie fühlte, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten. „Sag doch, was ist mit ihr passiert?“
    „Sie war in einer psychiatrischen Klinik und deine Mutter war sehr verstört, als sie zurück kam. Sie hat tagelang nur geweint und ich dachte schon, sie würde sich gar nicht mehr beruhigen.“
    „Und Greta?“, fragte Rebecca matt. „Wo ist sie heute? Lebt sie noch?“
    Rebeccas Vater schüttelte den Kopf. „Wir wissen es nicht.“
    „Was?“, brüllte Rebecca. „Soll das heißen, dass ihr sie im Stich gelassen habt?“
Rebecca war fassungslos.
    „Rebecca, deine Tante war schwer krank. Sie war geistig verwirrt und dort in der Klinik am besten aufgehoben. Deine Mutter hatte damals schon Olga und war mit dir hochschwanger. Sollten wir unsere Familie opfern für Greta, die für uns wie eine Fremde war? Was hätten wir denn tun sollen? Sie zu uns nach Hause holen? In unsere winzige Wohnung, wo der Platz für uns selber kaum ausreichte?“
    „Ja, vielleicht“, sagte Rebecca.
    „Über kurz oder lang wäre sie auch hier in einer Klinik gelandet und wer weiß, ob die Betreuung hier besser gewesen wäre als in Bayern. Das war eine erstklassige Klinik, da bin ich sicher.“
    Rebecca erhob sich.
„Ich gehe in mein Zimmer, mir geht es gar nicht gut“, sagte sie und verließ mit hängenden Schultern das Wohnzimmer.
    Was sollte sie mit dem heutigen Tag anfangen? Sie musste hier raus. Wie sehr sie doch Olga vermisste. Kurzentschlossen holte sie ihr Fahrrad aus dem Keller. Auf der Treppe traf sie Herrn Krause.
    „Hallo Rebecca, na, alles in Ordnung?“
    „Ja, danke“, log sie.
Sie mochte Herrn Krause. Er sah wesentlich jünger als seine Frau aus, vermutlich war er das auch. Herr Krause war durch die Folgen einer Kriegsverletzung Frührentner geworden und hatte anschließend, da er noch viel zu jung zum Nichtstun war, die  Tätigkeit des Hausmeisters in ihrem Mehrfamilienhauskomplex übernommen. Die Krauses waren gleich nach der Fertigstellung der Häuser Anfang der 50er Jahre als Neumieter dort eingezogen.
Schon oft hatte Rebecca sich gefragt, ob er wohl  glücklich mit seiner Frau war? Es tat ihr auch leid, dass er mit seinem Sohn offenbar nicht viel Glück gehabt hat.
Sie nervte er ja auch unentwegt, vor allem, wenn er sich mal wieder einen Spaß daraus machte, ihre Sachen zu verstecken, um sie damit zu ärgern. Schon mehrfach hatte sie jedenfalls vermutet, dass jemand die Sachen gestohlen hatte, bis irgendjemand sie später im Keller in irgendeiner dunklen Ecke wieder gefunden hatte.
Rolf war viel zu klein und geradezu schmächtig für sein Alter und hatte das ganze Gesicht voller Sommersprossen. Sein Haar war rotblond und leicht wellig. Im Grunde war er schon ein hübscher Kerl, aber doch irgendwo ein seltsamer und hochgradig verstörter Mensch.
    „Willst du eine kleine Radtour machen?“ fragte Herr Krause.
    „Ja“
    „Ach, da fällt mir noch ein, Rebecca, ich habe eine auftreiben können.“
    „Was haben Sie auftreiben können?“, fragte Rebecca verwundert.
    „Na, eine gebrauchte Waschmaschine“, erklärte ihr Herr Krause.
    „Oh, natürlich, ich werds’ meiner Mutter später sagen.“
Herr Krause

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