Die alte Villa (German Edition)
ängstlich an zu schreien.
„Schnell raus hier!“, brüllte Birgitta. „Bevor wir einen Stromschlag abbekommen.“
Die Mädchen drängten aus dem Raum in die Umkleidekabine und irgendjemand rutschte auf dem nassen glitschigen Boden aus.
„Au, verdammt. Hilfe! Ich habe mich verletzt. Helft mir!“, rief Karin und sofort eilten mehrere ihrer splitternackten Kameradinnen herbei, hoben die Verletzte hoch und trugen sie gemeinsam in die Umkleidekabine.
Rebecca sagte nun nichts mehr und schämte sich ganz furchtbar, dass sie so wütend geworden war. Sicher hat es nur deshalb diesen Kurzschluss gegeben. In Windeseile zogen sich alle an und holten dann Hilfe. Karin hatte sich vermutlich den Knöchel verstaucht, vielleicht war sogar etwas gebrochen. Sie musste auf jeden Fall ins Krankenhaus gebracht werden und der Hausmeister rief einen Rettungswagen. Susanne schaute Rebecca zweifelnd an.
„Sag mal, kannst du zaubern?“, fragte sie dann und Rebecca verzog das Gesicht.
„Natürlich wollte ich das nicht“, begann sie und ärgerte sich gleich darauf, überhaupt etwas gesagt zu haben. Warum verteidigte sie sich überhaupt?
Birgitta schaute sie spöttisch an und Rebecca beeilte sich nun, ihre Sachen einzuräumen. Sie wartete noch, bis der Rettungswagen kam. Susanne und Kerstin stützten die Verunglückte und brachten sie zum Turnhallenausgang. Die Sanitäter legten das Mädchen auf eine Bahre und fuhren anschließend mit ihr ins nächstgelegene Krankenhaus.
Draußen wäre sie fast mit Torsten zusammengestoßen. Er kam gerade den Gang entlang.
„Mensch, wo bleibst du denn?“, fragte er. „Ich wollte dich gerade suchen kommen. Was ist denn hier los?“
„Es ist ein Unfall passiert. Karin hat sich vermutlich den Knöchel verstaucht. Vielleicht ist sogar etwas gebrochen.“
„Oh“, sagte Torsten betroffen.
„Und dabei wollte ich das bestimmt nicht“, sagte Rebecca den Tränen nahe.
„Die wollten mich einseifen, alle auf e inmal“, erzählte Rebecca, während die ersten Tränen an ihrer Wange herunter rollten.
„Na, ihr macht mir ja schöne Spielchen.“ Torsten grinste, aber Rebecca machte das nur noch wütender.
„Ich werde nie mehr hier duschen, wenn die sich nicht benehmen können“, sagte sie trotzig.
„Das muss tatsächlich etwas zu heftig gewesen sein, wenn anschließend der Krankenwagen kommen muss“, sagte Torsten.
Sie waren nach draußen gegangen und dort empfing sie Dunkelheit und eisige Kälte. Es würde wohl die erste Frostnacht des Winters werden. Der eisige Wind fuhr wie tausend Nadelstiche in Rebeccas Kopfhaut. Ihre Haare waren pitschnass, weil sie bei all’ der Aufregung das Trocknen vergessen hatte.
Torsten nahm Rebecca in den Arm.
„Na komm, ich bin sicher, dass es nicht deine Schuld war. Ist eben ein unglücklicher Zufall gewesen“, versuchte er sie zu trösten.
„Es gibt keine unglücklichen Zufälle“, fuhr sie Torsten schon wieder gereizt an und bereute es sogleich.
„Tut mir leid“ ,sagte sie deshalb und schaute ihn schuldbewusst an. Er lächelte.
„Hast du heute Zeit, eine Cola mit mir zu trinken?“
Rebecca nickte.
Es war schwierig, um diese Zeit noch ein gemütliches Café zu finden. Die beiden Eiscafés im Ort schlossen im Winter und Rebecca musste feststellen, dass sie auf diesem Gebiet keine besonders gute Beraterin war. Sie ging eben viel zu selten aus.
„Na, wenn du keine bessere Idee hast, dann gehen wir eben zum Griechen. Hast du Hunger?“
„Nein, nur Durst. Ganz schrecklichen Durst.“
Sie unterhielten sich noch einmal über die Szene in der Dusche und Rebecca überlegte, ob sie Torsten von ihrem Verdacht erzählen sollte, dass womöglich sie an diesem Kurzschluss Schuld gewesen war. Aber würde er ihr das glauben können?
„Nicht, dass du jetzt noch eine Seifen-Phobie entwickelst“, sagte er.
„Eine Was?“
„Na, eine Art Todesangst, immer wenn du eine Seife siehst.“
„Ich hoffe nicht. Ich mag es eben nur nicht, wenn man mich festhält ohne meine Zustimmung.“
„Da muss ich bei dir ja immer vorsichtig sein.“
„Ja, musst du .“ Rebecca musste lachen.
Wann würden sie wohl das erste Mal miteinander schlafen? Torsten hatte sie bisher noch nicht gefragt und sie auch nicht dazu gedrängt. Meinte er es am Ende gar nicht ernst mit ihrer Beziehung?
Inzwischen hatten sie das kleine griechische Lokal erreicht. Es befand sich in einer ruhigen Seitenstraße und verbreitete mit seinem beleuchteten Schaufenster schon von draußen
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