Die alte Villa (German Edition)
Schnur daran festgemacht war. Wie kitschig hatte sie dieses Geschenk einer Klassenkameradin zu ihrem 16. Geburtstag im letzten Jahr gefunden, aber wie gut konnte sie den Block nun brauchen.
So genau wie möglich übertrug sie die Zeichen auf ihren Block und steckte ihn dann wieder in die Tasche.
Auf Grund des eisigen Windes, der heute um jede Ecke herum blies, begann sie schon bald zu frösteln und so beschloss sie, wieder nach Hause zu laufen.
Wohl oder übel kam sie auch auf dem Rückweg durch das kleine Waldstück hindurch, in dem sie vorhin die unheimliche Begegnung mit Michael hatte. Drum herum laufen hätte einen riesigen Umweg bedeutet. Im Wald war es immer noch so neblig wie vorhin und auch hierher hatte sich heute keine Menschenseele verirrt. Es begann bereits zu dämmern.. Rebecca empfand die Stille, sowie die einbrechende Dunkelheit als bedrohlich und sie fürchtete, dass Michael sich noch hier aufhalten könnte. Vielleicht hatte er sich hinter einem der Bäume versteckt? Sie kam an der Stelle vorbei, wo sie ihn vorhin getroffen hatte und es stach ihr sofort ein weißer Zettel ins Auge, der dort mitten auf dem Weg lag.
Sie blieb stehen und hob den Zettel auf. Es handelte sich um ein zusammengefaltetes kleines Ringbuchblatt, welches sie rasch entfaltete. Jemand hatte dort fein säuberlich etwas aufgeschrieben.
Oben stand mit großen Druckbuchstaben das Wort ‚Abaddon’ und darunter waren einzelne Sätze wie in einer Auflistung untereinander geschrieben.
Sie las: ‚Mache alles, was du willst’, ‚Abaddon gibt dir die reine Weisheit’, ‚Verschwende deine Liebe nicht an Undankbare’, ‚Rede nur, wenn man dir zuhören will’, ‚Scher dich nicht um die Probleme anderer’, ‚Will jemand dein Leben zerstören, so töte ihn’.
Rebecca erschrak. Was waren das für seltsame Lebensregeln? Ob der Zettel Michael gehörte? Sie steckte ihn ein und würde ihn morgen am besten Torsten zeigen. Vielleicht würde dieser die Handschrift seines Freundes wieder erkennen.
12. November 1979
Nach dem Basketballtraining am darauffolgenden Abend, das diesmal besonders anstrengend gewesen war, duschte Rebecca erst einmal ausgiebig mit den anderen Mädchen aus ihrer Mannschaft. Rebecca war die jüngste von ihnen, aber dennoch liebten es alle, ausgelassen herumzualbern und vor allem beim Duschen waren die jungen Frauen oft außer Rand und Band. Beschämte Blicke wurden gewechselt.
Auch Rebecca studierte manchmal, möglichst unauffällig, die Körper ihrer Freundinnen, um sie mit dem eigenen zu vergleichen. Sie selber hatte keine besonders großen Brüste, Birgitta dagegen einen gewaltigen Busen, worüber diese aber nicht gerade glücklich war.
Birgitta und Karin waren heute besonders gut drauf und warfen sich gerade die Seife über die Köpfe der anderen zu.
„Hey, Susanne, schieß mal die Seife rüber“, brüllte Birgitta.
Susanne, ein eher zierliches, aber recht großes Mädchen gab der Seife einen Tritt und sie traf die pummlige Hellen am Bein.
„Na warte!“, rief diese, grabschte nach dem glitschigen Seifenstück und begann Susanne damit einzuseifen.
Susanne bekam vor Lachen kaum noch Luft und im Nu kreischten alle wie wild durcheinander. Einige seiften sich gegenseitig ein.
Rebecca fand das auch sehr lustig, aber sie war bei derartigen Spielen immer etwas gehemmt und zurückhaltend.
Wenn Hannelore jetzt hier wäre. Die würde da sicher auch ihren Spaß haben, dachte Rebecca, die sich die Balgerei der anderen amüsiert anschaute, aber auf keinen Fall selber dabei mitmachen wollte.
„Ich glaube, Rebecca müsste auch mal eingeseift werden“, meinte Birgitta mit einem drohenden Blick auf ihre Mannschaftskameradin.
„Nein!“, rief diese und schon war sie von einem Dutzend nackter Mädchen umringt.
„Hört sofort auf!“, schrie sie.
Sie merkte, wie sie wütend wurde, aber die Mädchen ließen nicht von ihr ab. Es schien ihnen besonders viel Freude zu bereiten, dass Rebecca sich mit Händen und Füßen gegen dieses Waschkommando wehrte.
„Was fällt euch ein, lasst mich los!“, fauchte Rebecca und sie spürte eine Panik aufkommen. „Na wartet, gleich passiert etwas Schreckliches, wenn ihr nicht auf der Stelle aufhört.“
Alle lachten.
„Was soll denn passieren, große Hexe?“, brüllte Birgitta.
Kaum hatte sie das gesagt, erschütterte ein lauter Knall den Duschraum und Funken sprühten von der Decke, dann wurde es stockdunkel und einige Mädchen fingen
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