Die alte Villa (German Edition)
vor.“
„Für wen wollten sie denn die Karten legen?“
Rebecca fand Hannelores Fragen langsam etwas aufdringlich und sie versetzte der Freundin unauffällig einen Stoß mit dem Ellenbogen in die Seite.
„Na, kommt, nun setzt euch erst einmal-“, bereinigte Tamara die Situation auf ihre Art, der natürlich diese kleinen Reibereien zwischen den beiden Freundinnen nicht entgangen waren.
„Ihr mögt doch sicher einen heißen Tee. Bei dieser Kälte draußen.“
Die beiden Mädchen nickten. Bevor Tamara in die Küche ging, zog sie noch die Vorhänge auf und grelles Tageslicht schlug ihnen durch die Fensterscheiben entgegen. Auch Maja fing an zu blinzeln auf Grund der plötzlichen Helligkeit.
Hannelore traute sich nun gar nichts mehr zu fragen, aber ihr Blick zersprang fast vor Neugier . Sie schaute gebannt auf Maja in ihrem prachtvollen Gewand.
Maja steckte die Karten in eine Tasche und lächelte die Mädchen an.
Rebecca hatte das Gefühl, etwas sagen zu müssen, wo sie ja schon Hannelore zum Schweigen gebracht hatte und die geheimnisvolle Maja sich ebenfalls in Schweigen hüllte.
„ Das ist ein schönes Kleid, das Sie tragen“, sagte sie deshalb etwas unbeholfen und Maja nickte. „Ja, ich mag es auch sehr und es unterstützt meine Arbeit – ebenso wie der Rauch des Aloeholzes.“ Sie deutete auf eine kleine Porzellanschale, in deren Vertiefung einige kleine Holzstückchen lagen und aus deren Mitte, wie aus einem kleinen Vulkan, Rauch in die Luft empor stieg.
„Sie sind professionelle Kartenlegerin?“, platzte es aus Hannelore heraus und sie schaute sogleich schuldbewusst zu Rebecca hinüber, so als befürchte sie einen weiteren Ellbogen- Hieb der Freundin.
„Nein, aber ich bin sowohl Wissenschaftlerin als auch Mystikerin. Ich befasse mich mit Metaphysik und daneben mit Esoterik und da gehört auch das Kartenlegen mit zu meinen Möglichkeiten, anderen Menschen oder mir selber weiterzuhelfen und sie in ihrer Entwicklung zu fördern“, sagte diese ruhig und gelassen.
Die beiden Mädchen wussten nicht, was sie darauf erwidern sollten. Sie waren erst einmal sprachlos.
Tamara kam mit einem Tablett herein und wunderte sich über die erschrockenen Gesichter von Rebecca und Hannelore.
„Meine Güte, Maja, was hast du denn mit meinen zwei Besucherinnen gemacht? Du hast sie doch nicht etwa verhext?“, sagte sie verschmitzt lächelnd, aber Maja blieb ernst bei dieser scherzhaft gemeinten Äußerung.
„Keine Sorge, mir scheint nur, diese beiden sehen zum ersten mal in ihrem Leben einen Menschen, der sich mit Mystik beschäftigt. Vermutlich glauben sie nun, dass ich eine böse Hexe bin.“ Maja schien dieser Gedanke irgendwie zu belustigen, denn sie schaute nun doch etwas amüsiert.
Tamara stellte eine große bauchige Kanne, Tassen, ein Schälchen mit braunem Kandis und eine kleine Gebäckschale auf den Tisch.
Hannelore dagegen schaute von Maja zu Tamara, dann wieder zu Maja.
„Ist sie auch...?“, sie deutete mit einem fragenden Blick auf Tamara und Maja hauchte ein leises „Ja“ über den Tisch hin zu Hannelore.
Man hatte das Gefühl, dass sie sich nun sehr zusammen nehmen musste, um nicht lauthals los zu prusten, wovon Hannelore jedoch nichts zu merken schien.
Tamara fügte erklärend hinzu: „Nein, nein, ihr dürft mich nicht mit Maja gleichsetzen. Sie ist eine wahrhaft große Mystikerin. Ich dagegen nur eine kleine. Na ja, ich kenne mich ganz gut mit Kräutern aus, Maja aber mit den ganz großen Ritualen. Wir ergänzen uns hin und wieder ganz gut.“
Hannelore schaute nun doch etwas unsicher zu Rebecca.
Diese dachte die ganze Zeit fieberhaft nach. Die Gedanken flogen nur so durch ihren Kopf.
Mystikerin, Esoterik, was redet denn diese unheimliche Bekannte von Tamara die ganze Zeit..? Um was geht es hier denn eigentlich? Nannte man diese Frauen nicht früher einfach ‚Hexen’? ...
„Rebecca, trink einen Schluck von Tamaras köstlichem japanischen Tee. Es wäre zu schade, wenn du ihn kalt werden ließest.“
Rebecca verscheuchte die seltsamen Gedanken und folgte Majas Rat nur zu gerne.
Sie nahm einen kräftigen Schluck von dem herrlich warmen Getränk mit dem herben Geschmack, das einfach nur köstlich war. Ganz langsam beruhigte sie sich und besann sich darauf, was sie eigentlich hier wollte, nämlich ihrer lieben Freundin Tamara einen Besuch abstatten. Und so plauderten sie noch ein wenig über das Wetter, die Schule und über die Wirkung von verschiedenen Kräutern.
Auf diesem
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