Die alte Villa (German Edition)
uns … Rebecca war überrascht und neugierig, wer wohl bei Tamara zu Besuch war, und für wen sie sich dermaßen ‚in Schale’ geworfen hatte.
„Nein, nein, kommt ruhig herein. Wir können ja später weitermachen mit unserer ...ähm.. Sitzung.“
Rebecca hatte mal wieder keine Ahnung, wovon Tamara sprach, was ja in letzter Zeit häufiger vorkam.
„Das ist meine Freundin Hannelore. Sie wollte dich unbedingt kennen lernen.“
„Hallo mein Mädchen.“
Rebecca drehte sich zu ihrer Freundin um und musste bei deren Anblick nun wirklich schmunzeln.
Diese stand mit offenem Mund da, so als wäre ihr gerade ein Geist erschienen. So erschrocken hatte sie ihre nie um eine Antwort verlegene Freundin noch nicht gesehen. Nur schwer fand sie ihre Sprache wieder. Dann stammelte sie in Rebeccas Ohr:
„Ist sie - das wirklich...oder ...ist das alles nur ein böser Traum?“
„Nun beruhig ’ dich doch und komm jetzt!“
Sie folgten Tamara und diese führte sie ins Wohnzimmer.
Doch waren sie, wie Tamara ja schon erwähnt hatte, heute nicht die einzigen Besucher in ihrem kleinen Häuschen, denn dort, am Tisch, saß eine Frau!
Kaum, dass Rebecca den Raum betreten hatte, strömte ein ganz sonderbarer Schauer durch ihren Körper. Sie war ja schon oft durch diesen Raum gelaufen, wenn sie mit Tamara in den Garten hinter dem Haus gegangen war.
Doch erschien es ihr heute, als würde sie diesen Raum zum ersten Mal betreten.
Alles, einfach alles schien sich hier verändert zu haben. Neben einem würzigen, leicht rauchigen Geruch lag eine unfassbare Spannung in der Luft und Rebecca wusste gleich, dass diese Frau der Ausgangspunkt dafür war.
Selbst das Licht der zahlreich im Raum brennenden Kerzen schien unbekannte, völlig fremdartige Effekte hervorzurufen und verführte dazu, das für alle Sichtbare mit neuen Augen zu sehen. Um dann etwas völlig Anderes in ihm zu entdecken und Zeuge einer Verwandlung zu werden, bei der ganz plötzlich das Unwichtige spannend und das bislang Uninteressante zur wichtigsten Sache der Welt werden kann. Dinge, die man bisher für unwesentlich hielt, konnten zum alles entscheidenden Element werden. …
Die Frau trug ein langes glänzendes lila Gewand, was einen schönen Kontrast zu ihrem rotbraunen Haar ergab. Freundlich schaute sie die beiden Mädchen an. Rebecca meinte sogar eine ganze Portion Neugier in ihrem Blick zu erkennen.
Unwiderstehlich wurde sie von der Frau in ihren Bann gezogen. Große ausdrucksstarke Augen, die ungewöhnlich klar und strahlend waren, betrachteten die beiden Besucherinnen mit großer Aufmerksamkeit.
Die Frau hatte sich sorgfältig geschminkt und wirkte überhaupt sehr gepflegt. Ihr Haar trug sie modisch kurz geschnitten und ihr Alter war schwer zu schätzen, da sie zwar ungeheuer attraktiv war, dabei jedoch auch eine unglaubliche Reife ausstrahlte, die jedermann Respekt einflößen musste. Rebecca vermutete, dass sie um die 40 Jahre alt sein musste.
„Maja, wir können doch sicher später weitermachen, oder? Ich freue mich sehr, dass ich dir endlich Rebecca vorstellen kann. Und das hier ist ihre Freundin Hannelore. - Rebecca, das ist Maja, eine gute Freundin von mir. Wir wollten gerade Karte n legen, aber das können wir später sicher auch noch tun.“
Die beiden Mädchen sagten brav ‚Guten Tag’. Hannelore drängte sich sogleich neugierig vor ihre Freundin und warf einen Blick auf die Karten.
„Sie können Karten legen?“, fragte sie begeistert.
Sie schien den schlimmsten Schock nach der ersten Begegnung mit Tamara schon wieder überwunden zu haben.
„Ja“, antwortete Maja mit solcher Bestimmtheit, dass man ihr das unbedingt glauben musste.
„Was sind das denn für Karten?“
„Das sind Tarot-Karten“, erklärte Maja geduldig.
„Aber ich glaube, heute wird das nichts mehr.“
Sie hatte eine warme, weiche und sehr dunkle Stimme, die den Raum wie sanfte Musik erfüllte. Die Vorhänge waren zugezogen. Der Raum wurde nur von brennenden Kerzen erleuchtet, von denen zahlreiche auch auf dem Tisch standen, an dem Maja saß.
Langsam und ohne jede Eile begann sie, die Karten wieder einzusammeln und übereinander zu stapeln. Nichts an dieser Frau war hektisch oder unüberlegt. Sie strahlte eine ungeheure Ruhe aus und Rebecca betrachtete fasziniert jede ihrer Bewegungen.
„Schade“, sagte Hannelore. „Ich hätte gerne mal dabei zugeschaut.“
„Karten legen macht man nicht so zwischen Tür und Angel. Man bereitet sich bewusst darauf
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