Die alte Villa (German Edition)
als ihre Eltern am Frühstückstisch stritten und Rebecca sich darüber aufgeregt hatte. Zwar hatte sie still auf ihrem Platz gesessen, war aber innerlich äußerst angespannt gewesen. Die ganze Zeit hatte sie sich gewünscht, dass ihre Eltern endlich aufhören sollten mit ihrem dummen Streit. Es war ihr gänzlich gleichgültig gewesen, wie das geschehen könnte, Hauptsache, es hörte auf, irgendwie…Dann passierte es: Der Toaster explodierte und der Streit war mit einem Schlag beendet gewesen...
7.Januar 1980
Nach den Weihnachtsferien hatten sie nur noch wenige Wochen Schule in diesem ersten Halbjahr, dann würde es Zwischenzeugnisse geben und danach würden sie Herrn Kelbel als Lehrer hoffentlich endgültig und für immer los geworden sein.
Rebecca war schon sehr gespannt auf die erste Physikstunde nach dem Vorfall in der Weihnachtsmesse, aber dann erfuhren sie, dass Herr Kelbel krank geworden sei. Deshalb konnte er ihnen auch den Physiktest nicht persönlich zurückgeben und eine junge Referendarin übernahm diese Aufgabe.
‚Ausreichend’ stand unter Rebeccas Test und dahinter in Klammern noch ein kleines ‚Minus’. Rebecca atmete erleichtert auf. Damit wäre ihre Physiknote in diesem Jahr wohl gerettet, dachte sie, doch ein Blick auf ihr Zeugnis, welches sie zwei Wochen später bekamen, belehrte sie eines Besseren: Physik: Ungenügend! stand dort und Rebecca las es immer und immer wieder, weil sie es einfach nicht glauben konnte.
Hannelore empörte sich lautstark darüber, als Rebecca es ihr erzählte.
„Das musst du nicht hinnehmen, Rebecca. Du kannst Protest einlegen.“
„Ach, was soll das denn für einen Sinn haben?“, fragte diese fast gelangweilt.
„So wichtig sind mir die Noten gar nicht.“
Hannelore grinste.„So cool kenne ich dich ja gar nicht.“
Es schellte und sie verließen den Klassenraum.
„Ich muss Frau Schulte noch ein paar Unterlagen vorbeibringen“, sagte Hannelore. „Kommst du kurz mit?“
„Klar.“
Sie schlenderten zu zweit über den Gang in Richtung Lehrerzimmer. Aus einem geöffneten Klassenraum hörten sie Stimmen. Hannelore blieb abrupt stehen.
„Sei still“, zischte sie, obwohl Rebecca doch noch gar nichts gesagt hatte.
„Herr Kelbel“, flüsterte Rebecca.
„Ja, oder ‚Nein’…“, erwiderte Hannelore.
„Ich meine doch!“
Rebecca stutzte. „Aber die andere Stimme kommt mir auch irgendwie bekannt vor.“
Wie zwei Detektivinnen schlichen sich die beiden Mädchen näher an das Klassenzimmer heran, bis sie hören konnten, was geredet wurde.
„Ja, gut, geht klar“, sagte die zweite Stimme gerade.
„Er kennt sich ja gut mit diesen Dingen aus.“
„Gut, Heinz, ich freue mich darauf.“
Herr Kelbel räusperte sich. „Mach dir nicht zu viele Sorgen, Heinz. Wir werden schon eine Lösung finden.“
„Ja, das hoffe ich auch. Gesa ist mit den Nerven ziemlich am Ende“, sagte wiederum die zweite Stimme. Blitzartig wurde Rebecca klar, dass es sich hier um ihren Nachbarn, Herrn Krause handelte, der sich gerade in einem sehr vertrauten Ton mit Herrn Kelbel unterhielt.
Was hat das denn nun wieder zu bedeuten?
„Ich dachte, der wär’ krank“, flüsterte Hannelore leise.
In diesem Moment kam Herr Krause aus dem Raum und stieß beinahe mit den beiden lauschenden Mädchen zusammen. Er bekam wohl einen Riesenschreck, denn als er Rebecca erkannte, nuschelte er aus Verlegenheit etwas völlig Unverständliches und stürmte dann ohne ein weiteres Wort eilig an den beiden Mädchen vorbei.
„Was hatte der denn hier zu suchen?“, fragte sich Rebecca. „Wieso kennen sich die beiden bloß? Ich versteh’ jetzt gar nichts mehr.“
Hannelore schien sich darüber weit weniger zu wundern. „Na ja, die Welt ist klein“, sagte sie nur noch und zog dann Rebecca am Ärmel von diesem unangenehmen Ort fort.
„Alles nur widerliches Ungeziefer“, sagte sie noch und Rebecca schüttelte immer noch verwundert den Kopf.
21. Januar 1980
Als Rebecca an diesem Montag von der Schule nach Hause kam, war niemand da. Sie fand einen Zettel in der Küche, auf dem stand, dass ihre Eltern bei Olga und Fred zum Kaffee wären und gegen 18 Uhr zurückkommen würden. Rebecca zog sich um und fuhr mit dem Rad zum Basketballtraining.
Das Training machte ihr neuerdings keinen richtigen Spaß mehr. Vielleicht lag es ja daran, dass Torsten sie nicht mehr abholte oder mit ihr ein paar Zweikämpfe unter dem Korb probte. Der Januar war nun schon
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