Die alte Villa (German Edition)
diesen Vereinigungen, die grundsätzlich ihre eigenen Regeln aufstellen. Häufig genug geraten arme Menschen, die vielleicht auf der Suche nach Hilfe oder auch Abenteuern sind, in die Fänge dieser Gauner. Hmm.. dieser letzte Satz macht mir besondere Sorgen. Tatsächlich gibt es alte satanische Regeln, die so ähnlich formuliert sind, aber das hier ist eine Aufforderung zum Mord. Wer weiß, ob diese Verrückten diese Regeln nicht eines Tages auch anwenden werden.“ Sie wandte sich mit einem Ausdruck großer Sorge an Rebecca.
„Woher hast du denn diesen Zettel?“
„Ich habe ihn im Wald gefunden und auch eine Vermutung, von wem er stammen könnte.“
„Es ist der Freund ihres Freundes“, erklärte Hannelore und Tamara fuhr erschrocken zusammen.
„Rebecca, ist das wahr?“
Rebecca spürte einen Kloß in ihrem Hals, der sie am Reden hinderte. Nein! , rief sie innerlich. Torsten hat damit nichts zu tun!
„Sie sind nur flüchtig miteinander befreundet“, sagte sie deshalb.
Sie dachte daran, wie sie die beiden vor wenigen Wochen beobachtet hatte, als sie gemeinsam in die alte Villa hineingingen und wie Torsten auf ihre Frage danach ausgewichen ist. Aber sie konnte sich das einfach nicht vorstellen. Torsten studierte Psychologie und auch Fred hatte soviel Positives von ihm erzählt. Nein, sie war sich sicher, Torsten hatte nichts mit der Geschichte zu tun.
„Torsten hat auf gar keinen Fall mit dieser Geschichte zu tun“, sagte sie mit großer Bestimmtheit und Tamara lächelte sie an.
„Ja, das glaube ich auch nicht“, sagte diese daher sehr entschieden.
Weihnachten 1979
Weihnachten wurde wider Erwarten ganz gemütlich, denn Olga und Fred kamen an Heilig Abend zu ihnen, was Rebeccas Stimmung auf der Stelle steigen ließ. Sie umarmte ihre Schwester schon an der Eingangstür und auch Fred bekam einen Kuss. Die beiden hatten sich nicht gerade fein gemacht, Rebecca dagegen hatte einen nagelneuen flauschigen Pulli in diversen Rottönen an. Auf die Wangen hatte sie etwas Rouge verteilt, was sie frisch und gesund aussehen ließ. Olga schaute ihre kleine Schwester bewundernd an.
„Erwarten wir noch Gäste?“, fragte sie augenzwinkernd.
„Nein, nur euch“, sagte Rebecca und lachte dabei. Fred gab ihr gleich noch einen Kuss und Olga zog ihn von der Schwester weg.
„Jetzt reicht’s aber mit der Küsserei!“, sagte sie lachend.
Es wurde ein lustiger Abend und Rebeccas Mutter hatte sich zum Glück schnell wieder beruhigt, nachdem sie feststellen musste, dass niemand aus der Familie mit ihr in die Christmette gehen wollte.
„Mama, wir sind doch gar nicht dafür angezogen“, sagte Olga.
„Dann gehen wir aber morgen früh – gleich um 8 Uhr!!“, sagte die Mutter bestimmt. Rebecca versprach es ihr ein wenig widerwillig.
Sie verbrachten den ganzen restlichen Abend mit Essen und dem Auspacken zahlreicher kleiner Geschenke. Es wurde viel gelacht und man konnte sich wohl kaum ein schöneres Weihnachten vorstellen. Weit nach Mitternacht verabschiedeten sich Olga und Fred und Rebecca ging sofort ins Bett, da sie doch am nächsten Morgen schon früh raus musste, wie sie es ihrer Mutter versprochen hatte.
~
Die Kirche war an diesem ersten Weihnachtstag brechend voll. Noch im Dunkeln hatte sich Rebecca zusammen mit ihrer Mutter auf den Weg gemacht.
Da sie zeitig da waren, fanden sie zum Glück noch einen Sitzplatz. Die anderen Kirchgänger rutschten in der Sitzbank ein wenig zusammen, um Rebecca und ihrer Mutter Platz zu machen. Rebeccas Vater war nicht mitgekommen. Er sagte, ihm ginge es heute nicht so gut, deshalb wollte er noch ein wenig länger schlafen und sich anschließend um das Mittagessen kümmern. Heinrich Stein war ein guter Koch. An hohen Feiertagen übernahm meistens er das Kochen und es sollte an diesem ersten Weihnachtstag gefüllte Gans geben.
Rebecca setzte sich und rückte so weit es ging zu ihrem Sitznachbarn auf. Ihre Mutter nahm neben ihr Platz. Erst jetzt schaute sie sich den Mann, der neben ihr saß genauer an und erschrak sogleich ganz fürchterlich.
Das darf nicht wahr sein! Verfolgt mich dieser Mann tatsächlich?
Entsetzen und Ekel stiegen in ihr hoch. In der Schule hatte sie sich den grässlichen Lehrer ja inzwischen gut vom Leibe halten können, aber hier war sie ihm hilflos ausgeliefert und sie kam sich vor, als hätte sie jemand in den Schwitzkasten genommen, aus dem es kein Entkommen mehr gab.
Herr Kelbel, schaute, als er sie erkannt hatte,
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