Die alte Villa (German Edition)
allem Hannelore entwickelte eine blühende Fantasie dabei.
„Kerzenlicht. Und du in einem zarten durchsichtigen Hauch von Nachthemd...“ Rebecca boxte sie in die Seite.
„Ach sei bloß ruhig! Ich weiß doch gar nicht, was ich tun soll, ich meine, ich habe doch so gut wie keine Erfahrung.“
Hannelore schien berührt von der Ehrlichkeit der Freundin und nahm diese in den Arm.
„Das wird schon gut gehen. Hauptsache ihr mögt euch.“
Rebecca löste sich aus dem Arm der Freundin und lächelte diese an. „Du bist die beste Freundin, die man sich wünschen kann“, sagte sie und meinte es absolut ernst.
Hannelore lächelte glücklich über dieses Kompliment. Dann wurde sie plötzlich munter. „Du hast mir nie erzählt, dass du eine Tante hast, Rebecca.“
„Ja, ich weiß es auch erst seit kurzem und werde sie nun bald zum allerersten Mal sehen.“
Hannelore nickte. Das mindeste, was man von der besten Freundin erwartete, war schließlich Verständnis. Und dabei war es doch in diesem besonderen Fall beinahe unmöglich, überhaupt etwas zu begreifen, wo doch Rebecca selber die Begebenheiten rund um ihre Tante Greta nicht im Geringsten rational einordnen konnte.
Doch so zu tun, als würde man verstehen, war tatsächlich schon hilfreich, das musste Rebecca in all’ der Verwirrung erkennen. Dankbar strahlte sie ihre Freundin an und gab ihr zum Abschied einen dicken Kuss.
Bonn, 28.Januar 1980
Professor Grodinski verließ das kleine Bistro, welches sich unweit der Universität in einer kleinen ruhigen Seitenstraße befand.
„Auf Wiedersehen, Frau Professor“, rief ihr die etwa 30-jährige rundliche Bistroangestellte nach. Sie schenkte der Frau ein strahlendes Lächeln.
Ich freue mich über den Gruß. Danke! Du bist bezaubernd. Pass’ auf dich auf!
Sie trat auf die Straße.
Wir sind alle gut behütet, auch in unruhigen Zeiten..
Die Wintersonne tut so gut! Ich freue mich über die Sonnenstrahlen. Das Licht ist mein Leben!
Professor Grodinski lächelte, als sie das große Eingangsportal der Universität passierte. Eine kleine zierliche Studentin schielte ein wenig ängstlich zu ihr hinüber, grüßte die Professorin dann schüchtern.
Warum so ängstlich? Alles ist gut, glaube mir und glaube nicht denen, die deine Macht brechen wollen. Du bist ein mächtiges Wesen, voller Esprit und Neugier auf ein schönes und aufregendes Leben.
Ein Kollege hatte sie zu einem Gespräch gebeten.
Die Professorin betrat das große Treppenhaus, um in die 1.Etage zu gelangen. Sie schaute auf ihre Armbanduhr, die an ihrem schlanken Handgelenk glitzerte. Ihre Haut war blass und dabei doch auch leicht getönt. Sie hatte von Natur aus eine bronzefarben getönte Haut. Schon die ersten Sonnenstrahlen im zeitigen Frühjahr reichten aus, um ihren schönen Teint in einer Bräune schimmern zu lassen, die manch andere Europäerin auch nach 2 Wochen Sonnenbaden auf Mallorca nicht erreichen würde.
Schauen wir mal, was der liebe Kollege mir mitzuteilen hat. Es wird mich auf jeden Fall weiterbringen. Das ist meine Überzeugung!!
Sie bog eilig um die Ecke, da sie spät dran war.
Langsam!, ermahnte sie sich innerlich. Ich muss langsamer werden, sonst kann ich womöglich das Wesentliche nicht erkennen!!
Sie blieb stehen, atmete langsam tief ein, lächelte dann, drückte die Klinke herunter und ging mit einer kaum zu überbietenden Eleganz auf ihr Gegenüber zu.
Sie schien die zusammen gekniffenen Lippen des älteren hageren Herrn, der dort leicht gekrümmt an seinem Schreibtisch saß, ganz und gar zu ignorieren. Man hatte vielmehr den Eindruck, als besuche sie einen guten alten Freund.
„Mein lieber Kollege, womit kann ich Ihnen helfen? Gibt es ein Problem?“
Ein strahlendes Lächeln schmückte ihr schönes Gesicht. Ihr Gegenüber blickte sie nun sehr erstaunt an.
„Da fragen Sie noch? Ihre Vorlesungen sind Ohrfeigen ins Gesicht jedes ernsthaften Physikers – jedes Dozenten, der seinen Lehrauftrag mit Gewissenhaftigkeit ausüben möchte! - Ich --- ähm – ich fordere Sie hiermit auf, Ihren Dienst hier an dieser Universität augenblicklich zu quittieren – äh.. Unsere ehrwürdige Universität hat einen Ruf zu verlieren!“
Langsam, mach’ alles ganz langsam, wie in Zeitlupe! Was ist die Essenz? Was wird nötig sein? Was habe ICH nun zu tun? Konzentrier’ dich, lass’ die Energie frei fließen!!!
Professor Grodinski wirkte hochkonzentriert, was ihr Gegenüber ein wenig mutiger und entschlossener werden ließ.
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