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Die alte Villa (German Edition)

Die alte Villa (German Edition)

Titel: Die alte Villa (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie E. Parker
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Vermutlich deutete er das Verschwinden ihres Lächelns gar als eine Art Niederlage!
„Ersparen Sie mir bitte Ihre Rechtfertigungen, ersparen Sie mir weitere Ihrer abstrusen Thesen!!“
Oh Gott, natürlich!!! Erstens sagt er  nicht die Wahrheit! Ich habe erst gestern eine Bestätigung meiner Arbeit von oberster Stelle erhalten und zweitens… war ich wohl dennoch einfach zu arrogant gewesen in letzter Zeit!
Mach langsam, Schritt für Schritt! Gedanke für Gedanke. Entschleunige deinen Geist, damit du die Botschaften auch verstehst!!
Noch immer wirkte die Professorin sehr konzentriert. Sie führte ihre Hand unendlich langsam zu ihrer Stirn, um sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen.
Vor Begeisterung über meine eigenen Fortschritte, habe ich wohl angefangen zu denken, nur meine Thesen wären richtig. Ich bin zu selbstgefällig geworden. Auf der Stelle höre ich damit auf! Auf der Stelle höre ich wieder  zu! Genug geredet und erklärt!. Jetzt sind die anderen dran! Meine Studenten, meine geliebten Studenten.
Ein Leuchten trat in die Augen von Professor Grodinski, dem ein breites Lachen folgte.
„Ich danke Ihnen, mein lieber Professor! Sie haben mir wirklich die Augen geöffnet und mich unglaublich inspiriert!“
Sie nahm die schlaffe kalte Hand des alten Professors in die ihre und drückte diese leicht, dann nickte sie kurz und ließ den völlig verblüfften Professor an seinem Tisch zurück.
Sie hätte am liebsten einen Freudensprung gemacht, so glücklich war sie über diesen so wichtigen Hinweis, den sie soeben erhalten hatte. Beschwingt und voller Tatendrang spazierte sie über den langen Flur. Wobei sich ihr Tatendrang auf ihren Plan bezog, nun einmal anderen das Heft in die Hand zu geben. Sie als Professorin würde völlig in den Hintergrund treten und daran noch eine höllische, ja fast mystische Freude haben!
Morgen werden meine lieben Studenten eine Überraschung erleben. Ich werde SIE  - einen nach dem anderen – ans Lehrerpult stellen und mir ihre geheimsten Gedanken verraten lassen. Jeder wird eine These aufstellen und wir werden darüber diskutieren und sei sie noch so abwegig und verrückt. Und ich werde nur moderieren und mich ansonsten nicht einmischen. Ja, das ist es! Es wird ein gutes Semester werden. Ein fruchtbares Semester! Ich freue mich!!
 
     
    ~
     

4.Februar 1980
     
     
    Mit gemischten Gefühlen sah Rebecca ihrer ersten ‚richtigen’ Begegnung mit Torsten nach dessen langer Abwesenheit entgegen. Einerseits freute sie sich natürlich, dass sie jetzt nach Bayern fahren könnte, um dort ihre Tante zu suchen. Andererseits fand sie dieses Schauspiel, das sich an jenem Abend  bei ihr zu Hause abgespielt hatte, einfach nur lächerlich. Sie hasste jede Art von Maskerade und hätte nie dabei mitgespielt, wenn es nicht um die für sie so wichtige Reise gegangen wäre. Wie sollte sie denn nun reagieren? Torsten lauerte ihr nach der Schule am Fahrradständer regelrecht auf und schaute völlig unschuldig, was sie nur noch mehr ärgerte.
    „Hey, Rebecca, Schatz. Du schaust ja wie ein grimmiger Bär! Was ist denn los?“ Er wollte sie küssen, aber sie wehrte ihn ab.
    „Das war vielleicht albern, was du da für eine Schau abgezogen hast bei meinen Eltern. Hättest du nicht einfach von Anfang an sagen können, dass wir befreundet sind?“
    „Hab ’ ich das denn nicht?“
    „Nicht richtig!“, sagte sie trotzig, aber gleichzeitig kam der Wunsch in ihr auf, Torsten einfach um den Hals zu fallen und ihn zu küssen. Wie sehr hatte sie das vermisst in den letzten Wochen.
    „Freust du dich denn nicht, dass ich mit dir nach Bayern fahre?“
    „Ja, aber ich komme mir mies vor, meine Eltern so hintergangen zu haben.“
    „Sollen wir es beichten gehen?“
    Rebecca war gerührt. „Nein, nein“, sagte sie schnell. „Sonst könnten sie es sich anders überlegen und ich muss unbedingt nach Bayern.“
    „Sag mal, wieso ist diese Reise eigentlich so wichtig für dich?“
    „Das weiß ich auch nicht so genau, aber ich denke, wenn ich es nicht tue, dann tut es niemand und vielleicht braucht meine Tante ja unsere Hilfe.“
    „Wieso, hat sie denn niemanden in Bayern?“
    „Nein, sie ist seit einer ewigen Zeit schon in einer psychiatrischen Klinik und weiß gar nicht, dass sie noch lebende Verwandte hat.“
Torsten schien ehrlich berührt zu sein.
    „Na, dann nichts wie hin“, sagte er deshalb. „Hast du schon Vorbereitungen getroffen?“
    Rebecca zuckte zusammen. „Ja, ein

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