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Die Amazonen von Darkover

Die Amazonen von Darkover

Titel: Die Amazonen von Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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sie.
    »Außer du denkst, ein Regenpfeifer wurde verrückt und verirrte sich hierher«, sagte Nira und richtete sich auf.
    »Zieh schnell diese Kleider aus, denn in Männerkleidern würdest du eine Menge Neugieriger anziehen. Davon hatten wir heute schon mehr als genug.«
    »Das hörte ich«, erwiderte Nira und zog die Stiefel aus. Sie legte das Kurzschwert ab und versteckte es im Zelt. Dann schlüpfte sie in ein Hemd und weite Amazonenhosen.
    »Gab es irgendwelche Schwierigkeiten?« fragte Kindra flüsternd. »Und welche Nachrichten bringst du, Kind?«
    »Keine Schwierigkeiten. Man hielt mich für einen jungen Handelsmann aus den Bergen, für einen Jungen, dessen Stimme noch nicht gebrochen ist. Als Nachricht bringe ich den Klatsch des Marktes und ein wenig Gerüchte von Jalaks Dienern mit. Jalak will mit seinen Frauen, Konkubinen und mit dem ganzen Haushalt morgen im Lauf des Vormittags zurückkommen. Seine Lady ist hochschwanger und kann nicht so schnell reiten, sonst wäre er schon heute gekommen. Jalak ließ den Hebammen sagen, sie sollten sich bereithalten, und seine Diener schließen Wetten darüber ab, ob es diesmal der erhoffte Sohn wird. Bis jetzt hat er ja von seiner Frau, den Konkubinen und den Sklavinnen nichts als Mädchen bekommen, und er versprach jener Frau, die ihm zuerst einen Sohn schenkt, alle Rubine von Ardcarran und die Perlen, die aus den Wasserstädten in die Trockenstädte gelangen. Eine der Hebammen behauptete, sie wisse, daß es ein Sohn werde, und deshalb will Jalak seine Hoffnung nicht gefährden.«
    »Dann hat also Jalak sein Lager in der Wüste aufgeschlagen?« fragte Kindra. »Wie weit weg?«
    »Ein paar Meilen vielleicht. Wenn wir seine Zelte angreifen ...«
    Kindra schüttelte den Kopf. »Wahnsinn! Hast du vergessen, daß alle Trockenstädter paranoid sind? Sie leben nur für Kampf und Krieg. Jalak wird schwer bewacht sein. In seinem Haus wird er es nicht so streng halten. Einen offenen Angriff können wir auf keinen Fall durchführen. Einen schnellen Handstreich – ja, mit ein paar getöteten Wächtern und danach einem höllischen Ritt. Nur die Chance haben wir.«
    »Richtig ... Aber müssen wir denn Lady Rohana bei uns haben? Sie ist keine gute Reiterin und nützt uns nichts im Kampf. Sie weiß ja kaum, welches Messerende gefährlich ist. Erkennt man sie, sind wir alle tot. Hätte sie nicht besser in Carthon auf uns gewartet? Oder gehört sie zu jenen Leuten, die einen Wachhund halten, aber darauf bestehen, selbst zu bellen?«
    »Der Meinung war ich erst auch«, entgegnete Kindra. »aber Lady Melora muß gewarnt werden und bereit sein, sofort mit uns zu verschwinden, weil die geringste Verzögerung für uns alle verderblich sein könnte. Lady Rohana kann ihren Geist erreichen, ohne daß Jalak gewarnt wird. Und überdies – willst du etwa auf dem Ritt zurück für eine hochschwangere Frau sorgen? Keine von uns hat viel Lust dazu, auch nicht die Geschicklichkeit. Oder willst du's versuchen?«
    Nira lachte verlegen. »Avarra und Evanda mögen mich davor beschützen«, meinte sie und ging zu den anderen Frauen ans Feuer. Kindra folgte ihr und bemerkte nicht einmal, daß ihr Essen inzwischen kalt geworden war. Automatisch bestimmte sie die Wachen für die Nacht.
    Sie hatte die Gruppe dieser Freiwilligen einzeln und persönlich ausgesucht. Mit allen außer Gwennis hatte sie früher schon einmal gearbeitet. Nira hatte sogar gelernt, ein Schwert zu handhaben, obwohl es nach den Statuten der Gilde der Freien Amazonen nicht zulässig war. Aber man konnte nicht immer jedes Gesetz und jede Vorschrift genau befolgen, man mußte sich den Notwendigkeiten anpassen. Deshalb machte sich Kindra auch keine Vorwürfe, weil sie Nira erlaubt hatte, auch die anderen im Schwertkampf zu unterrichten.
    Da war Leeanne, die sich im Alter von vierzehn Jahren hatte neutralisieren lassen und wie ein magerer Junge aussah – ohne Brüste, mit einem harten, hageren Körper. Natürlich war diese Operation ungesetzlich, aber manchmal wurde sie doch durchgeführt; so auch an Camilla, die einer guten Familie aus den Bergen von Kilghard entstammte. Man hatte sie längst ausgestoßen und enterbt, und so hatte sie ihren Familiennamen Lindir abgelegt. Camilla näherte sich dem mittleren Alter und hatte die meiste Zeit ihres Lebens als Söldner-Kämpferin verbracht. Viele Narben an ihrem Körper waren Zeugnis dafür.
    Lori war im Hellers geboren und kämpfte im Bergstil mit zwei Messern. Dann war da noch Rafaelle,

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