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Die Amazonen von Darkover

Die Amazonen von Darkover

Titel: Die Amazonen von Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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anderen vor ihr waren nur vage Schatten, denen sie folgte. Nach ein paar Stunden zeigte sich am Horizont der erste helle Streifen, der dem Sonnenaufgang etwa zwei Stunden vorausging. Allmählich nahmen die Rosse und Reiter vor ihr Gestalt an.
    Nun kamen sie aber langsamer vorwärts, denn die Flucht der ersten Stunden konnten nicht einmal die schnellen Pferde der Ebenen von Valeron lange durchhalten. Jaelle, eine kleine, dunkle Gestalt, drückte sich im Schlaf an die schläfrige Camilla.
    Wie wurde das Kind mit all dem fertig? Sie war in den Trockenstädten aufgewachsen, und für sie mochten Mord, nächtliche Überfälle und die Entführung von Frauen normal sein. Was dann, wenn sie ihrem Vater Jalak gegenüber loyal wäre? Niemand kannte Jaelle. Nur Melora, die Telepathin, konnte ihrem Kind ins Herz schauen.
    In den ersten Stunden legten sie eine kurze Rast für die Pferde ein. Leeanne erstieg den Gipfel eines nahen Hügels, um nach Verfolgern Ausschau zu halten. Rima drückte Rohana Brot und ein Stück Trockenfleisch in die Hand und goß etwas Wein in den Becher am Sattelhorn.
    »Eßt und trinkt, Lady, solange Ihr noch könnt. Falls wir verfolgt werden, bleibt uns keine Zeit für ein Frühstück. Zwischen hier und Carthon gibt es nur ein paar Verstecke. Kindra kennt sie zwar alle, aber unsere Sicherheit ist ein großer Vorsprung.«
    Gehorsam kaute Rohana Brot und Fleisch, wenn es auch wie altes Pergament schmeckte. Den größten Teil steckte sie in die Tasche der ungewohnten Amazonenhose. Der Wein war sehr sauer; sie spülte sich nur den Mund damit.
    Welches Glück, daß sie in ihrer Jugend gelernt hatte, lange beschwerliche Ritte durchzustehen! Sie lehnte sich an ihr schwitzendes Pferd und tätschelte dessen Kopf. Aber wie müde mußte Melora sein! Sie bemerkte, daß Jaelle, in einen dicken Mantel gewickelt und mit einem weiteren zugedeckt, noch immer fest schlief. Die Amazonen nahmen sich des Kindes sehr liebevoll an.
    Kindra half eben Melora aus dem hohen Sattel, doch ehe Rohana ihre Base erreichte, wurde sie von Nira gebeten, doch einmal ihre Schenkelwunde anzusehen und sie zu verbinden, da sie von ihr beim Reiten mehr als erwartet behindert werde.
    »Komm hierher«, bat sie, »ich werde es versuchen.« Aus ihren Satteltaschen zog sie ein reines, weiches Hemd und riß es in Streifen. Sie mußte aber den Notverband und das Hosenbein mit dem Messer wegschneiden, weil das Blut verklumpt und angetrocknet war. Nira fluchte zwar leise in sich hinein, verzog aber keine Miene, als Rohana die Wunde mit dem sauren Wein auswusch. »Sie müßte genäht werden, aber im Mondlicht kann ich das nicht«, erklärte sie, als sie einen Druckverband anlegte. »Sobald es hell ist, werde ich wieder nachsehen.«
    Nira bedankte sich. »Wenn dieser Bastard Jalak seine Waffen nicht vergiftet hat ...«, sagte sie. »Man hört das öfter von den Trockenstädtern.«
    »Das tut er nicht«, sagte Melora leise neben ihnen. Ihr Gesicht war sehr blaß und sah verschwollen aus. »Jalak hielte das für feige, und er würde seinen guten Ruf verlieren, weil seine Edlen glauben müßten, er selbst sei von seiner Schlagkraft nicht überzeugt.«
    »Ein tröstlicher Gedanke«, bemerkte Nira. »Ist es eine Tatsache oder nur das Gefühl einer liebenden Frau?«
    »Nur meine eigenen Götter wissen, wie wenig liebende Frau ich ihm war«, flüsterte Melora, »doch das ist, bei der Ehre meines Hauses, wahr.«
    »Ich habe es nicht böse gemeint, Lady«, versicherte ihr Nira. »Aber Ihr habt dreizehn Jahre in seinem Haus gelebt und seid nicht gestorben.«
    »Dein Blut wurde in meinem Dienst vergossen, mestra, und deine Rede kränkt mich nicht, weil mein Stolz nicht so groß und böse ist wie der Jalaks. Und was mein Leben angeht – kannst du in der Dunkelheit sehen?« Sie hielt Nira die Handgelenke entgegen und lenkte deren Finger über die dicken Narben und hornigen Stellen, die von den metallenen Kettenreifen stammten. Und darüber ließen sich dicke, häßlich aussehende, zackige Narben feststellen. »Die trage ich bis zu meinem Tod. Ich wurde Tag und Nacht so fest angekettet, daß ich nicht einmal selbst essen konnte. Die Frauen mußten mich füttern, baden und zur Latrine führen. Als das hier geheilt war, wuchs mein Kind in mir. Ich konnte das Ungeborene nicht mit meinem eigenen Tod töten ... Wie hast du sie herausgeholt? Jalak hatte sie in die Obhut seiner wildesten Wächterin gegeben.«
    Leeanne kam nun vom Hügel zurück und hörte gerade noch die

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