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Die Amazonen von Darkover

Die Amazonen von Darkover

Titel: Die Amazonen von Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Amazonen zogen lose Falten ihrer Kleider über die Köpfe. Auch Rohana tat es. Sie spürte jeden Muskel und jeden Knochen vom langen Ritt, und ihre Angst, Melora könne nicht mehr lange durchhalten, wurde immer größer.
    Leeanne, die der Kolonne vorausgeritten war, kehrte zurück und sprach mit Kindra, die sofort zu Rohana kam. »In der nächsten Schlucht ist ein Wasserloch«, berichtete sie, »und Felsen gibt es, die vor der Sonnenhitze schützen. Dort können wir liegen, solange es so heiß ist ... Wie geht es Euch, Lady?« wandte sie sich an Melora.
    Melora lächelte mühsam. »So gut, wie ich hoffen kann, mestra. Ich kann jedoch nicht leugnen, daß ich froh bin, etwas ausruhen zu können.«
    »Gut. Dann werden wir eine Rast einlegen. Ich wollte, ich könnte Euch all dies ersparen, Lady, aber ...«
    Melora winkte ab. »Ich weiß, daß ihr Kopf und Kragen für mich riskiert habt, und die Götter mögen verhüten, daß ich mich je darüber beklage, wenn ihr etwas für nötig haltet, das eurer und unserer Sicherheit dient.«
    Fast war das wieder die alte Melora, und Rohana hielt den Atem an vor Staunen. Sie war voll sanfter Anmut und von jener Höflichkeit, die sie den einfachsten Leuten ebenso erwiesen hatte wie den Edelleuten. So, dachte sie, hat sie auch in Dalereuth gesprochen, als wir noch junge Mädchen waren. Barmherzige Evanda, gibt es wirklich eine Hoffnung für sie, daß sie ihr Leben frei und glücklich weiterleben kann?
    Es war ein kleines Wasserloch, doch Kindra sagte, das Wasser sei gut. Dahinter standen schwärzlich-rote Felsen, die purpurne Schatten auf den Sand warfen. Es war jedenfalls besser, den Schatten und eine Rast genießen zu können, als in der Mittagshitze des Trockenlands reiten zu müssen.
    Rohana half Melora aus dem Sattel und stützte sie, um sie in den Schatten der Felsen zu führen. Dann kehrte sie zu den Pferden zurück, um ihnen Wasser zu geben. Kindra hielt sie auf. »Lady, sorgt für Eure Verwandte«, sagte sie und nahm ihr die beiden Pferde ab. »Wie geht es ihr übrigens?«
    »Bisher hat sie es geschafft«, meinte Rohana. »Mehr kann ich auch nicht sagen.« Sie wußte genau, daß Melora so kurz vor ihrer Niederkunft überhaupt nicht mehr reiten sollte, und Kindra wußte das auch. Doch was konnte dagegen getan werden?
    »Bis jetzt läßt sich noch immer kein Zeichen für eine Verfolgung erkennen«, meldete Leeanne. Jaelle, die von ihrem Pferd geglitten war, trat zu ihr. »Wie weißt du, mestra, daß wir nicht verfolgt werden?« Sie sprach die Sprache der Bergländer mit einem leichten Akzent, doch sehr verständlich, und Kindra lächelte sie an.
    »Ich höre keinen Hufschlag, wenn ich mein Ohr auf den Boden lege, und würden Männer reiten, soweit mein Auge reicht, müßten Sandwolken zu erkennen sein.«
    »Dann bist du ja ebenso gut wie Jalaks beste Fährtenfinder!« stellte Jaelle verwundert fest. »Ich wußte gar nicht, daß auch Frauen Fährtenfinder sein könnten.«
    »Kleine Dame, da du in Shainsa lebtest, kannst du nicht viel über Frauen wissen.«
    »Willst du mir dann etwas darüber erzählen?«
    »Wenn ich Zeit habe. Jetzt aber glaube ich, daß du soviel von Pferden verstehst, daß sie getränkt und in den Schatten gebracht werden müssen, nicht wahr?«
    »Oh, kann ich helfen?«
    Kindra gab dem kleinen Mädchen die Zügel des Pferdes, das Melora geritten hatte. »Geh erst langsam damit auf und ab, bis sich sein Atem beruhigt hat und der Schweiß um den Sattel getrocknet ist. Dann führst du es zum Wasser und läßt es trinken, soviel es will. Kannst du das tun?«
    »Ja, natürlich«, versicherte Jaelle und ging mit dem Pferd auf und ab. Kindra und Rohana sahen ihr zu. Sie war groß für ihr Alter, sehr schlank und zartknochig, und ihr flammend rotes Haar hing ihr über den halben Rücken. Noch immer trug sie das reichbestickte und mit kostbaren Spitzen besetzte Leinennachthemd, aber eine der Amazonen hatte ihr eine Jacke übergezogen, die ihr viel zu groß war. Sie war barfuß, doch der heiße Sand schien ihr nichts auszumachen. Rohana stellte fest, daß sie, abgesehen von dem roten Haar, wenig Ähnlichkeit mit Melora, noch weniger aber mit Jalak hatte.
    Melora hatte sich auf ihrem Reitumhang ausgestreckt und die Augen geschlossen. Als Rohana zu ihr trat, fragte sie nach Jaelle.
    »Sie hilft Kindra bei den Pferden«, berichtete ihr Rohana. »Sie scheint vom Ritt nicht sehr ermüdet zu sein, und es geht ihr gut. Ich wollte, ich hätte etwas von ihrer Energie.« Sie

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