Die Amazonen von Darkover
und in Sain Scarp gefangen war?« flüsterte Lorill Rohana zu. »Wirklich, eine ungewöhnliche Ähnlichkeit. Meinst du nicht, daß ...«
»Aber nein«, erwiderte Rohana lächelnd. »Er hat nur fünf Finger an seiner Hand.«
»Trotzdem, eine erstaunliche Ähnlichkeit. Der Glaube, unser Volk könnte von einem anderen Stern gekommen sein, ist zwar sehr phantastisch, aber du sagtest mir auch, dieses Mädchen habe laran. Ich hatte doch angeordnet, niemand dürfe Zeuge einer Matrixoperation sein.«
»Jaelle wäre fast gestorben, und ihre geschworene Schwester hatte ein Recht, bei ihr zu sein. Alida ist eine katalystische Telepathin und kann die Gabe in ihr geweckt haben. Der Mann Haldane war auch dabei, doch bei dem zeigte sich nichts. Jedenfalls ist dieser Fall ein Beweis dafür, daß wir unsere Ansichten über die Terraner berichtigen müssen.« Hastur wußte genau, daß sie damit ausschließlich seine Ansichten meinte und schaute finster drein.
Inzwischen war Montray mit seinem Dolmetscher angekommen. Lady Rohana war von Montray auch jetzt nicht sehr beeindruckt, doch diesmal hatte er einen Begleiter bei sich, der casta ebenso gut sprach wie Magda oder Peter, also wie jeder Darkovaner. Er war Wade Montray, des Koordinators Sohn.
Sein Vater beschäftigte sich inzwischen mit Peter. »So, da bist du ja, Haldane«, fuhr er ihn an. »Hast du eine Ahnung, welche Scherereien wir deinetwegen hatten? Und wo ist Miß Lorne? Ihr hättet euch beide gestern im Hauptquartier zurückmelden müssen.«
»Ich wußte nicht, daß gegen uns beide Klagen erhoben wurden«, erklärte Peter steif. »Lady Rohana hat uns zu sich eingeladen, und wir konnten sie durch eine Ablehnung doch nicht kränken. Und Magda wird schon rechtzeitig kommen ... Hier ist sie ja schon. Und die junge Frau in ihrer Begleitung hat mir buchstäblich das Leben gerettet. Also sei bitte höflich zu ihr, verdammt noch mal!«
»Schönes Mädchen«, bemerkte Montray. »Zehn Jahre bist du jetzt hier? Dann würde ich vorschlagen, du gibst sofort um deine Versetzung ein, oder du steckst deine Nase nie mehr aus der terranischen Zone.«
Magda war mit Jaelle und drei fremden Frauen gekommen, und sie setzten sich ruhig an die vierte Seite des Raumes. Hastur sagte streng: »Jaelle, ich habe dir nicht erlaubt, Außenseiter zu dieser Konferenz mitzubringen.«
»Ich habe auch nicht darum gebeten«, erklärte Jaelle höflich, doch ohne Furcht. »Lord Hastur, mir schien, daß die Gilde an dieser Angelegenheit besonders interessiert sein muß, und deshalb bat ich diese drei Gildevertreterinnen, ihren Standpunkt vor dir und den Terranern zu vertreten ... Mein Lord, meine Lady und Außenweltler, ich darf bekanntmachen: Hier ist mestra Millea n'ha Camilla, Gildemutter von Thendara, mestra Lauria n'Andrea, das Oberhaupt des Unabhängigen Rates der Handwerkerinnen und domna Fiona n'ha Gorsali, Richterin des Städtischen Schiedsgerichtshofs.«
Rohana bewunderte insgeheim Jaelles Klugheit. Diese drei würdevollen Frauen waren keine gewöhnlichen Amazonen, sondern gehörten zu den mächtigsten Frauen der Stadt Thendara. Die Gilde der Handwerkerinnen hatte erfolgreich um die Gleichberechtigung unter den Geschäftsleuten der Stadt gekämpft, und Fiona war die erste Richterin in der Geschichte Thendaras. Hastur konnte sie nicht als unwichtig abschieben.
Er verbeugte sich dann auch höflich vor den drei Frauen. »Ich heiße Euch nicht willkommen, denn Ihr kamt ungeladen, doch besorgte Bürger haben das Recht, zu hören und gehört zu werden.« Die Übersetzung des jungen Montray für die Terraner war selbstverständlich sehr viel liebenswürdiger.
»Wir haben Eurer Angestellten Magdalen Lorne erlaubt, in die Berge zu reiten und Euren Angestellten Haldane zu retten, der in Sain Scarp festgehalten wurde«, sprach Hastur weiter. »Miß Lorne schloß sich einer Gruppe Freier Amazonen unter der Führung von Jaelle n'ha Melora an und mußte den Gildeeid schwören.« Er wandte sich an Magda. »Miß Lorne, habt Ihr diese Frauen hier mitgebracht, um zu erreichen, daß Ihr aus diesem Eid entlassen werdet?«
»Nein, Lord Hastur«, antwortete Magda leise, aber bestimmt. »Ich bin bereit, diesen Eid bis zu meinem Tod zu halten, doch ich bin nicht sicher, ob die terranischen Behörden mir das erlauben werden. Sie könnten sagen, ich habe kein Recht gehabt, ihn zu schwören.«
Das war ein sehr kluger Schachzug von Magda, denn wenn der terranische Vertreter vor den Anwesenden feststellte, daß für ihn
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