Die Amazonen von Darkover
sie sich, und ich will auch den Preis dafür bezahlen ...
Sie bediente sich der formellen Amazonen-Formulierung: »Eidesmutter, ich sagte dir: ich habe meinem Eid aus freiem Willen gehorcht, und ich werde ihn auch halten, bis der Tod oder das Ende der Welt mich wegnimmt.«
»Auch dann, Margali, wenn du Schwierigkeiten mit deinem eigenen Volk hast?«
»Ich weiß nicht recht, ob es noch mein Volk ist«, antwortete sie mit etwas unsicherer Stimme. »Ich habe der Loyalität gegenüber Familie, Klan, Vormund oder Landesherr abgeschworen.«
Jaelle nahm ihre Hände und küßte sie auf den Mund, wie sie es bei der Eidesleistung getan hatte. »Treue für Treue, meine Schwester. Wir haben beide geschworen. Wir müssen uns daher beide der Tatsache stellen, daß du großen Ärger bekommen wirst.«
»Das weiß ich. Und wäre nicht Lady Rohana gewesen, so hätte mich Peter direkt, wenn nötig gewaltsam, zum terranischen Hauptquartier gebracht.«
»Ein feiner Lohn für deine Treue ihm gegenüber«, stellte Jaelle zornig fest. »Wärest du nicht gewesen, würden seine Gebeine jetzt in Sain Scarp verfaulen.«
»Er ist ein terranischer Agent«, verteidigte ihn Magda. »Für ihn ist die Loyalität dem Imperium gegenüber wichtiger als jene, die er vielleicht einer Person schuldet.«
»Das ist aber nicht richtig«, wandte Jaelle ein, doch insgeheim gab ihr Magda nicht recht, da er ebenso wie sie immer zwischen zwei Welten hin und her gerissen werden würde.
»Jaelle«, sagte sie, »eine Freie Amazone kann doch jede gesetzlich zugelassene Arbeit annehmen, nicht wahr? Vielleicht geben mir die terranischen Behörden solange Urlaub, bis ich meine Ausbildung im Gildehaus habe, und dann könnte ich doch meine Arbeit für die Terraner fortsetzen?«
»Du meinst, daß du weiter bei uns spionierst?«
»Das natürlich nicht, sondern ich möchte eine Brücke zwischen unseren beiden Welten bauen. Mein Volk soll eure Gesellschaft, eure Sprache, eure Gesetze und Sitten besser verstehen lernen. Ich denke, hier könnte ich eine sehr nützliche Arbeit tun.«
»Das wäre nicht gegen unseren Eid, doch es heißt, daß du als eingeschworene Amazone für die Terraner arbeiten würdest ... Und das könnte ich auch«, fügte sie leise hinzu. »Machen ließe es sich. Du mußt nur einen Verdienstanteil an die Gilde abführen. Wir verzichten zwar auf Familie und Heim, haben aber dort immer den Schutz von Familie und Heim, wenn wir krank, alt und schwach sind, wenn wir schwanger sind oder in eine fremde Stadt kommen, immer können wir uns an das Gildehaus wenden. Immer haben wir dort Schwestern und das Recht auf Hilfe und Geborgenheit.«
Seit dem Tod ihrer Eltern hatte Magda kein Familienleben mehr gekannt, obwohl sie und Peter es versucht hatten. Der Gedanke, ein Darkovanerheim zu haben, beglückte sie.
»Und natürlich können wir auch Kinder haben und sie dort aufziehen lassen«, fuhr Jaelle fort. »Wir haben ja nicht den Wärterinnen der Türme geschworen. Unsere Töchter können im Gildehaus bleiben, bis sie alt genug sind, zu wählen, ob sie selbst den Gildeeid leisten wollen oder nicht, und die Söhne werden, sobald sie entwöhnt sind, ihren Vätern übergeben; wollen die sie nicht, so können sie nach unseren Wünschen erzogen werden, wenn auch kein Junge über fünf Jahre im Gildehaus behalten wird. Aber du wirst das alles während deiner Ausbildung erfahren.«
»Aber du weißt doch, daß Lorill Hastur den Kontakt zwischen der terranischen Zone und seinem Volk verboten hat. Im Hellers läßt sich dieses Verbot leicht umgehen, aber in Thendara ...«
»Das ist natürlich eine ernsthafte Schwierigkeit, doch Rohana hat ja vor, mit ihm zu sprechen. Ihr Herz gehört auch beiden Welten, und es ist sehr groß. Hasturs Stimme ist nicht einmal für die Comyn die Stimme der Götter! Willst du jetzt mit mir zum Gildehaus kommen, damit wir sehen, wie sich deine Sache regeln läßt, ehe wir morgen Lord Hastur und den Terranern gegenüberstehen? Dann wissen wir genau, womit wir zu rechnen haben.«
»Ja, das will ich«, erwiderte Magda entschlossen.
Am folgenden Morgen saß Lady Rohana im kleinen Ratszimmer Lord Lorill Hastur gegenüber und wartete auf den Koordinator der Terraner. Peter Haldane saß bei ihnen und sah teils wütend, teils verlegen drein. Am Morgen waren Magda und Jaelle verschwunden, doch sie hatten eine Nachricht zurückgelassen, daß sie im Rat vor Hastur erscheinen würden.
»Das ist also wirklich der Mann, der Kyril so gleicht
Weitere Kostenlose Bücher