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Die Amazonen

Titel: Die Amazonen
Autoren: Hedwig Appelt
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Pfeil sie von hinten traf.
    Die Königin war tot.

    Thalestris war die letzte Königin der Amazonen. Mit ihrem Tod stirbt das Volk der Amazonen aus. Nie wieder hört man von ihnen, nie mehr werden sie in ihrer Heimat Themiskyra, in Griechenland oder Kleinasien gesehen.
    Sie verschwinden genau zu dem Zeitpunkt, als Alexander den asiatischen Raum erobert. Und diese Koinzidenz der Ereignisse ist nicht zufällig, sondern notwendig. Denn mit der Inbesitznahme der Welt durch Alexander beginnt die Zeit der Geschichtsschreibung und endet das Zeitalter der mythischen Welterklärung, in dem die Amazonen zu Hause waren. Die Geschichte tritt an die |133| Stelle des Mythos in dem Augenblick, als Alexanders berittene Männer das Reiterheer der Frauen ersetzen. Aber diese von Männern besetzte, erforschte, vermessene und erklärte Welt ist kein Ort für Arestöchter.
    Sie tauchen erst dann wieder auf, als eine neue Welt voller unbekannter Räume entdeckt wird.

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    |135| Der Mythos der Amazonen – Ein Gang durch die Jahrhunderte
    |137| Die Amazonen vom Amazonas
    Fast 7 000 Kilometer lang ist der Lauf des Amazonas durch den südamerikanischen Kontinent, und ein Fünftel des gesamten Süßwassers der Erde ergießt sich durch sein Mündungsdelta in den Atlantik. Von etwa 100 000 Nebenflüssen, die in ihn münden, sind allein 17 über 1 600 Kilometer lang. Der Amazonas ist ein Fluss, aber auch eine riesige Wasserlandschaft, die ständigem Wandel unterliegt. Bei Hochwasser kann er sich auf 120 Kilometer Breite ausdehnen, überschwemmt große Gebiete seines mehr als sieben Millionen Quadratkilometer großen Beckens und teilt sich in zahllose Nebenarme auf. Sein Mündungsdelta hat eine Breite von mehreren hundert Kilometern.
    Lange Zeit konnte man sich nicht erklären, wie Meeresbewohner in den Amazonas kommen. Haie, Rochen, Seezungen und Garnelen leben hier tausende von Kilometern von der Meeresküste entfernt. Warum sind diese Meerestiere so weit in den Fluss hineingeschwommen, wo sie doch eigentlich im Salzwasser leben? Die Antwort gibt die Geologie: Bevor die Anden sich auffalteten, floss der Amazonas in umgekehrter Richtung nach Westen, zum Pazifik hin. Vor 70 Millionen Jahren versperrten die Anden dann „plötzlich“ den Weg zurück ins Meer, und auch der Fluss |138| musste die Strömungsrichtung umkehren. Was im damaligen Mündungsgebiet gelebt hatte und überleben wollte, musste sich dem Süßwasser anpassen.
    Der heutige Amazonas entspringt auf den peruanischen Hochebenen, wo aus den Felswänden des Nevado Mismi in 5 500 Metern Höhe feine Rinnsale sickern. Ihre Fließrichtung ist vorgezeichnet. Obwohl der Pazifik ganz nahe ist, nur 200 Kilometer westlich, müssen sie nach Osten abfließen, weil sie auf der Ostseite der Wasserscheide entspringen. Auf ihrem Weg vereinigen sie sich zu einem Gebirgsbach, der als Quellfluss des Amazonas gilt: zum Rio Hornillos.
    Über die Quelle selbst findet man heute noch unterschiedliche Angaben. Wurde sie 1909 von Wilhelm Sievers festgelegt oder 1953 von Michel Perrin? Oder doch erst 1972 von Loren McIntyre? Vielleicht ist gar 2001 das korrekte Datum? Oder ist immer noch ungeklärt, wo genau der gewaltige Fluss entspringt? Von seinem Anfang bis zum Ende ist der Amazonas ein Geäder aus feinsten Kapillaren, Arterien, Venen und einer Hauptschlagader. Sein Wasser, das helle aus den Anden und das dunkle aus Guyana, ist das Blut der Erde. Die Arestöchter könnten stolz darauf sein, dass dieser Fluss ihren Namen trägt.

    Diejenigen, die an Weihnachten des Jahres 1541 aufbrachen, um auf dem Hochland der Anden nach den legendären Zimtwäldern zu suchen, dachten bestimmt nicht an Amazonen. Zimt galt im Europa des 16. Jahrhunderts als eines der kostbarsten Gewürze. Es wurde als Antiseptikum wie auch als Stimulans benutzt und mit Gold aufgewogen. Wer über die Zimtwälder verfügte, hatte eine unerschöpfliche Einnahmequelle und konnte sich unermesslichen Reichtum sichern.
    Aus diesem Grund genehmigte im Jahr 1540 der spanische König dem Konquistador Gonzalo Pizarro eine Expedition ins unerforschte Innere von Südamerika. Beide wussten nicht, dass Zimtbäume nur in Asien wachsen. Zudem hatte Pizarro den König |139| nicht informiert, dass er die Zimt-Expedition auch zur Suche nach dem sagenhaften Goldland El Dorado nutzen wollte. Die Berge von Gold, die von den Spaniern im alten Inka-Reich oder in den angrenzenden Gebieten vermutet wurden, waren noch immer unentdeckt, und Gonzalo Pizarro
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