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Die Amerikanerin

Die Amerikanerin

Titel: Die Amerikanerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Beides war nach zwei Minuten beendet gewesen. Danach hatte er so schnell auf Italienisch auf Patrizia eingeredet, dass Marie nicht folgen konnte. Lediglich das Wort complicazione hatte sie herausgehört.
    »Von welchen Komplikationen hat er gesprochen?«, fragte Marie, als Patrizia nicht gleich antwortete.
    »Von gar keinen, du hast dich verhört«, antwortete Patrizia. Sie verschwieg ihr, dass der Arzt auf Maries Alter angespielt hatte.
    »Dottore di Tempesta empfiehlt allerdings ab jetzt strenge Bettruhe. Sonst besteht tatsächlich die Gefahr, dass das Kind vor der Zeit kommt.«
    »Aber ich …«
    »Kein Aber!«, unterbrach Patrizia sie rigoros und deutete dem Arzt mit einem Nicken an, dass sein Besuch beendet war.
    Hilflos schaute Marie zu, wie der Mann den Verschluss seiner Tasche zuschnappen ließ und im Begriff war, das Zimmer zu verlassen. Sie hatte noch so viele Fragen! Wenn sie richtig gerechnet hatte, musste das Kind gegen Ende Mai kommen. Was, wenn es früher käme? Würde es dann Schaden nehmen? Und wäre es nicht angeraten, zur Geburt einen Arzt hinzuzuziehen? Wo er doch selbst von … Komplikationen gesprochen hatte?
    Obwohl Francos Mutter in den letzten Wochen ein wenig zugänglicher geworden war, hatte sie diesen Wunsch bislang immer abgewehrt. »Seit Jahrhunderten haben die Frauen der de Luccas ihre Kinder allein bekommen, bei schweren Geburten wurde höchstens einmal eine Hebamme hinzugezogen«, bekam Marie zu hören, wann immer sie ihre Unsicherheit äußerte. Es war offensichtlich, dass Patrizia Marie für äußerst zimperlich hielt. Trotzdem hatte sie Maries Drängen schließlich nachgegeben und für eine Konsultation einen Arzt kommen lassen. Marie hatte ihr zuvor allerdings auf das Grab ihrer Mutter schwören müssen, in Anwesenheit des Mannes nichts »Unvernünftiges« zu sagen. Vor lauter Dankbarkeit hätte Marie in jenem Moment alles geschworen. Doch nun war ihre Sorge darüber, dass etwasnicht in Ordnung war, größer als jeder Schwur. Sie zerrte das Laken fort und setzte sich abrupt im Bett auf.
    »Dottore, uno momento!«, rief sie, als der Arzt schon halb zur Tür hinaus war.
    Sofort warf Patrizia ihr einen warnenden Blick zu.
    Der Arzt wandte sich um. »Si …?«
    »Geht es meinem Kind gut?«, fragte Marie mit leiser Stimme.
    Er zögerte nur einen Wimpernschlag lang. Dann nickte er energisch und verschwand in dem dunklen Gang vor ihrem Zimmer.
    Marie schaute ihm nach. Gott sei Dank!
    Mehr wollte sie nicht wissen. Nur das.

    »War das unbedingt nötig?«, fragte Patrizia, kaum dass sie das Zimmer wieder betreten hatte. »Hatten wir nicht abgemacht, dass du still bist?« Sie stellte einen Krug mit Milch und ein Glas auf Maries Nachttisch ab.
    Angewidert schaute Marie weg. »Du weißt doch, dass ich Milch seit ein paar Tagen nicht mehr vertrage. Mir stünde eher der Sinn nach einer kalten Limonade.« Sie seufzte. »Und nach einem Spaziergang. Die Luft hier drinnen ist zum Schneiden dick. Wenn die Hitze jetzt schon so unerträglich ist, möchte ich nicht wissen, wie es in den Sommermonaten wird.«
    Patrizia tat, als hätte sie Maries letzte Bemerkung nicht gehört. »Milch hat noch keiner Frau geschadet. Es täte dem bambino sicher gut, wenn du sie trinkst. In ein paar Wochen musst du schließlich selbst Milch produzieren.« Auffordernd hielt sie Marie das halb gefüllte Glas hin.
    Diese zwang sich schließlich doch zu einem Schluck und versuchte, den aufsteigenden Ekel zu unterdrücken. Von Patrizias Wohlwollen hing schließlich ab, wie erträglich sich der Aufenthalt in ihrem Gefängnis gestaltete.
    »Und? Gibt es Neuigkeiten?« An Patrizias hochgezogenen Brauen erkannte sie, dass sie einen Milchbart haben musste. Hastig wischte sie sich mit dem Handrücken über den Mund.
    Patrizia schüttelte den Kopf. »Nichts. Gar nichts. Ich warte täglich auf Dottore Lorenzos Anruf, ob seine Bemühungen erfolgreich waren. Aber bisher … nichts!« Ihre Stimme versagte. Sie zog ein steifes Taschentuch aus ihrem Ärmel und tupfte sich damit unsichtbare Schweißperlen von der Stirn. Als sie sich wieder gefasst hatte, klang ihre Stimme bitter.
    »Seit Jahrzehnten kassiert Lorenzo fürstliche Honorare von uns, aber wehe, wenn man einen Advokaten einmal wirklich braucht!«
    »Ich verstehe das nicht! Wie kann man Franco einsperren, wenn es doch scheinbar gar keine Beweise dafür gibt, dass er in die Angelegenheit verwickelt ist?« Maries Verzweiflung war echt. Solange sich Franco in einem New Yorker

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