Die Amerikanerin
morgenfrischen Garten in ein warmes Zimmer gebracht wird. Als sie seine pralle Männlichkeit spürte, stöhnte sie auf. Sie wollte diesen Mann. Jetzt. Sofort. Für immer.
Doch erneut wies Franco ihr Begehren zurück. Sein Leib presste sich eng an den ihren, aber es war nur seine Hand, die ihre Einladung annahm. Sein Stöhnen, als er ihre nasse Lust spürte, bereitete ihr einen solchen Glückstaumel, dass ihr angst wurde. Ein Wimmern entfloh ihrer Kehle.
»Ich liebe dich so sehr, dass es weh tut!« Ihr Flüstern war rau, aufgerieben an ihrer Leidenschaft, die mit jeder Berührung Francos größer wurde. Ihre früheren Erfahrungen mitMagnus verschwammen konturlos, unwichtig, nicht würdig, im Gedächtnis behalten zu werden.
»Ich liebe dich! Amore mio …« Franco hielt ihren Kopf zwischen seinen Händen, seine Daumen gruben sich in ihre Wangen, seine Augen hielten ihren Blick fest, während er in sie eindrang.
Endlich, endlich!
Angst, zu viel preiszugeben, flackerte in ihr auf, sie wollte ihre Lider senken, als könne sie dadurch einen Schleier über ihr Innerstes hüllen. Doch sie hielt seinem Blick stand, weil die Angst, ihn zu kränken, größer war. Als er ihren Kopf losließ und seine Arme ihren Leib umschlangen, vergrub sie ihr Gesicht in der verschwitzten Kuhle an seinem Hals. Tief sog sie sein einzigartiges Aroma aus Tabak, Schweiß und Rasierwasser ein. Wenn ich morgen sterbe, dann sterbe ich glücklich, dachte sie und lachte laut heraus.
Von diesem Moment an war ihr Rhythmus derselbe. Sie verschmolzen zu einem Fleisch, zu einer Leidenschaft. Es dauerte nur kurze Zeit, bis diese ihren Höhepunkt erreichte, zu lange hatten sie aufeinander gewartet. Mit einem Schrei, der ihr gehörte und ihm, erklommen sie den letzten Gipfel, aneinandergeklammert, schweißnass, zitternd.
Danach wollte Marie Franco nicht freigeben. Er bemühte sich, sein Gewicht zu verlagern, doch sie klammerte sich an ihn. Nicht weggehen! Nichts sagen. Kein unnötiges Streicheln. Er verstand. Nur leicht auf einen Ellenbogen abgestützt, um sie nicht zu erdrücken, blieb er bei ihr. Nie, nie mehr wollte Marie dieses Gefühl von Ganzheit missen.
16
New York war in diesem Sommer in sich selbst verliebt, und Marie erging es nicht anders. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie Lust, sich schön zu machen, sich zu parfümieren und zu schmücken, denn sie tat es für Franco. Das kümmerliche Pflänzchen ihres weiblichen Selbstverständnisses wuchs unter seiner Verehrung zu einer schönen, strahlenden Blüte heran.
»Du hast mit ihm geschlafen!«, sagte ihr Pandora auf den Kopf zu, als sie Marie das erste Mal nach dem Fest wiedersah.
Mit mehr als einem Hauch Röte im Gesicht konnte Marie nur nicken. »Woher … weißt du das?«
»In deinen Augen glänzt das gewisse Etwas, das Frauen nur nach einer Liebesnacht haben. Einer glücklichen, wohlgemerkt! Was würde ich darum geben, wenn es mir auch wieder einmal so erginge!«, seufzte sie sehnsuchtsvoll. »Aber ich treffe zurzeit nur Männer, die mich nicht interessieren oder die ihrem eigenen Geschlecht zugetan sind. Ob es hilft, wenn du mich küsst? Vielleicht ist dein Zustand ja ansteckend?«
Sie fielen sich in die Arme und kicherten ausgelassen.
»Die Liebe ist ein seltsames Tier …« Pandora wurde wieder ernst. »Es fällt uns Frauen an und …«
»… macht uns tollwütig vor Glück!«, fiel Marie ihr lachend ins Wort.
Pandora nahm Maries Hand und drückte sie fest, als wolle sie sie dadurch zur Besinnung bringen.
»… und ehe man sich versieht, hat es uns zu Boden gebracht, wollte ich sagen. Gib acht, Marie! Sie können noch so viel reden von freier Liebe und der Gleichberechtigung der Geschlechter – am Ende sind es immer noch wir Frauen, die mit dickem Bauch und ohne Ehemann dastehen.«
Marie lachte laut auf. »Solch ein Spruch aus deinem Mund? Den hätte ich viel eher von meiner Schwestererwartet! Aber sei unbesorgt.« Sie rückte näher zu Pandora. »Ich habe bisher auch nicht wie eine Nonne gelebt und bin trotzdem nicht schwanger geworden. Wahrscheinlich kann ich gar keine Kinder bekommen!«
Magnus war darüber traurig gewesen, zumindest in den Anfangsjahren. »Warum will so ein kleiner Balg nicht auch zu uns kommen?«, hatte er oft gefragt, wenn sich wieder einmal ihre Monatsblutung eingestellt hatte. Marie hatte ständig das Gefühl gehabt, sich erklären zu müssen. Dabei vermisste sie selbst ein Kind gar nicht. Später hatte er nichts mehr gesagt, nur noch seine
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