Die amerikanische Nacht
Höhle in ihrem Herzen, die sie zumauern und übertapezieren und hinter Bildern und Topfpflanzen verstecken würde, damit niemals jemand erfuhr, dass es dort überhaupt einen so feuchten und hohlen Gang gab.
Ich konnte Beckman hören, als wäre er plötzlich hier, wie er zweifelnd die Wände um mich herum ansah, bevor er den Wodka in dem Schnapsglas in seiner Hand hinunterkippte.
Habe ich dich nicht gewarnt, McGrath, dass Cordova zu fassen wie der Versuch ist, Schatten in einem Glas zu fangen? Du wolltest die Wahrheit. Hier ist sie. Es sind Kisten in Kisten. Warum warst du dir so sicher, dass du hinter sein Geheimnis kommen würdest? Dass es überhaupt Antworten gibt auf seine Fragen?
Was hatte Beckman gebrüllt, als er mich dabei erwischte, wie ich betrunken das Schloss der sechseckigen Kiste zu knacken versuchte? »Verräter!« »Banause!« Doch bevor er mir die Tür vor der Nase zugeknallt hatte, hatte er noch etwas anderes gesagt.
»Du weißt nicht einmal, wo man sie aufmacht.«
Das war ein Hinweis darauf, dass ich nicht alles sah, nicht das ganze Bild, dass ich irgendetwas übersah, dass der Weg hinaus nicht der Weg hinaus war.
Ich lag falsch.
Ich sah, dass die Motte es geschafft hatte zu fliegen, trotz ihres verletzten Flügels. Sie krabbelte jetzt wieder an der Decke der ersten Kiste. Ich steckte meinen Kopf hinein und beobachtete, wie sie im Kreis lief. Sie hielt an, tastete mit ihren Antennen und Beinen, und schlüpfte dann durch ein Loch im Holz und war nicht mehr zu sehen.
Ich strich mit den Händen über die Decke und fühlte, wo die Motte verschwunden war, eine Öffnung von der Größe eines Reiskorns. Ich fuhr mit den Fingern daran entlang und konnte noch etwas spüren, eine Einkerbung. Ich durchstöberte die Taschen meiner Kleider, die sich seltsam fremd und losgelöst von mir anfühlten, als würde ich die Taschen eines anderen Mannes durchsuchen, der bewusstlos war oder tot. Ich hoffte, irgendein Werkzeug zu finden, doch der einzige harte Gegenstand, den ich fand, war eine Art Anhänger um meinen Hals.
Es war die Halskette mit dem heiligen Benedikt, die mir Nora geschenkt hatte. Ich nahm sie ab, steckte das Stück Metall in den Spalt und bewegte es langsam an der Kante entlang. Nach einer Drehung merkte ich, dass es eine Art runde Tür war. Es gelang mir, das Holz einige Zentimeter anzuheben, genug, um meine Finger darunterzuklemmen. Die Tür, eine kreisrunde Platte, löste sich und fiel heraus.
Ich starrte in ein schwarzes Rohr ohne jedes Licht, an dessen Ende nichts zu sehen war. Ich fuhr mit der Hand an der glatten Metalloberfläche entlang und streifte dabei versehentlich die Motte.
Sie fiel auf meine Wange herab.
Ich rollte auf die Seite, nahm das Insekt in die Hand und prüfte, ob es unverletzt war. Ich steckte die Motte in die Innentasche meines Mantels, wo ich hoffte, dass sie sicher sein und überleben würde. Dann schob ich mich nach oben in das Rohr. Es war entsetzlich eng, als wäre man in einem alten Belüftungsrohr gefangen. Es gab keine Stufen, nichts, an dem man sich festhalten konnte. Ich konnte mich nur blind in dieses Ding hineinarbeiten, indem ich mich so fest ich konnte gegen die Seiten presste und mich mit den Sohlen meiner Wanderstiefel abstützte. Nach ein paar Metern traf ich auf eine Wand. Ich drückte dagegen. Sie gab sofort nach. Jetzt blinzelte ich im grellen Licht.
Die Metallleiter war direkt über meinem Kopf an die Decke geschraubt.
Ich zog mich aus dem Rohr auf das Dach der sechseckigen Holzkiste und sah mich um.
Die Kiste, auf der ich stand, war eine perfekte Kopie derjenigen bei Beckman.
Licht durchflutete den Raum durch schmale Fenster in der Decke, doch es waren keine Bäume zu sehen und kein Himmel, nur weißes Licht. Ich konnte nicht erkennen, ob es Kunstlicht oder Sonnenlicht war.
Ich machte einen Schritt nach vorne. Plötzlich ging ein Stoß durch die Konstruktion, gefolgt von einem lauten Knall.
Ich griff nach oben und packte eine Sprosse der Leiter, genau in dem Augenblick, in dem das gesamte Sechseck unter meinen Füßen wegbrach, noch einen Moment an einem Faden hing und sich dann losriss. Jetzt stürzte die ganze Kiste nach unten, ein sich drehender schwarzer Kasten, der vom Himmel fiel. Es gab ein saugendes Geräusch und eine Explosion, als die Kisten auf dem Boden zerschellten.
Ich wartete nicht und ich sah nicht hinab. Ich zog mich von Sprosse zu Sprosse, immer auf die Wand zu, an der die Leiter nach unten führte. Während ich mich
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