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Die Anatomie des Todes

Die Anatomie des Todes

Titel: Die Anatomie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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verzweifelter. »Es spielt wirklich überhaupt keine Rolle, in welchem Zustand sie ist.«
    Alice erklärte, dass die Formalitäten zwischen der Zentrale und den lokalen Anbietern am meisten Zeit in Anspruch nehmen würden.
    Â»Könnten Sie nicht noch ein oder zwei Nächte im Hotel übernachten?«, fragte Alice vorsichtig.
    Â»Alle Hotels sind ausgebucht.«
    Ob es ihre tränenerstickte Stimme war, die den Ausschlag gab, war schwer zu entscheiden. Jedenfalls bot Alice ihr in leisem, vertraulichem Ton an, sich selbst an den Makler vor Ort zu wenden, mit dem sie zusammenarbeiteten.
    Â»Aber sagen Sie nicht, dass ich Sie geschickt habe.«
    Â 
    Im Maklerbüro, in dem jeder Schritt von den dicken Kokosteppichen gedämpft wurde, herrschte eine andächtige Stimmung. Die Räumlichkeiten waren in mehrere Rondelle unterteilt, in denen Bilder der Häuser hingen, deren Unterlagen in den Regalen in einer Reihe lagen. Maja trat an
den Schalter, an dem es fast noch steriler aussah als im Ärztehaus.
    Ein Mann mittleren Alters mit einem äußerst farbenfrohen Schlips stand von seinem Schreibtisch auf.
    Â»Was kann ich für Sie tun?«, fragte er mit strahlendem Lächeln und entblößte seine gebleichten Zähne.
    Maja erkannte ihn an seinem Schlips. Er war an einem ihrer ersten Arbeitstage zu ihr in die Praxis gekommen und hatte sich darüber beklagt, beim Urinieren einen brennenden Schmerz zu spüren. Wie sich herausstellte, hatte er einen Tripper. Doch offenbar konnte er sich nicht an Maja erinnern, was nicht ungewöhnlich war. Die meisten Patienten erkannten sie nicht, wenn sie keinen Kittel trug.
    Sie erklärte ihm ihre spezielle Situation. Er war sofort sehr daran interessiert, hatte am Morgen bereits in der Zeitung von dem Verbrechen gelesen, doch war ihm bisher entgangen, dass sich der Mord in einem der Häuser ereignet hatte, in dem sein Unternehmen eine Wohnung vermittelte.
    Â»Entsetzlich!«, sagte er schließlich und fügte hinzu: »Und ausgerechnet in unserer schönen Stadt!«
    Sie nickte und erkundigte sich, ob er ihr eine andere Wohnung, »egal wo«, vermitteln könne.
    Â»Einen Augenblick, ich seh mal nach«, antwortete der Makler und kehrte hinter seinen Schreibtisch zurück. Er suchte in einer Computerdatei, bis er schließlich ihren Namen fand.
    Â»Sie sind … die Ärztin, nicht wahr? Losgata 8?«
    Â»Ja, das stimmt.«
    Seinen geröteten Wangen nach zu urteilen, war ihm doch noch eingefallen, unter welchen Umständen sie sich kennengelernt hatten. Seinem liebenswürdigen Lächeln tat dies jedoch keinen Abbruch.
    Â»Leider werden wir unsere Vermittlungstätigkeit in diesem Viertel einstellen«, erklärte er. »Wir halten das nicht
länger für verantwortlich, schon gar nicht, wenn es sich um alleinstehende Frauen handelt.«
    Â»Mir geht es nicht um das Viertel, sondern nur um das Haus, in dem ich nicht gern wohnen bleiben möchte. Ich wäre also auch mit einer Unterkunft in derselben Gegend einverstanden.«
    Der Makler verschaffte sich einen Überblick über die gegenwärtigen Angebote und wandte sich dann mit bedauernder Miene an Maja. »Das Einzige, was ich Ihnen anbieten könnte, wäre ein Zimmer in einem Einfamilienhaus.«
    Â»Einverstanden«, entgegnete sie mit optimistischem Lächeln.
    Â»Sie müssten Küche und Bad allerdings mit ein paar Werftarbeitern teilen.« Es handelte sich um drei litauische Schweißer und einen Rumänen, dessen Beruf ihm unbekannt war.
    Nach ihren Erfahrungen mit Kvam hatte Maja vorerst genug von einsamem Männern und lehnte dankend ab.
    Â»Wie lange werden Sie noch hier in der Stadt sein?«, erkundigte sich der Makler.
    Â»Noch bis zum Ende des Monats.«
    Â»Wie wäre es mit einer Ferienwohnung?«
    Sie schaute ihn interessiert an.
    Â»Wir haben ein paar richtige Luxushütten außerhalb der Stadt. Mit Whirlpool, Sauna und Tiefkühltruhe. Die deutschen Touristen wissen genau, was sie wollen!«
    Das wusste sie auch. Sie wollte keinesfalls in einer dunklen Hütte irgendwo in der Pampa wohnen, egal wie viel Luxus sie bieten würde.
    Â»Gibt es nicht auch Ferienwohnungen in der Stadt?«
    Â»Das lassen die Behörden leider nicht zu«, entgegnete er. »Wer in der Stadt wohnt, muss hier auch seinen ständigen Wohnsitz haben. Vermutlich haben sie Angst, dass außerhalb der Saison eine Art

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