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Die Anatomie des Todes

Die Anatomie des Todes

Titel: Die Anatomie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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fuhren sie in Richtung Zentrum und widmeten sich den Nachrichten, die sich den ganzen Morgen hindurch auf der Mailbox ihrer Handys angehäuft hatten. Signale aus einer Welt, die ständig näher kam und beide an unterschiedliche Orte band.
    Stig setzte Maja vor ihrer Haustür ab. Es war ein merkwürdiges Gefühl, das Haus zu betrachten, das vollkommen unverändert schien. Wer unwissend hier vorbeispazierte, würde nichts Ungewöhnliches feststellen. Maja sah zu Stig hinüber und umarmte ihn kurz.
    Â»Danke fürs Mitnehmen«, sagte sie und öffnete die Tür. »Wir telefonieren.«
    Stig nickte bloß, als zweifle er an ihrer Absicht.
    Sie öffnete das Gartentor und ging der Haustür entgegen, während Stigs Wagen davonfuhr. Sie suchte in der Handtasche nach ihrem Schlüssel. Sie musste die Tasche dringend mal wieder aufräumen, sagte sie sich. Da fiel ihr auf, dass die Tür nur angelehnt war. Unwillkürlich trat sie einen Schritt zurück. All ihre Sinne waren plötzlich hellwach. Sie lauschte angestrengt, hörte jedoch keinerlei Geräusche aus dem Haus dringen. Als krächzend ein Vogel aufflatterte, fuhr sie vor Schreck zusammen.
    Vermutlich war es die Polizei gewesen, die vergessen hatte, die Tür zuzuziehen. Oder der Durchzug vom Keller hatte sie aufspringen lassen, was manchmal geschah. Trotzdem machte sie auf dem Absatz kehrt.
    Maja setzte sich in ihr Auto und drehte den Schlüssel im Zündschloss. Sie hoffte inständig, dass die widerspenstige alte Karre rasch anspringen würde, denn sie musste hier weg, und zwar auf der Stelle. Als der Motor endlich ansprang, schaltete sie auf Drive und drückte das Gaspedal durch.

    Sie hielt erst an, als sie den Parkplatz des Norvikcenters erreicht hatte. Außer ihrem Fitnessstudio befand sich hier auch noch ein großes H&M-Geschäft, das sich über drei Etagen verteilte. Sie brauchte etwas zum Anziehen, ehe sie ihre Koffer aus der Wohnung holen konnte. Sie kaufte verschiedene Einzelteile und entdeckte im Schuhgeschäft noch ein Paar heruntergesetzte Wilderlederstiefel, die so ziemlich zu allem passten, was sie sich zugelegt hatte.
    Â 
    Maja nahm den Lift zum Fitnessstudio, das sich im obersten Stockwerk befand. Erst einmal wollte sie duschen, um sich die Sünden der Nacht abzuwaschen. Sie durchquerte den großen Trainingssaal, an dessen Ende die Umkleideräume lagen. Für einen Vormittag war das Studio gut besucht, vor allem von Rentnern und Leuten mit starkem Übergewicht. Auf dem letzten einer langen Reihe von Steppern bemerkte sie Petra Jakola, die sich mit durchgeschwitzter Trainingskleidung die Seele aus dem Leib zu laufen schien. An einem Hüftgürtel war ein Walkman befestigt. Dem nahezu ekstatischen Glanz ihrer Augen nach zu urteilen, hörte sie Musik, die ihr viel Freude und Kraft gab. Während sie konzentriert nach vorne schaute und alles aus sich herauszuholen schien, sah sie beinahe glücklich aus.
    Maja schlich sich unbemerkt in die Umkleidekabine und hoffte, dass sie fertig sein würde, ehe Petra zu ihr hereinkam. Auf Petras Entschuldigungsmail, die sie ihr über das Intranet der Klinik hatte zukommen lassen, hatte Maja noch nicht geantwortet.

14
    Den Kolleginnen am Empfang blieb der Mund offen stehen, als Maja zur Tür des Ärztehauses hereinkam. Sie alle hatten den aufsehenerregenden Artikel in der Vestposten gelesen und erwarteten mehr oder minder, dass Maja ihren Job an den Nagel hängen und sofort abreisen würde. Aber die dachte gar nicht daran, den Vertrag mit Milten zu brechen oder ihre Patienten im Stich zu lassen.
    Alle überhäuften sie mit Fragen, nur Edel Raaholdt hielt sich ein wenig zurück.
    Â»War das nicht mega ekelig, deinen Nachbarn so in der Wohnung zu finden?«, wollte Linda wissen.
    Maja nickte. »War nicht gerade ein schöner Anblick.«
    Â»Aber wie kannst du dann überhaupt noch in diesem Haus wohnen bleiben?«, fragte Linda mit weit aufgerissenen Augen.
    Maja wusste nicht, was sie antworten sollte. Einerseits hatte sie keine Lust, die anderen an ihren Ängsten teilhaben zu lassen. Andererseits begann sich die Situation zu normalisieren, indem sie darüber sprachen.
    Â»In einer Tour hat hier das Telefon geklingelt«, sagte Edel Raaholdt entnervt. »Verschiedene Journalisten vom Radio und von der Vestposten wollten Sie sprechen.«
    Â»Das Fernsehen war allerdings nicht dabei«, sagte Linda

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