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Die Anatomie des Todes

Die Anatomie des Todes

Titel: Die Anatomie des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Katz Krefeld
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Verdächtige abgespeichert hatte? Die verrückte Ärztin, die ihr chirurgisches Geschick unter Beweis stellte, indem sie dem Mann, der an ihrer Unterhose geschnüffelt hatte, das Gesicht zerschnitt?
    Sie ging in ihre Wohnung. Das Wohnzimmer war unverändert, fast hätte man es gemütlich nennen können. Hier schienen sich keine ungebetenen Gäste aufgehalten zu haben. Als wäre es dem ersten Stock völlig gleichgültig, was sich im Erdgeschoss ereignet hatte. Hier, in der vertrauten Umgebung ihrer eigenen vier Wände, schien sie den Mord an Eigil Kvam auf Distanz halten zu können, wie die Handlung eines Films: irgendwie spannend und doch unwirklich. Der Vorfall verwandelte sich bereits in eine aufsehenerregende Episode, von der sie später anderen erzählen konnte.
Ein bemerkenswerter Vorfall in Norwegen, an den sie sich stets erinnern würde.
    Als sie aus dem Bad kam, begannen gerade die Morgennachrichten im Fernsehen. Zunächst ging es gar nicht um den Mord, sondern um einen Lokalpolitiker, der die Abschaffung der Straßenbeleuchtung gefordert hatte, um das kommunale Budget zu entlasten. Eine Reihe von Politikerkollegen inklusive des Bürgermeisters fühlten sich bemüßigt, diesen Vorschlag zu kommentieren. Maja hörte nur mit halbem Ohr zu, während der korpulente Bürgermeister sich darüber ereiferte, welch katastrophales Signal man durch solche leichtfertigen Aussagen gab. Die Stadt habe zwar Schulden, fügte er mit schweißnasser Stirn und fuchtelnden Armen hinzu, sei aber dennoch in der Lage, die öffentliche Energieversorgung aufrechtzuerhalten.
    Â»Uns gehört die Zukunft!« Mit diesem Satz, der das Wahlkampfmotto seiner Partei zitierte, beendete er sein Statement.
    Der Beitrag über den Mord in der Losgata wurde zuletzt gesendet und bestand weitgehend aus der Wiederholung früherer Bilder, die an dem Abend aufgenommen waren, an dem Kvams Leiche aus der Wohnung getragen wurde. Dann war ein kurzer Ausschnitt der Pressekonferenz zu sehen, die Blindheim gestern abgehalten hatte. Maja erkannte den nikotingelben Konferenzraum des Reviers und Stig unter den Zuhörern.
    Blindheim gab bekannt, dass ein vierundsechzigjähriger Mann mit zahlreichen Stichverletzungen tot in seiner Wohnung aufgefunden worden sei. Über die Todesursache wolle er nichts Näheres sagen, solange der Obduktionsbericht nicht vorliege. Bislang fehle aber jedes Motiv für die Tat, weshalb es auch noch keine Verdächtigen gebe. Derzeit versuche die Polizei, den persönlichen Hintergrund des Opfers zu recherchieren.

    Schließlich wurde eine Telefonnummer eingeblendet, an die sich jeder wenden solle, der sachdienliche Hinweise zu dem Fall geben könne. Danach kamen die Sportnachrichten. Maja schaltete den Fernseher aus.
    In diesem Moment klingelte das Telefon. Es war Stig. Sie überlegte kurz, ob sie abheben sollte, aber das war sie ihm schuldig. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass es ihr gut ging, fragte er, ob sie Lust hätte, sich mit ihm zu treffen.
    Â»Natürlich«, antwortete sie.
    Â»Vielleicht könnten wir unser gemeinsames Essen endlich wahrmachen.«
    Die Stille am anderen Ende war fast Antwort genug. »Ich glaube, das ist im Moment keine so gute Idee«, sagte sie zögerlich, »aber wir könnten doch einen Kaffee zusammen trinken.«
    Â»Seit wann trinkst du Kaffee?«, kam es von Stig.
    Â»Oder ein Glas Wein.«
    Auf dem Weg in den Skudekroen überlegte sie sich, was sie ihm sagen wollte. Dass sie sich freue, ihn zu sehen, dass sie gerne mit ihm in Verbindung bleiben wolle, aber keine Beziehung … Verdammt, wie sagte man das eigentlich, ohne dass es schrecklich abgeschmackt klang?
    Â 
    Â»Wein können wir auch ein anderes Mal trinken«, entschied Stig lächelnd. »Jetzt bekommst du erst mal was Anständiges.« Es bestellte zwei Gläser sehr dunkles Bier mit großer Schaumkrone.
    Â»Schmeckt nach Lakritze, Schokolade und Teer«, erklärte er hingerissen.
    Â»Danke«, entgegnete Maja und hob ihr Glas. Der Skudekroen war schon fast so etwas wie ihre Stammkneipe geworden. Ihre gemeinsame Stammkneipe. Vielleicht würde sie sich später mal an diesen Ort statt an den blutüberströmten Nachbarn erinnern.

    Â»Auf unsere Freundschaft?«, fragte Stig und hob ebenfalls sein Glas.
    Ãœberrascht stieß sie mit ihm an. Das war alles? Komplizierter war es nicht? In gewisser

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