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Die andere Seite des Glücks

Die andere Seite des Glücks

Titel: Die andere Seite des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seré Prince Halverson
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Buntstiftspänen zu machen, die wir auf Wachspapier bügelten. Da ich nicht einmal Wachspapier hatte, mussten wir erst welches kaufen, und so machten wir uns auf zum nächsten Laden, sie mit ihren Rädern und ich zu Fuß nebenher. Als wir zurück waren, stellte ich mein Reisebügeleisen an, Annie schabte mit der Schere Späne von den Buntstiften und Zach wirbelte sie durcheinander. »Das dürfen wir bei Mama nicht«, sagte Annie.
    »So? Zu viel Durcheinander?«, fragte ich.
    »Nein. Sie hat kein Bügeleisen.«
    »Sicher hat sie eins …«
    »Nein. Sie hat keins.«
    Wahrscheinlich konnte Paige es sich leisten, ihre Wäsche waschen zu lassen. »Habt ihr denn eine Waschmaschine und einen Trockner?«
    »Natürlich, Dummi.« Annie lachte sich schief, als hätte sie noch nie so eine komische Frage gehört.

    Sonntagnachmittag fragten sie, ob sie ihre Räder mit zurück zu Paige nehmen dürften. Eigentlich war mir das nicht recht, ich wollte, dass Radfahren etwas Besonderes für uns allein war, das nur wir miteinander teilten. Doch ich würde sie eine ganze Weile nicht sehen, und sie wuchsen gerade so schnell, dass sie die Räder wohl nicht allzu oft benutzen konnten, bevor sie dann zu groß dafür waren. Außerdem würden mit solchen Spielchen nur sie bestraft werden und nicht Paige. Ich nahm also das Dach vom Jeep ab, damit die Räder reinpassten. Zach fragte auch, ob er seine Schwimmflügel behalten dürfe, und ich sagte klar, ließ den Anflug von Eifersucht vorbeiziehen.
    Als ich sie zurückfuhr, war es ganz still im Auto. Schließlich sagte Annie: »Das kommt mir vor, als spielten wir das alles nur.«
    »Wie meinst du das, Banannie?«
    »Na ja, die Stadt hier. Alles. Es ist, als spielen wir Theater und tun als ob, aber es geht immer einfach weiter. Ich will euch beide. Und ich will Onkel David und Gil und Nonna und Nonno und alle anderen auch.«
    »Ich will auch euch BEIDE «, sagte Zach. »Und die anderen.«
    »Ich weiß, wie schwer es ist. Wir haben eine Menge Veränderungen durchgemacht.«
    »Veränderungen sind Scheiße«, sagte Annie.
    »Hm …« Sie hatte recht. Ich überlegte, sie wegen ihrer Wortwahl zu rügen, tat es aber nicht. Sie hätte es nicht treffender sagen können.
    Als wir in Paiges Straße einbogen und den Hügel hinauffuhren, sagte Zach wimmernd: »Ich will nicht ohne dich zur Mama Lady zurück«, und als wir dann in der Einfahrt parkten, schrie er: »Ich will bei meiner Mommy bleiben!« Annie war ungewöhnlich still, dann strich sie sanft über Zachs Pony.
    »Zachosaurus, komm, es wird schon wieder«, sagte sie.
    Paige kam mit weit ausgebreiteten Armen aus dem Haus. Ich wollte ihr Zach nicht übergeben.
Was haltet ihr zwei davon, wenn wir einfach wieder ins Auto steigen und wegfahren und nie wiederkommen?
    Sie versuchte nicht, ihn mir aus dem Arm zu nehmen. Sie streichelte seinen Rücken und ließ ihn weinen. »Ich weiß, ihr hattet es schön miteinander«, sagte sie schließlich, »und es dauert nicht mehr lange, dann werdet ihr eure Mommy wiedersehen.«
    Viel zu lange.
    Er legte den Kopf an meine Schulter, sie streichelte weiter seinen Rücken, und langsam beruhigte er sich wieder. Sein Schluchzen ging in ein ruckartiges Atmen über, und als er dann fast eingeschlafen war, ließ er zu, dass sie ihn auf den Arm nahm. Die Augen schon vor Müdigkeit geschlossen, zeigte er auf den Jeep und sagte: »Fahrrad.«
    »Sie wollten die Räder mitnehmen, wenn das okay ist.«
    »Na ja, hier auf dem Hügel kann man kaum fahren, es gibt nur ein Stück Terrasse hinterm Haus, aber natürlich geht das. Danke, das ist wirklich nett von Ihnen. Wir können im Park fahren. Ich mache die Garage auf.«
    Ich hob die Fahrräder aus dem Jeep und sah zu, wie sich die Tür langsam hob. In der pikobello aufgeräumten Garage stand ein Chevrolet Suburban – wie bei einer echten Vorstadtmutti. Ich schob die Räder hinein und stellte sie an die hintere Wand. Die Tür zum Haus war geschlossen. Ich wollte sie aufmachen und hineingehen, ihnen das Badewasser einlassen und ihre Haare waschen, und sie sollten mir von ihrem Tag erzählen, von unserem Tag.
    Ich fuhr nach Westen auf den Sonnenuntergang zu, der aussah, als würden sich die Götter mit Honigmelonen bewerfen, die überall am Himmel aufbrachen. Ich holte mein Mobiltelefon hervor und rief Paige an.
    »Haben Sie das ernst gemeint, dass ich sie bald wiedersehen kann? Das haben Sie zumindest Zach gesagt.«
    »Sie werden sie nach Weihnachten haben, also schon in ein paar Wochen.

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