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Die andere Seite des Glücks

Die andere Seite des Glücks

Titel: Die andere Seite des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seré Prince Halverson
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noch feuchten Luft, mit dem sie ihr Anrecht auf ihren Lieblingsast oder den bevorzugten Zaunpfahl anmeldete.
    Annie grinste mich an, doch Zach war schon von Paiges Schoß geklettert und umklammerte mein Bein. Ich nahm ihn auf den Arm, sog seinen frischen, erdigen Duft ein, jetzt vermischt mit Paiges Parfum – unverkennbar Jasmin. Und eine Zitrusfrucht, aber nicht aus dem Garten oder einem Orangenhain, sondern aus der Kosmetikabteilung von Macy’s.
    Meine Mutter, die hinter mir eingetreten war, legte mir die Hand fest auf den Rücken. »Hallo«, sagte sie zu Paige. »Benötigen Sie ein Taxi zum Flughafen?«
    Paige schüttelte den Kopf. »Ich habe einen Mietwagen.« Sie blickte auf die Uhr. »Und ich sollte jetzt besser gehen.«
    Das
, dachte ich,
ist eine echte Untertreibung
.
    »Wenn Sie in einen Stau kommen«, sagte ich, »dauert es Stunden … Wohin fliegen Sie?«
Sibirien? Antarktis? Zum Mond?
    »Las Vegas. Meine Visitenkarte liegt auf dem Couchtisch …«
    Was zum Teufel soll ich mit deiner Karte?
    »… damit die Kinder mich jederzeit anrufen können.«
    Warum sollten sie dich anrufen wollen? Sie kennen dich nicht einmal. Sie kennen den Klempner besser als dich, und
den
rufen sie auch nicht an.
    Sie drückte Annie unsäglich lange. Meine Mutter hob wieder die Augenbraue. Die Krähen schrien wieder. Die
Corvus brachyrhynchos
. Krähen haben einen schlechten Ruf, aber sie sind hochintelligente, sehr anpassungsfähige Vögel, und ich verteidige sie jedes Mal, wenn Leute sich über sie beklagen. Ihre Schreie haben alle eine unterschiedliche Bedeutung, und ich war ziemlich sicher, dass diese gerade irgendeine Warnung ausstieß. Paige ließ Annie schließlich los, stand auf und streckte die Arme nach Zach aus, den ich ein bisschen zu fest hielt. Sein Lächeln war schüchtern, doch er beugte sich zu ihr hin. »Mach’s gut, Zach.« Wieder brach ihre Stimme. Tränen ließen ihre blauen Augen noch größer erscheinen, Augen, die Annies so ähnlich waren. Paige hielt die Tränen zurück, wollte anscheinend bewusst keine Szene machen. Zumindest das konnte ich anerkennen.
    »Auf Wiedersehen, Lady«, sagte Zach.
    Sie gab ihn mir zurück. Endlich, endlich trat Paige aus der Tür, schlüpfte in ihre Stöckelschuhe und ging klackernd die Verandatreppe hinunter.
    Ihr Parfum hing weiter in der Luft. Ich folgte Annie ins Wohnzimmer, das Joe einmal liebevoll unsere
Nicht-so-Gute-Stube
getauft hatte. Sie saß am Fenster mit der welligen Scheibe und sah Paige hinterher.
    »Banannie? Ist alles okay?« Ich ging hin und kniete neben ihr.
    »Ich … will … meinen … Daddy«, flüsterte sie kaum hörbar.
    »Ich weiß, mein Schatz, ich weiß.« Ich hielt sie in den Armen, doch sie drehte den Kopf, so dass ihr Blick weiter auf der leeren, an ein Flussbett voller Kiesel erinnernde Einfahrt und der Staubwolke von Paiges Auto haftete. Ich wusste nicht, was ich über Paige sagen sollte. Dass sie zurückkommen würde? Ich wusste nicht, was sie für Annie und Zach tun … oder sein wollte.
    Zach stürmte ins Zimmer. »He, Mister!«, sagte er und zeigte auf meine Stiefel. »Schuhe gehören raus. Komm, ich zeig dir’s.«
    Und wieder zog meine Mutter die Augenbrauen hoch. Sie könnte sich niemals Botox spritzen lassen, sie kommunizierte hauptsächlich mit der Stirn. »He, Mister?«, sagte ich. »Ich bin kein Mister, Mister!« Zach lachte. »Und diese Stiefel sind zum Laufen da, und nicht, um auf irgendeiner alten Veranda rumzustehen.«
    Er neigte den Kopf zur Seite, schaute nach oben und dachte über meine Worte nach. »Himmelherrgott«, sagte mein kleiner Junge, ein Ausruf, den er von seinem Großvater gelernt hatte. Dann ging er nach draußen, zog seine akkubetriebenen Batman-Sportschuhe an und stampfte mit rot blinkenden Füßen zurück ins Haus.

    Nachdem die Kinder aufgewärmten Thunfischauflauf – laut Klebeband auf der Unterseite der Glasform von der Familie Nardini – gegessen hatten, war es Zeit für ihren Mittagsschlaf. Da das Buch
Bist du meine Mutter?
noch auf dem Schaukelstuhl lag, steckte ich es zurück in die Kiste, stellte die Kiste zurück in den Schrank und las ihnen aus
Kleiner Bär
vor. Keiner sagte etwas über das andere Buch, und noch bevor ich zu Seite sechs von
Kleiner Bär
kam, waren beide eingeschlafen, von all den Ereignissen genauso erschöpft wie ich. Auf Zehenspitzen ging ich zum Schrank, fischte das andere Buch aus der Kiste, ging hinaus und warf es in den Müll.
    Zurück im Haus, betrachtete ich mir Paiges

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