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Die andere Seite des Glücks

Die andere Seite des Glücks

Titel: Die andere Seite des Glücks Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seré Prince Halverson
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Spaß beim Baden mit den Kindern gehabt und keine Lust, das schöne Erlebnis mit meiner Eifersucht zu ruinieren.
    »Er hatte Angst, aber bei dir nicht«, sagte sie offensichtlich in der Absicht, mir ein gutes Gefühl zu geben. So erbärmlich war ich also schon. »Mama hat im Pool ein T-Shirt an. Das ist doch echt speziell.«
    »Sie will wahrscheinlich nur keinen Sonnenbrand kriegen«, sagte ich.
    Annie holte das Damespiel herbei und versuchte, Zach die Regeln beizubringen. »Paige war schon immer so«, erklärte mir David. »In meinen Augen geradezu fanatisch prüde, als würde das jemanden interessieren. Also mich ganz bestimmt nicht.« Ich lächelte. Um ein Haar hätte ich gesagt, dass Prüderie angesichts gewisser Fotos wohl nicht der Grund war. Aber ich hielt den Mund und lenkte das Gespräch auf den Laden, der zwar nicht mehr einem schnell sinkenden Schiff glich, aber auch noch keine schwarzen Zahlen schrieb, was dringend nötig war. Und zwar bald, aus vielen verschiedenen Gründen.

    Am nächsten Tag, nachdem ich aufgestanden war und dafür gesorgt hatte, dass meine Kinder in Schule und Kindergarten waren und nicht vor dem Fernseher saßen, staubte ich die Waren im Laden ab und telefonierte gleichzeitig mit Gwen Alterman wegen des bevorstehenden Mediationstermins. Sie erklärte mir den Ablauf, wobei sie erfreulich schnell sprach, denn jede Minute kostete mich drei Dollar.
    Meine Anwältin erinnerte mich daran, meine Stimme nicht zu erheben und Paige weder anzugreifen noch zu unterbrechen. »Bleiben Sie ruhig, vergessen Sie das Atmen nicht. Beginnen Sie Ihr Gegenargument mit ›Gleichwohl …‹«
    Ich legte die Crackerbox und das Staubtuch beiseite und schrieb so viel wie möglich mit.
    »Ich glaube wirklich nicht, dass Paige große Chancen hat. Andererseits haben mich schon manche Empfehlungen von Mediatoren entsetzt. Trotzdem möchte ich noch einmal betonen, wie wichtig die Empfehlung des Mediators ist. Der Richter trifft zwar die letzte Entscheidung, aber in den seltensten Fällen gegen die Empfehlung des Mediators.«

    Während ich mich für die Mediation umzog, beschäftigte Marcella die Kinder mit dem Formen von Fleischklößchen. Ich hätte mir etwas Neues kaufen sollen, dachte ich beim Anprobieren einer Hose, die mir noch vor einem Monat gepasst hatte und jetzt schlabberte. Ich holte mein Kosmetiktäschchen hervor und trug Rouge auf, ein wenig Lippenstift und tuschte sogar meine Wimpern. Ich hatte auch früher nur selten Mascara benutzt, doch nach Joes Tod überhaupt nicht mehr, da ich nie wusste, wann meine Tränen flossen und schwarze Spuren auf meine Wangen malten. Aber heute war die Wimperntusche eine Kampfansage an die Tränen. Ich würde nicht weinen. Ich würde ruhig und doch warmherzig erscheinen, eloquent und doch liebevoll, mit langen und voluminösen Wimpern, wie auf dem Etikett versprochen.
    Im Spiegel betrachtete ich meinen Versuch, mich aufzupeppen, die schlackernden Hosen, das aufgesetzte Lächeln. Eine wahrhaft traurige Erscheinung. Es wäre sicher hilfreich gewesen, etwas Neues zu kaufen, doch angesichts der angespannten finanziellen Situation des Ladens hatte ich es nicht fertiggebracht, Geld für mich selbst auszugeben. Ich zog das Gummi aus dem Pferdeschwanz und wuschelte mir durch die Haare, um sie locker und fluffig zu machen und so mein größtes Plus zur Geltung zu bringen. Doch sie sahen bloß ungekämmt aus, und ich zwängte sie zurück in das Gummiband. Ich küsste die Kinder und umarmte beide so lange es ging, ohne dass sie misstrauisch wurden. Nach reiflicher Überlegung hatte ich beschlossen, ihnen erst dann etwas zu sagen, wenn klar war, wo die Reise hinging.
    »Was ist das denn für eine Verabredung?«, fragte Annie, die sich nicht so leicht beirren ließ.
    »Oh, nur ein Meeting«, sagte ich. »In ein paar Stunden bin ich wieder da. Ihr bleibt hier und helft Nonna.«
    »Mama hat auch gesagt, sie hat ein Meeting …«
    Ich tippte ihr mit der Fingerspitze auf die Nase. »Ach ja? Ich fürchte, lange und langweilige Meetings gehören nun mal zum Leben von Erwachsenen.«
    Jeder in der Familie hatte irgendwann angeboten, mich zu begleiten und im Aufenthaltsraum auf mich zu warten. Selbst meine Mutter sagte, sie würde sich in den Flieger setzen, um mich zu unterstützen. Aber das hier musste ich allein durschstehen. Die Familie half, den Laden zu retten. Ich musste Annie und Zach retten – und mich selbst.
    Doch als ich im Familiengericht den mit Linoleum ausgelegten Flur zur

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