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Die andere Seite des Himmels: Roman (German Edition)

Die andere Seite des Himmels: Roman (German Edition)

Titel: Die andere Seite des Himmels: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeannette Walls
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gebratenen.«
    »Bin gleich wieder da«, sagte Mr Maddox und stieg aus dem Wagen.
    Ein paar Minuten später kam er mit einer braunen Papiertüte in der Hand zurück. Er stieg ein, griff in die Tüte und gab mir eine RC Cola und einen kleinen Pappzylinder.
    »Was ist das?«, fragte ich.
    »Chips und Cola.« Er reichte Doris das Gleiche nach hinten.
    »Das wollte ich aber nicht«, sagte ich. »Ich wollte eine Orangenlimo und Käseflips.«
    »Das ist RC , die beste Cola, die’s gibt, und das sind Pringles. Die sind ganz neu und viel besser als Käseflips.«
    »Trotzdem, ich wollte was anderes.«
    »Ich hab dich gefragt, was du willst, aber ich hab nicht gesagt, dass du auch kriegst, was du willst«, sagte er. »Du musst genau aufpassen, was ich sage. Das ist wichtig, wenn du für mich arbeitest.«
    Ich nahm den Pringles-Behälter in Augenschein. Er hatte einen Blechdeckel mit einer kleinen Lasche dran. Ich zog an der Lasche, und ein Zischen war zu hören. In dem Zylinder war ein ordentlicher Stapel sattelförmiger Chips. Ich aß einen. »Die schmecken komisch«, sagte ich.
    »So ein Quatsch«, sagte Mr Maddox. »Pringles schmecken besser als Käseflips. Aber der Geschmack ist es nicht allein. Sie sind ihnen in jeder Hinsicht weit überlegen.« Dann hielt er mir einen Vortrag über die technischen Errungenschaften, für die Pringles standen. Sie waren gleichmäßig geformt, sagte er, und sie zerbrachen und krümelten nicht, weil sie ordentlich in dem Zylinder gestapelt waren und nicht in einer Tüte herumflogen, die größtenteils mit Luft gefüllt war. Du musstest nicht auf scharfe Kanten oder verbrannte Stellen aufpassen, die es manchmal bei herkömmlichen Kartoffelchips gab. Bei Pringles wusstest du ganz genau, was du bekamst. Gleichbleibende Produktqualität. Pringles waren zukunftweisend. »Und außerdem kriegst du nicht diesen orangegelben Mist an die Finger.«
    »Ich mag diesen orangegelben Mist«, sagte ich. »Er passt gut zu der Orangenlimo, die ich dazu haben wollte, aber nicht bekommen hab.« Und ich redete weiter. Käseflips wären besser als Pringles – zumindest meiner Meinung nach. Es gab sie in unterschiedlichen Größen, sodass man sich große oder kleine aussuchen konnte, je nach Stimmung. Und es gab sie in allen möglichen Formen, man konnte sich also den Spaß machen, zu überlegen, woran dich jeder einzelne Käseflip erinnerte.
    Mr Maddox hielt das Lenkrad umklammert, und ich sah eine Ader an seiner Schläfe pulsieren, als würde sein Kopf gleich platzen.
    »Das ist so ziemlich das Blödeste, was ich je gehört habe«, sagte er. »Du hast ja keine Ahnung!« Er zeigte mit einem dicken Finger auf mich. »Ich sage dir: Pringles sind besser als Käseflips!«
    »Er hat recht, weißt du«, warf Doris von hinten ein. »Jerry weiß, wovon er spricht. Es wäre besser für dich, wenn du auf ihn hören würdest, anstatt ihm zu widersprechen. Und sei einfach dankbar dafür, dass er dir überhaupt was gekauft hat.«
    Mr Maddox nickte. »Mit den Käseflips hast du eine schlechte Entscheidung getroffen, deshalb musste ich sie ablehnen. Das mach ich immer, wenn die Leute um mich herum schlechte Entscheidungen treffen.« Er stockte kurz. »Also halt den Mund und iss deine verdammten Pringles!«
     
    Später an diesem Nachmittag, als Liz und ich nebeneinander zurück nach Mayfield radelten, erzählte ich ihr von der Käseflips-gegen-Pringles-Diskussion.
    »Ich versteh nicht, wieso er so wütend geworden ist«, sagte ich. »Wenn er Pringles besser findet als Käseflips, dann ist das seine Meinung, aber wenn ich lieber Käseflips mag, ist das meine Meinung. Wenn ich mich bei Tatsachen vertue, ist das eine Sache. Aber Meinungen sind keine Tatsachen. Und er kann mir nicht erzählen, meine Meinung wäre falsch.«
    »Bean, jetzt reg dich nicht über ein paar Snacks auf«, sagte Liz. »Das ist doch nicht wichtig.«
    »Er kann mir nicht vorschreiben, was ich denken soll.«
    »Doch, kann er, jedenfalls solange du für ihn arbeitest, aber das heißt nicht, dass du es denken musst. Andererseits brauchst du ihm nicht verraten, dass du anderer Meinung bist. Du musst nicht mit ihm diskutieren.«
    »Anders ausgedrückt, ich soll den Mund halten und die verdammten Pringles essen?«
    »Überleg dir, was wichtig ist«, sagte sie. »Das ist wie mit Mom. Manchmal ist es besser, ihr nicht zu widersprechen.«
    Genau so mache sie es mit Mr Maddox, sagte Liz. Er hatte bei so ziemlich allem vorgefasste Meinungen, und es war am

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