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Die Anderen - Das Dämonenmal (German Edition)

Die Anderen - Das Dämonenmal (German Edition)

Titel: Die Anderen - Das Dämonenmal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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horchte auf, bemerkte dann aber geringschätzig: „Was war es denn? 140-jähriger Whiskey?“ „Besser“, antwortete Dave umgehend, lächelte zufrieden und leckte sich genießerisch über die Lippen, als er sich umwendete und Russell direkt ansah.
    „Ein ganz besonderer Genuss. Das alte Blut! Wie bei einem echten Mirjahn!“
    Russell starrte ihn sekundenlang irritiert an, wollte nicht recht glauben, was der Andere da gesagt hatte. Unverwandt begegnete Dave seinem Blick, blinzelte kein einziges Mal. Seine Augen waren menschlicher geworden, dunkel und mit diesem unbestimmten Flackern darin, ihr Ausdruck war weicher als sonst.
    „Du nimmst mich auf den Arm?“, hauchte Russell überrascht. „Die letzte Linie ist doch längst ausgestorben. Es gibt keine Nachkommen mehr. Ihr habt sie alle getötet!“
    „Nein“, antwortete Dave bestimmt und leckte sich erneut die Lippen, als ob er die letzten Tropfen des menschlichen Blutes noch immer darauf schmecken könnte. „Es war der unverkennbare Geschmack. Den werde ich nie vergessen, egal wie verdünnt er über die Generationen hinweg sein mag.“
    „Aber das war 1880 oder so“, warf Russell entsetzt ein. „Der letzte von ihnen ist dort in der Kirche gestorben! Er hatte keine Kinder! Du hast es mir erzählt. Sie haben ihn dort erlegt! Das Geschlecht ist jetzt komplett ausgestorben. Es droht uns keine Gefahr mehr von ihnen!“ Seine Stimme hatte einen beschwörenden Klang angenommen. Das war so völlig undenkbar. Sie waren alle tot! Niemand von ihnen hatte überlebt. Keiner durfte überlebt haben!
    „Anscheinend nicht“, bemerkte Dave achselzuckend und fuhr bestimmter fort: „Dieser junge Mensch führt das alte Blut. Er ist einer von ihnen!“ In einer fließenden Bewegung wandte er sich vom Fenster ab und kam zu seinem Sessel zurück, nahm erneut Platz. Seine Augen waren dunkel, erfüllt von unergründlicher Schwärze.
    „Das heißt, du hättest ihn eigentlich sofort vernichten müssen, als du die Gelegenheit dazu hattest!“, flüsterte Russell betroffen und atemlos. „Ist er deshalb entkommen? Ist es dir nicht gelungen, ihn zu töten?“
    „Ich habe es gar nicht wirklich versucht“, stellte Dave nüchtern fest, schüttelte dabei leicht den Kopf.
    „Vielleicht wollte ich ihn gar nicht töten ...“, fügte er nach einer kurzen Pause noch hinzu. Russell sah ihn geschockt an, rang sichtbar nach Worten.
    „Nun, du solltest es rasch herausfinden“, zischte er betroffen. „Denn eins ist klar: Wenn er einer der Mirjahns ist, dann wird er dich jagen, dich finden und töten wollen!“ Russell zuckte beim bloßen Aussprechen des gefürchteten Namens leicht zusammen. „Wie alle Anderen auch!“, stieß er noch beschwörend hervor. Dave jedoch blickte ihn nur weiterhin unbeeindruckt an.
    „Er ist kein Jäger! Er ist nur ein zwanzigjähriger Student“, wiegelte der geringschätzig ab, doch sein Blick war abermals seltsam weich geworden. „Das Erbe schlummert noch“, ergänzte er erklärend.
    „Ach?“, stellte Russell nun überrascht und widerwillig belustigt fest. „Du hattest also genug Zeit, ihn noch nach seinem Alter zu fragen?“
    „Hat sich so ergeben“, brummte Dave und wirkte für einen kurzen Sekundenbruchteil wirklich ein wenig ertappt. Russell legte den Kopf schief und musterte ihn stirnrunzelnd. So hatte er den Ältesten noch nie erlebt.
    „Nun, dann solltest du besser herausfinden, wo er ist und ihn rasch vernichten, bevor er für dich, ach was, für uns alle zur Gefahr wird!“, schnaubte Russell überaus empört. Ein Mirjahn! Hier in Hamburg! Unvorstellbar! Nicht zu fassen, dass Dave ihn tatsächlich am Leben gelassen hatte.
    „Und genau da liegt das eigentliche Problem, Russell“, gab Dave scheinbar etwas bedrückt zu, zuckte dabei resignierend die Schultern. „Ich kann ihn nicht aufspüren. Da ist absolut nichts. Keine Spur von ihm, keine Präsenz, keine Aura.“
    „Wie bitte?“, hakte Russell völlig ungläubig nach. Jeder Mensch hatte schließlich seinen eigenen Geruch, eine ganz spezielle Aura, und Dave vermochte jeden von ihnen auch auf die Distanz von mehr als einem Kilometer zu spüren, wenn er es wollte. Es war schlichtweg nicht möglich, dass er jemanden in dieser Stadt nicht finden konnte.
    „Ich kann mich nicht einmal an seinen Geruch erinnern, geschweige denn ihn wahrnehmen“, bestätigte Dave jedoch offenkundig bedauernd und ergänzte: „Es ist merkwürdig. So als ob ich nach mir selbst suchen würde. Der Geruch ist

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