Die Anderen - Das Dämonenmal (German Edition)
klar?“, erkundigte er sich augenblicklich und warf seine Jacke achtlos über einen der Küchenstühle.
„Nichts ist klar“, verneinte Finn, hörte seiner eigenen Stimme die Unsicherheit nur zu deutlich an. „Der Freak hat mich wiedergefunden!“, brachte er hastig hervor und zitterte dabei noch immer am ganzen Leib. „Robert, der kannte sogar meinen Namen!“, fügte er entsetzt hinzu. „Heilige Scheiße, wie hat er denn den herausbekommen?“, staunte Robert, verschluckte sich dabei fast vor Schreck.
„Er wusste offenbar auch, wo ich wohne, denn er hat mir vor der Tür aufgelauert“, antwortete Finn bedeutungsvoll und zog die Schultern ängstlich hoch. „Keine Ahnung, wie der mich gefunden hat. In der Zeitung stand doch gar kein Name.“ „Was hat er denn zu dir gesagt?“, erkundigte sich Robert neugierig, zog sich einen Stuhl heran und Finn zögerte nicht lange und nahm ihm gegenüber Platz. Er erzählte Robert, was sich zugetragen hatte und gab die Worte wieder, die der Fremde, der sich als Dämon bezeichnete, gesagt hatte. Robert lauschte gespannt, und so misstrauisch Finn ihn dabei auch im Blick behielt, er schien seine Geschichte durchaus ernst zu nehmen. „Scheiße, Finn!“, brach es schließlich aus ihm heraus. „Das ist echt nicht mehr lustig! Der Typ ist gefährlich.“
„Siehst du mich lachen?“, stieß Finn betroffen hervor und setzte seine nun leere Tasse heftig ab. „Mann, Robert! Ich dreh fast durch vor Angst. Wie soll ich da je wieder nach Draußen gehen? Der wird mir erneut auflauern!“
„Meinst du, wir sollten der Polizei davon erzählen?“, hakte Robert besorgt nach. Finn schüttelte hektisch den Kopf und umklammerte seine Tasse noch fester. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die mir glauben würden. Dämonen, Vampire, das klingt ja auch völlig irre“, meinte er unsicher. Robert stand auf, stellte den Wasserkocher an und nahm sich selbst einen Teebeutel und eine Tasse aus dem Schrank. Er schien ganz in Gedanken versunken zu sein, nahm sich Zucker und goss schließlich das kochende Wasser auf seinen Tee.
„Du auch?“, erkundigte er sich, aber Finn schüttelte nur den Kopf. Die Schokolade hatte ihn bereits etwas beruhigt. Nachdenklich betrachtete er die dunklen Pulverreste in seiner Tasse. Er hatte keine Lust, sich jetzt eine neue Tasse für einen Tee zu holen. „Was hat er wohl damit gemeint, du gehörst ihm?“, erkundigte sich Robert unvermittelt. Seine blauen Augen betrachteten Finn forschend. „Wie soll ich das denn wissen?“, gab der erstaunt zurück. Gerade diese Worte machten ihm ja solche Angst. Was sollte das bedeuten? Dass er das Eigentum dieses Wesens war? Dass er ihn irgendwann später doch töten würde, wenn er seiner überdrüssig geworden war? Nur eben nicht jetzt sofort? Wie tröstlich!
Robert setzte sich, legte den Kopf dabei schief und blickte Finn ein wenig komisch an.
„Was?“, fragte der misstrauisch nach, denn natürlich war ihm der merkwürdige, musternde und abschätzende Blick seines Freundes nicht entgangen.
„Ist ja nur so eine Idee ... aber glaubst du, es gibt ...“, Robert pausierte und kniff kurz die Lippen zusammen, „... auch irgendwie ... na ja ... eben schwule Vampire?“
„Worauf willst du hinaus?“, erkundigte sich Finn argwöhnisch und lehnte sich in seinem Stuhl abwartend zurück.
„Naja, eben nur so eine Idee. Aber eventuell steht der ein wenig auf dich?“, vermutete Robert sichtlich unsicher und blickte Finn von unten herauf entschuldigend an. „Mensch du, der Vampir in diesem Film, diesem Interview, der Lestat! Der hatte doch auch was mit dem anderen Kerl, oder? Warum sollten Vampire eigentlich nur hetero sein? Ach, und denk an Roman Polanski“, sprudelte es schnell und heftig aus Robert hervor, noch ehe Finn überhaupt irgendetwas erwidern konnte.
Finns Verstand bemerkte am Rande, dass Robert wohl gerade überschnappte. Die innere Stimme hingegen nuschelte leise und unverständlich vor sich hin, was in etwa so klang wie: Da ist was Wahres dran. In Finn stieg hingegen ein sehr ungläubiges Lachen auf.
„Na, toll! Soll ich ihn nächstes Mal etwa anders begrüßen?“ meinte er verzagt und fügte ironisch hinzu: „Etwa so: Hallo, Lestat, Kumpel! Ich weiß, du bist es und danke der Nachfrage, ich habe kein Interesse an dir. Ich steh nicht auf Tom Cruise?“ Finn musste bei Roberts verblüfftem Ausdruck nun wirklich laut loslachen. Die Vorstellung, dass ihn ein Vampir oder Dämon deshalb attraktiv fand,
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