Die Anderen - Das Erbe erwacht (German Edition)
Äh. Danke.“ Auf wackeligen Beinen stieg Finn aus, bezahlte den Taxifahrer und ging mit langsamen, leicht torkelnden Schritten zum Haus zurück. In ihm diskutierten seine Stimmen weiter.
Ausgenutzt, benutzt, weggeworfen, wiederholte sein Verstand unbarmherzig, bis Finn ihn anschrie, sich zu verziehen und ihn endlich in Ruhe zu lassen. Beleidigt schwieg dieser.
Finn schloss auf und ging sofort ins Bad. Tatsächlich gab sein Verstand nun erstmal Ruhe und Finn konzentrierte sich darauf, zu duschen, sich neu anzuziehen und etwas zu essen. Obwohl er keinen Appetit hatte, schaffte er es immerhin, einen Apfel und etwas Müsli hinunter zu würgen. Danach saß er auf seinem Sofa und starrte ins Leere und vermied jeden Gedanken an Dave, konzentrierte sich ganz auf die Leere in sich. Er fühlte sich extrem alleine. Konnte er Robert anrufen? Sollte er ihn anrufen? Eigentlich war ihm nicht nach Reden zumute, eher nach Gesellschaft. Nur die einzige Gesellschaft, die er gerne gehabt hätte, war die von Dave. Eigentlich wollte er sich ins Bett verkriechen, die Decke über den Kopf ziehen und einfach nicht wieder aufwachen. Wecker und Handy ausschalten und die Welt sollte ihn am besten auch vergessen. Dabei fiel ihm sein Handy ein. Mist, es war seit Sonntag in seiner Jackentasche und der Akku war sicherlich leer. Finn stand seufzend auf, ging zur Garderobe und holte es hervor.
Ja, es hatte sich ausgeschaltet. Er stöpselte das Ladekabel ein und schaltete es an. Dann ging er in die Küche, holte sich noch ein Glas Milch und ein Stück Brot, setzte sich auf das Sofa und zog die Beine an den Körper. Erschöpft lehnte er den Kopf gegen die Rückenlehne, als sein Handy auch schon wiederholt piepste. Da waren scheinbar einige SMS aufgelaufen. Seufzend trank Finn die Milch aus, spülte damit das trockene Brot hinunter, stand dann doch auf, um zu sehen, wer versucht hatte, ihn anzurufen. Drei SMS wurden ihm angezeigt. Alle waren von Roger. Ebenso wie die fünf Anrufe in Abwesenheit. Finn runzelte die Stirn und klickte die SMS durch.
„Hallo Finn. Melde dich doch mal, wenn du zu Hause bist. War nett mit dir. Gruß Roger.“„Hallo Finn. Wo bist du? Kann dich nicht erreichen. Alles okay? Gruß Roger.“
„Hallo Finn. Ist irgendwas? Dein Handy ist seit Tagen aus. Bitte gib doch Bescheid. Gruß Roger.“
Finn seufzte. Das klang, als ob sich Roger ein wenig Sorgen um ihn gemacht hätte. Er würde ihn anrufen müssen und sich eine passende Erklärung einfallen lassen. Siedendheiß fiel Finn ein, dass heute ja das mittelalterliche Treyben begann.
Oh, nein! Er hatte Roger versprochen zu kommen!
Stöhnend sank er mit dem Rücken zur Wand zu Boden und starrte sein Handy an. Wie sollte er dort nur auftauchen, so wie er gerade drauf war?
Oh, Dave! Warum?
Warum?
Das schaffe ich nicht, durchfuhr es Finn. Nicht jetzt, nicht mit diesem Schmerz in mir, nicht nachdem was passiert ist. Ich kann da jetzt nicht hingehen. Aber Roger wird total enttäuscht sein ....
Finn sah dessen Gesicht vor sich, wie dieser ihn erwartungsfroh ansah. Seine kessen Augen, die voll innerem Feuer blitzten, Rogers Lächeln. Roger hatte sich gefreut, dass er zugesagt hatte. Er würde ihn enttäuschen, wenn er nicht zum Treyben kam.
Finn starrte unentschlossen auf sein Handy.
Du musst ihn anrufen, sagte seine innere Stimme bestimmt und fungierte auch als Stimme seines Gewissens. Aber was soll ich sagen? Ich kann ihm unmöglich verraten, warum ich nicht kommen kann. Das würde den Schmerz wieder hochkommen lassen und wäre extrem peinlich. Ein Mann, der vor Liebeskummer in Selbstmitleid zerfloss. Große klasse!
Wenn du ihn anrufst, heulst du ihm bestimmt am Telefon was vor, befürchtete sein Verstand nicht ganz zu unrecht. Ja, verdammt. Ich heule ja jetzt gleich schon wieder, schnaubte Finn und kämpfte mit den Tränen. Es tut einfach verdammt weh.
Andere Männer wurden auch verlassen. Es gab schließlich genügend Männer, die ihre Freundin verließen. Und Frauen, die ihre Männer verließen. Die anderen Männer kamen damit doch auch klar. Sie waren stark, männlich und heulten nicht stundenlang herum oder rannten kopflos durch die Gegend, bis sie zusammenbrachen.
Also reiß dich endlich zusammen, ermahnte ihn sein Verstand. Das Leben geht weiter, wie immer. Ich weiß ja, brüllte Finn seinen Verstand an. Aber verdammt, er war der perfekte Mann. Mein Traummann! Es schmerzt so verflucht stark! Diese Streitgespräche machten
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