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Die Anderen - Das Erbe erwacht (German Edition)

Die Anderen - Das Erbe erwacht (German Edition)

Titel: Die Anderen - Das Erbe erwacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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ihn noch ganz irre!  Einen kurzen Moment zögerte sein Finger noch über der Tastatur, dann suchte er Rogers Nummer heraus. Als das Handy zu wählen begann, brach Finn den Vorgang jedoch rasch ab. Heftig legte er das Handy auf den Tisch und begann stattdessen unruhig durch die Wohnung zu wandern.
    Er fühlte sich mehr als seltsam. Sein Körper erholte sich langsam wieder. Die gewohnte Mattigkeit nach einem anstrengenden Trainingslauf war stärker als sonst, aber immerhin hatte das Zittern seiner Beine aufgehört. Finn versuchte, rational zu denken. Er sollte mehr trinken. Salz und Elektrolyte, das war es, was sein Körper jetzt brauchte.
    Er ging in die Küche und machte sich eine Hühnerbrühe, setzte sich an den Tisch und starrte die Suppe kalt. Nach einigen Minuten war die Brühe kalt genug zum Trinken. Er nippte an der Suppe, zwang sich, sie in kleinen Schlucken vollständig auszutrinken. Dann starrte er wieder minutenlang in die leere Tasse. Im Märchen füllte sie sich meistens magisch wieder. Aber das hier war ja leider kein Märchen. Das hier war der Film seines Lebens. Leider hatte man dem Drehbuchautor nicht gesagt, dass er Finns Rolle des strahlenden Helden so schreiben sollte, dass der am Ende mit seiner Liebsten, oder eher seinem Liebsten, küssend im Bett versank. Irgendwas war da ganz gehörig falsch gelaufen. Der Klingelton mit dem Angriff der Rohirrim riss Finn abrupt aus seinen Überlegungen und er sah irritiert zu seinem blinkenden Handy hinüber. Tja, in dem Film „Herr der Ringe“ stimmte alles. Vielleicht sollte er Peter Jackson engagieren, sein Leben neu zu schreiben. Nein, besser nicht. Der stand bekanntlich auf Horroreffekte. Und mehr als bisher wollte Finn davon nicht erleben.
    Mühsam stand er auf, wollte das Handy eigentlich sofort wieder ausschalten, aber das Display sagte ihm, dass es Roger war und daher zögerte er. In ihm kämpfte sein Gewissen mit seinem Stolz, wobei Ersteres vehement Bilder von Rogers freundlichem Gesicht heraufbeschwor und sein Stolz, der dem nicht wirklich etwas entgegenzusetzen hatte. Finn blickte noch zwei Sekunden lang unentschlossen auf das Telefon, dann gewann sein Gewissen endgültig.
    Und natürlich deine gutmütige Ader, gab die innere Stimme ihren Senf dazu.
    „Gordon“, meldete er sich. Seine Stimme klang fremd und rau. Bloß nicht heulen. Reiß dich am Riemen, alles, nur nicht losheulen, ermahnte er sich.
    „Finn!“ Rogers Erleichterung war mehr als deutlich zu hören. „Wie geht es dir? Ich habe die ganze Zeit schon versucht, dich zu erreichen. Ich habe mir echt Sorgen gemacht. Ist alles Okay bei dir?“
    Nein , antwortete seine innere Stimme, die sich rege am Gespräch beteiligen wollte. „Ja“, log Finn eigenartig leicht und hielt seiner inneren Stimme den Mund zu. „Es geht mir ganz gut.“
    Es geht dir scheiße, korrigierte die innere Stimme unbeeindruckt. Du heulst in einer Tour und brichst beim Laufen vor Erschöpfung zusammen. Auf was davon trifft bitteschön das Prädikat „gut“ zu? „Was war denn mit dir los?“, fragte Roger besorgt nach. Finn konnte sich sein Gesicht gut vorstellen. Die Augenbrauen, die sich dabei leicht fragend zusammenzogen und das feine Zucken über der Nasenwurzel.
    „War krank“, gab Finn einsilbig zurück. Seine Stimme kratzte, schien jahrelang nicht im Gebrauch gewesen zu sein. Krank, ja! Liebeskummer im schlimmsten Stadium, kam es ergänzend und Finn begann, seine innere Stimme langsam zu hassen.
    Roger zögerte. Zu seinem Glück konnte Finn ja sein Gesicht nicht sehen und nicht wissen, dass er mit sich kämpfte, ob er ihn wegen Peter befragen sollte. Die Frage brannte ihm auf der Zunge, aber er traute sich nicht, sie zu stellen. Zumal Finn irgendwie anders als sonst klang, zurückhaltender und extrem … traurig.
    „Dein ... dein Freund ... er hat gesagt, du wärst krank“, erklärte Roger zögernd. „Ich habe ihn im Laden getroffen.“
    Dein Freund. Augenblicklich war der Schmerz wieder da und Finn konnte die Tränen nur schwer zurückhalten. Etwas versperrte ihm die Kehle, steckte darin und hielt sich mit scharfen Krallen darin fest. Er konnte nicht antworten, er bekam kaum Luft.
    „Finn?“, hakte Roger nach, als nicht gleich eine Antwort kam. Durchs Telefon vernahm er merkwürdige Geräusche, die er nicht recht einordnen konnte. „Hey, ist alles in Ordnung bei dir?“ Finn antwortete immer noch nicht, Roger hörte ihn schwer schlucken und nach Atem ringen. „Finn?“ Noch immer waren

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