Die Anderen - Das Erbe erwacht (German Edition)
war.
Verflucht, Finn klang echt fertig. Ich könnte dir Trost spenden, völlig uneigennützig, dachte er in einem Anflug von Sehnsucht. Ich könnte einfach für dich da sein. Finn brauchte Trost, auf eine ganz harmlose Art. Roger wusste, dass er das gut konnte. „Ähm, ich meine, du kannst auch gerne herkommen“, schlug Roger vor und korrigierte sich selbst sofort: „Obwohl ... naja, so viele Leute, das ist vielleicht nicht gerade, was du haben willst. Kann ich verstehen. Bleib mal besser da.“
„Danke“, schniefte Finn und fügte gerührter hinzu: „Danke, Roger.“ Der junge Schmied war echt ein wahrer Freund. Finn war dankbar, dass er verstand und nicht weiter in ihn drang. Einen Moment war Stille in der Leitung, dann räusperte sich Roger.
„Komm doch morgen her. Das wird dir ganz bestimmt gut tun. Den Kopf frei kriegen, okay? Ist wirklich nett hier. Das wäre eine gute Ablenkung.“ Einen Moment schwieg er und fragte schließlich drängender nach: „Du kommst doch morgen vorbei?“ Seine Stimme klang so hoffnungsvoll, dass es Finn schwerfiel, zu antworten. Alles in ihm schrie: Nein!, wehrte sich mit Händen und Füßen. Er wollte keinen sehen, mit niemandem reden. Roger war ein toller Kumpel und er wollte ihn irgendwie auch nicht enttäuschen.
„Okay. Ja, ich komme“, erklärte er deshalb ergeben, verfluchte seine Schwäche gleich darauf. Warum ließ er sich breitschlagen? Er würde eine tolle Figur abgeben, verheult und fertig, wie er war.
.„Oh, prima!“ Rogers Begeisterung war deutlich zu vernehmen. „Wirst sehen, das wird total klasse. Angelika wird sich freuen und Michael auch. Und Max.“ Roger lachte kurz auf, brach jedoch sofort wieder ab. Für einen Moment war es ruhig in der Leitung. „Äh, Finn?“ Rogers Stimme war leise geworden. „Wenn du kommst, also ... ähm ... geh Thomas einfach aus dem Weg“, meinte er.
Finn runzelte überrascht die Stirn. Nicht, dass er vorgehabt hatte, mit diesem Typen viel zu tun zu haben. Arschlöcher wie Thomas mied er schon seit der Schulzeit. Dafür hatte er ein gutes Gespür entwickelt. Rogers Warnung irritierte ihn daher.
„Warum?“, benutzte er sein derzeitiges Lieblingswort. Immerhin hallte es jetzt nicht, wie ein Echo in ihm wider. Vielleicht nutzte es sich ab?
„Meide ihn einfach“, sagte Roger, erklärte damit eigentlich gar nichts. Finn schien es jedoch, als ob er lieber nicht mehr nachfragen sollte. Roger hatte bestimmt seine Gründe, und dass der Schwarze Jäger aus irgendeinem Grund nicht gut auf Finn zu sprechen war, hatte er ja bereits mitbekommen. Ob es nun an seinem Kontakt mit einem Dämon gelegen hatte?
Seit Finn mit Dave ... - abermals gab es einen heftigen Stich in seinem Herzen- oh verdammt! Aber es war wirklich so, dass der Dämon, seit Finn mit Dave intim geworden war, nicht wieder aufgetaucht war. An Roberts Theorie von der Jungfräulichkeit schien also doch etwas dran zu sein. Vielleicht sollte er ihm das erzählen? Robert wäre begeistert. Nur müsste Finn dann ja auch alles andere erzählen und das wollte er gerne vermeiden. Zu viele Peinlichkeiten.
„Dann sehen wir uns ja schon morgen“, freute sich Roger. „Wir haben die zwei großen, weißen Zelte mit dem blau-goldenen Banner davor. Kannst uns gar nicht verfehlen. Angelika kocht schon seit Tagen vor. Also iss besser vorher nicht zu viel, sonst ist sie beleidigt, weil du nicht genügend reinhaust.“ Roger lachte, brach rasch wieder ab. Erneut gab es eine Pause und Roger rang mit sich. Mann, Finn ist gerade von seinem Freund verlassen worden. Ich muss jetzt vorsichtig sein, was ich sage. Subtil und unverfänglich.
„Äh, Finn? Ich freue mich echt, dass du kommst“, probierte er und fand, es klang recht neutral. Besser als: Komm, ich tröste dich über den Verlust hinweg. Ohnehin war das nicht Rogers Art.
Finn stutzte. Für einen kurzen Moment war Rogers Stimme voll Wärme und darin schwang ein unbekannter Unterton. Finn blickte irritiert auf das Handy. Es schien Roger wirklich wichtig zu sein, dass er kam. Finn wischte sich übers Gesicht, verdrängte den ganzen Schmerz tapfer und zwang sich zu einem Lächeln.
„Ich freue mich auch.“ Lügner, Betrüger, warf ihm seine innere Stimme vor, doch mittlerweile war Finn ganz gut darin, sie zu ignorieren.
Sie verabschiedeten sich und erstaunt stellte Finn fest, dass es ihm nach dem Telefonat wider Erwarten besser ging. Es war die Art von Ablenkung, die er gebraucht hatte und auch wenn er missmutig an den
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