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Die Anderen - Das Erbe erwacht (German Edition)

Die Anderen - Das Erbe erwacht (German Edition)

Titel: Die Anderen - Das Erbe erwacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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zusammen. Er rollte sich komplett in das Bettzeug ein, gab seinem frierenden, erschöpften Körper damit die Illusion von Wärme, Nähe und Geborgenheit.
    Seine Gedanken und Gefühle wirbelten noch immer in dem großen Hurrikan umher und er bemühte sich redlich, das innere Auge im Sturm zu erreichen, wo es windstill und ruhig war, er vor allem in den Schlaf entkommen konnte. Es dauerte lange, bis er einschlief und auch dann plagten ihn wirre Träume voll nackter Leiber, schwarzer Abgründe und Stimmen, die ihn unermüdlich riefen.
     
    Der Wettergott war eindeutig ein Mittelalter-Fan, denn er verschaffte allen Teilnehmern des Mittelalterlichen Treybens in Salzhausen einen wundervoll sonnigen, wenngleich kühlen Samstag. Bereits den ersten Tag hatte seine Sympathie für das Fest ihnen einen trockenen Tag gewährleistet. Heute sorgte der Wettergott zudem für einen goldenen Oktobertag mit strahlender Sonne.
    Es war Mittag und zahlreiche Zuschauer strömten durch die Gänge zwischen den Marktständen und den Zelten, bewunderten die Aussteller, aßen mittelalterliche Gerichte, kauften Kleidung und Souvenirs. Sie bestaunten die Vorführungen und einige amüsierten sich wohl auch hier und da heimlich über die Verrückten, die das Mittelalter voll und ganz lebten und denen man bei ihrem Versuch, dieses Leben darzustellen, so gut zuschauen konnte.
    Der junge Mann mit dem Pferdeschwanz saß vor einem weißen Zelt und drehte gedankenverloren ein Schwert in den Händen. Er war in mittelalterliche Kleidung gekleidet, trug eine braune, lederne Hose und ein beiges Hemd, welches im Brustbereich geschnürt war. Das Schwert wirbelte in seinen Händen blitzend hin und her. Die Spitze bohrte sich bei jeder Drehung tiefer in das Gras vor seinen Füßen, während er es immer wieder mit den Händen geschickt mal mit, mal gegen den Uhrzeigersinn wirbeln ließ.
    Rogers Gedanken waren woanders, seine Hände spielten ihr eigenes Spiel, während er grübelte. Ihre vormittägliche Vorführung war ein voller Erfolg gewesen. Die Zuschauer hatten begeistert Beifall geklatscht, als er mit Adam, dem anderen Schwertkämpfer ihrer Gruppe, einen inszenierten Showkampf gezeigt hatte. Ihre gut einstudierten Bewegungen machten den Kampf zu einer mitreißenden Stuntvorführung voller Action, die das Publikum begeisterte. Auch Michaels Bogenschießen, bei dem er mit seinen Pfeilen in die Luft geworfene Holzscheiben traf, hatte das Publikum zu wahren Begeisterungstürmen hingerissen.
    Roger hielt kurz inne und trieb das Schwert dann mit mehren Stößen heftig in die Erde, zog es heraus und begann erneut das wirbelnde Spiel seiner Hände. Die Sonne schien, viele Besucher waren gekommen, die Stimmung war großartig. Alles war perfekt.
    Nur Finn war nicht gekommen.
    Roger seufzte und ärgerte sich über sich selbst. Er war ein Idiot, dass er sich gewünscht hatte, dass Finn kommen würde.
    Mann, er ist gerade von seinem Freund verlassen worden und du denkst, er hat den Kopf frei für dies hier? Mittelalter war ohnehin nicht Finns Welt und bestimmt wollte er nur nett zu dir sein, als er so getan hatte, als ob es ihn interessieren würde.
    Roger stieß das Schwert erneut tief in die Erde. Verdammt, warum benahm er sich nur so kindisch? Finn hatte – schwul hin oder her - in keiner Weise gezeigt, dass er an Roger interessiert war. Logisch. Wenn er einen solchen Freund an Land hatte ziehen können, wie der, den Roger getroffen hatte, war ein verrückter, das Mittelalter liebender Schmied eben auch kein adäquater Ersatz.
    Schmerzhaft zog sich Rogers Herz zusammen. Verflucht, er konnte sich leider nicht dagegen wehren, dass Finns schüchterne Art, sein ganzes Wesen, seine schönen, hellbraunen Augen, ihn sehr angesprochen hatten. Roger hatte sich bislang nur zweimal verliebt. Einmal in eine Klassenkameradin, die ihn danach extrem ausgenutzt hatte und das zweite Mal in einen Jungen zwei Klassen über ihm, der keinerlei Interesse an ihm gezeigt hatte. Roger wusste seither um seine Bisexualität, doch ihm war danach niemand begegnet, mit dem es ernster geworden war.
    „Bohrst du nach Erdöl oder testest du einen neuen Pflug aus?“, unterbrach Max' spöttische Stimme ihn. Roger sah hoch und zog missmutig die Oberlippe hoch. Max ignorierte sein gespieltes Zähnefletschen und setzte sich zu Roger. Der Barde trug ein kunterbuntes Kostüm und sein rundes Gesicht war rot, wirkte erhitzt. Er musterte seinen Freund nachdenklich. Roger war den ganzen Tag schon angespannt

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