Die Anderen - Das Erbe erwacht (German Edition)
und gab zu: „Er behauptet, er hat mich gezeichnet und ich wäre sein Eigentum.“
Heiße Scham erfüllte ihn, als Finn sich erinnerte, was das letzte Mal passiert war. Nein! Unter gar keinen Umständen konnte er Michael davon erzählen, das musste auf ewig sein Geheimnis bleiben.
Michael nickte nur bedächtig.
„Okay, ich kann gut verstehen, dass du das nicht erzählen wolltest. Würde ich auch nicht wollen.“ Er straffte seine Schultern. „Aber hier geht es um mehr, Finn. Diese Wesen sind extrem gefährlich. Sie töten Menschen, sie sind unsere Feinde.“ Michael schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, welches Spielchen dieser Dämon mit dir treibt, allerdings kannst du dir sicher sein, am Ende wird er dich töten. So wie sie jeden Menschen töten. Sie kennen keine Gnade, kein Mitleid, haben keine menschlichen Gefühle.“ Eindringlich sah er Finn an und lächelte schwach. „Deshalb jagt Thomas sie auch mit solcher Leidenschaft. Aus diesem Grund jagen wir sie so gnadenlos, wie sie uns jagen.“
Michael erhob sich, legte Finn seine Hand auf die Schulter und drückte einmal kurz zu. „Erzähl es ihm.“ Finn nickte gedankenverloren. Michael hatte vermutlich recht, auch wenn sich alles in ihm dagegen sträubte.
Die Zeltplane wurde zurückgeschlagen und Roger trat ein. Er blickte einmal von Michael zu Finn und zurück, trat entschlossen auf Finn zu und baute sich vor ihm auf. Sein Mund war angespannt, der Blick huschte unruhig über dessen Gesicht.
„Das andere Siegel ...“, erklärte er, „jetzt weiß ich, warum du es haben wolltest.“ Roger schluckte schwer, drückte Finn einen Gegenstand fest in die Hand. Finn blickte erstaunt hinab und erkannte eine kleine Metallscheibe. Ein Siegel, kleiner und anderes beschriftet als das andere.
„Das ist das Siegel des Gaap“, erklärte Roger und holte tief Luft. Sein Blick wurde intensiver, während seine Schultern nach vorne sackten und er in sich zu versinken schien. „Es steht für Freundschaft, Liebe und Gunst“, erklärte er leiser, vermochte nicht länger, Finns fragendem Blick standzuhalten und senkte den Kopf. „Vielleicht wird es dir helfen.“ Ruckartig zog Roger seine Hand zurück und stürmte aus dem Zelt. Bestürzt sah Finn ihm hinterher. Fragend wanderte sein Blick zu Michael, der schmunzelte und sich schulterzuckend erhob.
„Freundschaft kann mitunter eine viel stärkere Waffe sein als alles andere, Finn“, brummte er, nickte ihm zu und verließ das Zelt. Perplex blieb Finn zurück und starrte auf das Siegel. Das Metall fühlte sich warm an, die runde Scheibe lag sonderbar vertraut in seiner Hand.
Eine Waffe?
***
Russell rannte so schnell, wie er noch nie gelaufen war. Panik trieb ihn voran. Warum war er nur so dumm gewesen, sich den Jägern zu nähern? Nun würde er für seinen Leichtsinn bezahlen. Grob stieß er zwei Menschen aus dem Weg, erntete unverständiges Kopfschütteln und ärgerliche Rufe, als er sich rücksichtslos durch die Zuschauer drängelte. Er verließ das Gelände, rannte die nächstbeste Straße entlang, bog hinter der Kirche in eine weitere Straße ein und nahm ziellos eine Nebengasse. Er konnte viel schneller als ein Mensch laufen und das würde ihn sicher vor den Jägern retten.
Vorsorglich warf er einen Blick über die Schulter zurück und keuchte erschrocken auf. Der Anführer der Schwarzen Jäger war nicht zurückgeblieben, kaum langsamer als Russell folgte er ihm, das Gesicht hassverzerrt.
Für einen Menschen ist er extrem schnell, schoss es Russell durch den Kopf. Verdammt schnell! Viel zu schnell!
Russells Lunge brannte, sein Atem ging keuchend. Was tun? Der Jäger ließ sich nicht abschütteln! Im Tageslicht konnte er sich nicht vollständig verwandeln, vor allem nicht, wenn er gejagt wurde. Er brauchte Zeit für eine Wandlung und die hatte er nicht.
Helle Panik überflutete Russell. Hektisch sah er sich um und bog kopflos in die nächste Gasse ein. Abrupt stoppte er ab, erkannte mit Schrecken, dass er in eine Sackgasse gelaufen war. Er wirbelte herum, aber es war zu spät. Der Jäger war zu dicht hinter ihm, tauchte just in dem Moment in der Gasse auf, als Russell sich umwandte. Knurrend wich der Halbdämon zurück. Der Jäger stoppte ab und musterte ihn mit einem grausamen Lächeln.„Habe ich dich!“ Thomas' Stimme war leise, drohend, voller Triumph. Er schien kaum außer Atem zu sein, während Russells hektische Atmung laut und rasselnd die Gasse füllte.„Du kannst mir nicht mehr
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