Die Anderen III_ Das Siegel des Gaap: Gay Mystic Fantasyroman (German Edition)
Sinne drohten zu schwinden.
Nein! Er musste zu Jack. Gequält stöhnte er auf und stemmte sich auf die Unterarme. Seine Augen wandelten sich und er setzte erneut zum Sprechen an.
Geräusche erklangen, ein leises Schaben, ein Kratzen an der großen Holztür. Thomas' Kopf fuhr herum.
Die Anderen! Er spürte sie kommen, fühlte ihre Präsenz, denn er war einer von ihnen. Dort draußen sammelten sie sich. Dutzende von ihnen. Dumpfe Schläge gegen das Holz, das Geräusch von scharfen Krallen. Sie versuchten, die Tür einzuschlagen. Gleich würden sie hier sein!
„Flieh!“, würgte er mühsam röchelnd hervor. Der brennende Schmerz, die zunehmende Furcht nahmen ihm den Atem, raubten ihm den Verstand. Jack war in allerhöchster Gefahr und er konnte ihm nicht helfen. „Flieh, Jack! Sie ... sie ... töten ... dich! Flieh, solange du noch kannst.“ Obwohl das Metall seine Klaue verätzte, griff er nach dem dünnen Draht, schleuderte ihn in einer schwachen Bewegung zu dem jungen Mann. Seine Augen suchten hektisch den Boden ab, fanden das Messer und er robbte darauf zu, verdrängt seine Schwäche, getrieben von dem panischen Wissen, was gleich geschehen würde.
Die Schläge wurden lauter, kräftiger. Ein unheimliches Zischen und Raunen drang zu ihnen herein.
Thomas' Hand schloss sich um das Messer. Seine menschliche Hand. Er spürte ein harmloses, feines Brennen und stieß es in Jacks Richtung.
Dessen große, wundervolle Augen bohrten sich in seine. Sekundenlang sah er ihn nur an, widersprüchliche Empfindungen in seinem jugendlichen Gesicht. Lange, viel zu lange.
Die Tür erzitterte unter den gewaltigen Schlägen, nicht mehr lange und sie würde zersplittern. Dem Zischen gesellte sich Knurren und Fauchen hinzu. Sie hatten keine Zeit mehr.
Jack warf einen letzten Blick auf ihn. Seine Lippen formten Worte, während er die Finger um das Messer schloss. Weiß traten seine Knöchel hervor. Der Draht baumelte in seiner anderen Hand.
„Flieh“, röchelte Thomas erneut mit letzter Kraft. „Geliebter, flieh! Verschwinde von hier!“ Jack öffnete den Mund, seine Lippen zitterten. Die Tür brach splitternd auf, triumphierendes Heulen hallte durch den großen Raum. Endlich, endlich drehte Jack sich um und rannte los. Stöhnend sank Thomas zurück. Zu spät, viel zu spät. Sie waren da, viel zu viele von ihnen.
Wimmernd fiel er zu Boden. Schmerz und Verzweiflung drohten ihn zu überwältigen. Er war unfähig sich zu rühren, das Entsetzen umschloss ihn mit eisernen Krallen.
Verschont ihn, flehte er in seinem Kopf, bitte verschont ihn. Tut es nicht, aber er vermochte nicht ein einziges Wort herauszubringen. Er wollte sich ihnen entgegen werfen, seine Krallen, seine Zähne in sie schlagen, zerreißen, töten, doch schlagartig verließ ihn jede Kraft und er fiel vornüber auf den harten Steinfußboden.
Raue, zischende, ganz und gar unmenschliche Stimmen drangen durch den Nebel aus schwarzen Schlieren und Schmerzwellen: „Da! Da rennt er!“ Aus vielen Kehlen erklang drohendes Knurren. Sie hatten ihre Beute gewittert. Thomas vernahm das Geräusch von hastigen Schritten auf dem Steinboden. Jack rannte, rannte um sein Leben. Ein weiteres knurrendes Brüllen erklang, hallte grausam von den Wänden der Kirche wieder.
„Du wirst sterben, Mirjahn, und mit dir dein ganzes verfluchtes Geschlecht!“ Zischend fügte derselbe Dämon hinzu: „Holt ihn euch!“ Krallen kratzten über den steinernen Boden; die Jagd hatte begonnen.
Röchelnd versuchte Thomas den Kopf zu heben.
„Was ist mit dem da?“ Jemand trat an ihn heran, stieß ihn mit einem schuppigen Fuß an.
„Lasst ihn einfach krepieren, der hat seinen Zweck erfüllt!“, antwortete eine Stimme, die an das Geräusch von aneinander reibenden Eisblöcken erinnerte. Ein knirschendes Lachen erklang. Thomas gewann den Eindruck von brauner, rauer Haut und orangenen Augen. „Der Mirjahn hat ihn erledigt. Er ist ohnehin kein echter Dämon. Zu viel Mensch; viel zu menschlich und furchtbar schwach. Er ist nicht mehr nützlich!“
„Soll ich ihn dann nicht töten?“, fragte eine schnarrende Stimme, aber Thomas konnte die Augen nicht mehr öffnen, um den Dämon zu erkennen.
„Nein. Er ist irgendwie ja einer von uns. Lass ihn, der stirbt ohnehin. Lasst uns jetzt den letzten Mirjahn jagen“, knirschte erneut die andere Stimme voller Genugtuung, sandte eisige Schauer über Thomas menschliches Rückgrat. „Ich will sein verfluchtes Blut trinken.“
Sie entfernten sich. Ihr
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