Die Anderen III_ Das Siegel des Gaap: Gay Mystic Fantasyroman (German Edition)
Liebe hinwegzukommen.
Nachdenklich betrachtete Roger das blanke Metall. Das Licht der Neonröhre über seinem Kopf ließ es wie einen Spiegel glänzen, regelrecht gleißen. Roger keuchte verblüfft auf, denn mit einem Mal tauchte ein bekanntes Gesicht darin auf. Eindeutig Finn, das Gesicht vor Schmerz verzerrt, Blutspritzer auf den Wangen. Erschrocken sog Roger die Luft ein. Eine Halluzination? Warum empfand er gerade jetzt ein unglaublich dringendes Bedürfnis, Finn zur Hilfe zu eilen? Er war in Gefahr, Roger wusste es instinktiv. In höchster Lebensgefahr.
Der junge Schmied wirbelte herum, ließ die Scheibe achtlos fallen und stieß beinahe mit Angelika zusammen, die unbemerkt hinter ihn getreten war. Die junge Hexe war kreidebleich und schien aus dunklen, einfarbigen Augen durch ihn hindurchzublicken. Augenblicklich ergriff Roger ihre Schultern und sah sie besorgt an. Er hatte ihr zweites Gesicht schon oft genug gesehen, um diesen Zustand sofort zu erkennen.
„Was ist los?“, fragte er beunruhigt über den starren Ausdruck nach. Hatte es womöglich auch etwas mit Finn zu tun?
Angelika antwortete nicht, blickte weiterhin starr geradeaus. Ihre Lippen bebten und sie zitterte ganz leicht. Roger schüttelte sie vorsichtig.
„Angelika? Was ist los? Was ist passiert?“ Er wurde gröber, schüttelte sie heftiger. Kalte Angst umklammerte sein Herz. Was spürte sie? Was sah sie?
Sie selbst war eindeutig nicht anwesend.Vermutlich hatte ihr zweites Gesicht auf dieser anderen Ebene etwas wahrgenommen, zu der nur sie Zugang hatte. Aber was? Auf jeden Fall machte es ihr offenbar furchtbare Angst, denn sie zitterte immer stärker.
„Sag mir, was ist los? Ist es ...“, Roger zögerte, eisige Finger einer fürchterlichen Vorahnung pressten sein Herz stärker zusammen. „Finn? Ist etwas mit Finn?“ Seine Stimme brach. Angst breitete sich in Roger aus, sandte ihm kalte Schauer über den Rücken. Angelika hob ihr Gesicht zu ihm hoch, ohne ihn allerdings wirklich zu sehen, die Augen wirkten abwesend, auf Dinge gerichtet, die nur sie sah.
.„Dämonen! Überall sind Dämonen! Sie sind hier!“, flüsterte sie, als ob ihr jedes Wort unendlich Angst machen würde.
„Tod! Sie wollen seinen Tod! Sie wollen ihn töten! Gekommen, um zu töten. Der Letzte.“, stammelte sie langsam, schleppend mit jener fremden, anderen Stimme, die Roger bereits gut genug kannte. Die Kälte in ihm breitete sich weiter aus.
„Blut. Sein Blut. Überall! Schmerzen. Solche Schmerzen! Sie werden ihn töten. Vernichten!“ Angelika sackte plötzlich kraftlos hinab. Roger ging in die Hocke, ließ sie hingegen nicht los und schüttelte sie erneut heftiger.
„Was ist passiert? Angelika? Meinst du Finn? Ist er in Gefahr?“ Er wusste es auch, ohne dass sie antwortete. Er fühlte es ebenso in sich. Finn war in Gefahr. Er hatte es die ganze Zeit schon gespürt. Unvermittelt schluchzte Angelika auf und zitterte am ganzen Körper. Sie blickte hoch und ihre Augen waren nun zweifarbig, der Ausdruck blanken Entsetzens in ihnen.
„Roger!“, hauchte sie. „Etwas bedroht ihn! Er ist in Gefahr! Ich spüre es. Wir müssen sofort zu ihm. Er ist in absoluter Lebensgefahr!“ Die letzten Worte schrie sie schrill, voller Panik. Roger zog sie heftig hoch.
„Was hast du gesehen? Angelika? Was?“, hakte er beinahe gelähmt vor Angst nach. Sie wandte den Blick rasch ab, riss sich aus seiner Umarmung los und murmelte undeutlich vor sich hin. Sein Herz schlug schnell und hart, kalter, klebriger Schweiß überzog seinen Rücken und ließ ihn frösteln. Abrupt drehte die Hexe sich zu ihm um. Die Augen wirkten riesig aufgerissen, und ihr Atem ging schnell und flach.
„Ich habe ihn gesehen, Roger. Verletzt. Vielleicht sogar tot. Sein Blut überall. Ich weiß nicht einmal, ob es Zukunft oder Gegenwart ist“, brach es aus ihr hervor. „Wir müssen sofort zu ihm. Ich kann nur hoffen, dass wir noch rechtzeitig da sind. Wir müssen ihm helfen!“ Roger nickte, griff hastig nach zwei Messern und folgte ihr wie betäubt hinaus zum Auto. Sein Kopf war wie leergefegt. Nur der entsetzliche Gedanke, Finn könnte tot sein, ihn nie wieder ansehen, nie wieder lächeln, beherrschte ihn.
Gerade als sie einsteigen wollten, hörten sie eine laute Stimme hinter sich rufen und drehten sich überrascht um. Max rannte den Weg zu ihrem Haus herunter. Der kleine Barde war hochrot im Gesicht und keuchte laut. Offenbar war er den ganzen Weg zu ihnen hergerannt. Er trug ganz normale Jeans
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