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Die Anderen IV - Der Weg aus der Dunkelheit (German Edition)

Die Anderen IV - Der Weg aus der Dunkelheit (German Edition)

Titel: Die Anderen IV - Der Weg aus der Dunkelheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris P. Rolls
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verspürte Dave den überwältigenden Drang, von hoch oben auf der Burg noch einmal hinabzublicken auf das alte Lüneburg, jene Stadt, die er gekannt hatte. Damals, als er und Thubal Feinde geworden waren, als es angefangen hatte, kompliziert zu werden. Sehr vage nahm er eine dämonische Präsenz wahr und knurrte verhalten. Dave konnte nicht verhindern, dass er sich verwandelte. Er ergriff Finn, schlang seinen Arm um dessen Taille und zog ihn fest mit dem Rücken an sich.
    „Ich will dich bei mir haben, Finn“, flüsterte er begierig. „Wenn Thubal lebt, wird er dich finden und töten. Ich will dich nicht wieder verlieren.“
    Ohne weitere Zeit zu verlieren, ja ohne wirklich darüber nachzudenken, sprang Dave hoch, schlug kräftig mit seinen Flügeln.
    „Dave!“, protestierte Finn ängstlich, als der Boden unter ihm abermals entschwand. „Was soll das werden?“
    „Du musst in Sicherheit sein und ich möchte einfach noch eine Weile ungestört mit dir sein“, vernahm er die dunkle Stimme des Dämons. Die großen, ledernen Schwingens trugen sie rasch höher und über die Stadt hinweg.
    Hoffentlich guckt keiner nach oben. Ob man mich von da unten auch in dem weißen Anzug sieht?, fragte sich Finn. Hoffentlich, denn ein nackter Mann, der von einem Dämon mit Hörnern und Flügeln über ihre Köpfe hinwegfliegt, dürfte den einen oder anderen Lüneburger schon an seinem Verstand zweifeln lassen. Oder ihn gleich ins Irrenhaus bringen.  
    Zum Glück hat sich mein Verstand damit schon abgefunden, seufzte er ergeben. Ich werde an diesem merkwürdigen Drehbuch nichts mehr kritisieren, solange es nicht weitere Gefahrenszenen für mich parat hält. Es gibt Schlimmeres, als in Daves Armen - in den Armen eines Dämons, okay -  am helllichten Tag, größtenteils nackt über Lüneburg zu fliegen. Oh ja! Weitaus Schlimmeres.  
    Wenn es nur nicht so verdammt hoch wäre. Er schloss kurz die Augen.  
    „Fürchtest du dich?“ Dave bekam die Beschleunigung von Finns Herzschlag sofort mit. „Ich werde dir nichts tun. Ich möchte nur mit dir alleine sein.“
    „Es ist ziemlich ... hoch“, stöhnte Finn. „Du bist es ja vielleicht nicht anders gewöhnt, aber ein normaler Mensch fliegt höchstens in einem Flugzeug und das ist, nicht viel anders als Busfahren. Es ist lausig kalt, zugig und irgendwie … eben hoch.“
    Glucksend lachte Dave über den unsicheren Menschen in seinen Armen und raunte ihm ins Ohr: „Schließe einfach die Augen. Vertraue mir. Ich lasse dich nicht fallen. Dir wird nichts passieren, wenn ich bei dir bin.“ Er beschleunigte seinen Flügelschlag, brachte beide rasch aus dem Zentrum der Hansestadt heraus. Sie durchflogen einige Nebelfetzen über den gepflegten Gärten der Vororte und Finn folgte seufzend dem Rat.
    Kalt blieb es trotzdem. Immerhin war es Ende Oktober und er war sehr weit oben in der Luft. Und - allen Illusionen zum Trotz - unbekleidet.
    „Wo willst du eigentlich hin? Wenn wir nicht bald da sind, friert mir was ganz Wichtiges ab“, wagte Finn daher mit klappernden Zähnen zu bemerken. „Ich glaube, das würdest gerade du sehr bedauern.“ Dave lachte, fühlte erleichtert die dämonische Präsenz, die ihn so besorgt hatte, verschwinden. Finn würde vorerst in Sicherheit sein. Genug Zeit, um wieder zu Kräften zu kommen.
    „Oh, ja, dass würde ich sehr bedauern. Wir sind gleich da. Ich sorge für Abhilfe bei diesem Problem.“ Augenblicklich ging Dave tiefer, glitt suchend über die Gärten hinweg und entdeckte an einer Wäscheleine einen geblümten Bettüberzug. Finn keuchte erschrocken auf, als der Dämon im Flug danach griff, die rosafarbene Bettwäsche mit sich nahm und augenblicklich wieder an Höhe gewann.
    „Nimm“, forderte Dave Finn auf. „Damit wird dir wärmer sein.“
    „Danke.“ Finn versuchte, sich während des Fluges in dämonischen Armen in die rosafarbene Bettdecke zu hüllen.
    Absurder und schwuler geht es ja kaum noch, bemerkte sein Verstand, der im Grunde jedoch viel zu beschäftigt damit war, beständig die Höhe zu leugnen, um weitere Überlegungen anzustellen.  
    „Ich werde dich gleich aufwärmen und mich ganz besonders um dein Problem kümmern“, versprach Dave und diese, mit seiner besonderen Stimme gesprochenen Worte genügten schon vollauf, um Finns wichtigstes Stück wenigstens vorläufig vor dem Gefriertod zu bewahren. Er ächzte leise auf und schloss erneut die Augen.
    Dave konnte ein zufriedenes Lachen nicht zurückhalten, bemerkte sofort die

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