Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Angebetete

Die Angebetete

Titel: Die Angebetete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
Vom Netzwerk:
und ein Passwort. Fünf Minuten später scrollte Shean durch Rhymes persönliche Schimmel- und Pilzdatenbank und machte sich Notizen.
    »Harutyun«, sagte Rhyme und hatte dabei die Augen auf die Tabelle gerichtet. »Das ist armenisch.«
    Der Detective nickte. »Es gibt hier in Fresno eine große Gemeinde.«
    »Ich weiß.«
    Und woher wusste Rhyme das nun wieder?, fragte Dance sich. Doch es hatte keinen Sinn, Spekulationen über den enzyklopädischen Verstand des Kriminalisten anzustellen. Manche Dinge, die sogar Kinder wussten, gingen völlig an ihm vorbei. Andere, weitaus kuriosere, waren umfassend abgespeichert. Ausschlaggebend dafür war, ob dieses Wissen ihm bei der Spurenanalyse geholfen hatte oder zukünftig helfen könnte. Es hätte sie nicht überrascht zu erfahren, dass Rhyme keine Ahnung hatte, ob die Erde sich um die Sonne drehte.
    Dann lagen die Ergebnisse der neuen Tests vor, und Rhyme verglich sie mit den Resultaten der früheren Analysen durch Sheans Mitarbeiter. Es handelte sich lediglich um Rohdaten, doch niemand konnte daraus besser etwas ablesen als Lincoln Rhyme.
    »Also, dies betrifft den Bereich hinter Edwins Haus. Das Mineralöl wird oft anstelle herkömmlichen Kunstdüngers verwendet, und der Pilz findet sich in alternativen Pestiziden. Dann die Triglyceride bei seinem Haus und im Kongresszentrum … In Anbetracht von Farbtemperatur und Schmelzpunkt würde ich auf Klauenöl tippen. Das ist ein Lederpflegemittel, zum Beispiel für Baseballhandschuhe und andere Sportgegenstände, Sattel- und Zaumzeug oder Gewehrriemen. Es wird häufig von Scharfschützen benutzt. Ursprünglich wurde es aus Rinderknochen gewonnen, aber heutzutage stellt man es hauptsächlich aus Schweineschmalz her. So weit also dazu.« Er zog stirnrunzelnd die Tabelle zurate. »Über das Ammoniumoxalat weiß ich noch nichts. Das wird weitere Nachforschungen erfordern. Aber das Limonit, Goethit und Kalzit? Das ist taubes Gestein.«
    »Und was versteht man darunter?«, fragte O’Neil.
    »Ein Abfallprodukt, das hauptsächlich bei der Erzgewinnung und -verarbeitung anfällt. Es fanden sich auch Spuren davon an dem öffentlichen Fernsprecher im Fresno College, von dem aus er Kayleigh angerufen hat, um einen seiner Anschläge anzukündigen. – Und da ist noch etwas.« Rhyme klang einigermaßen aufgeregt. Er schaute zu den Beweismitteltüten. »Es findet sich im Kontrollraum der Lautsprecheranlage, am Telefon und hinter Edwins Haus: Kalziumpulver. Aber es ist nicht das, was Sie vermuten, Charlie – also eine medizinische oder diätetische Nahrungsergänzung. Es ist Knochenstaub.«
    »Nun, könnte es nicht dennoch eine Nahrungsergänzung sein?«
    Rhyme legte die Stirn in Falten. »Ich glaube, die würde niemand haben wollen. Vielleicht sollte ich ergänzen: Es handelt sich um menschliche Knochen.«

54
    Das Knochenmaterial sei nur in sehr geringer Menge vorhanden, und um den Ursprung zu bestätigen, würde man ein konfokales Laser-Scanning-Mikroskop benötigen, erläuterte Rhyme und sah sich im Raum um, als würde eines dieser Zaubergeräte hier im Labor stehen.
    Charlie Shean sagte, er würde zwar durchaus wissen, was das sei, und habe sogar eines anschaffen wollen, aber das FMCSO könne es sich beim besten Willen nicht leisten.
    »Nun, ich bin mir auch so zu neunundneunzig Prozent sicher. Die Morphologie der Partikel und die Geometrie des Staubes garantieren praktisch eine menschliche Herkunft. Alles andere würde mich doch sehr überraschen.«
    Was sie mit dieser Information anfangen sollten, wisse er aber leider nicht, räumte Rhyme ein. »Ich kann nicht erkennen, wie es ins Gesamtbild passt. Hat irgendeiner der Beteiligten hier einen Job, bei dem er mit Knochen in Berührung kommt? Ein Chirurg vielleicht oder ein Zahnarzt?«
    »Nein.«
    »Ein Leichenbestatter?«, schlug Harutyun vor.
    »Die haben eigentlich kaum mit Knochen zu tun. Ich könnte mir Gerichtsmediziner vorstellen, Pathologen. Moment, gibt es am Fresno College – von wo aus er angerufen hat – eine medizinische Fakultät?«
    »Ja«, sagte Harutyun.
    »Ah, das könnte es sein. In den Seminarräumen hängen menschliche Skelette, und in der praktischen Ausbildung bekommen die Studenten es mit Knochensägen zu tun. Solange wir nicht über mehr Informationen verfügen, sollten wir meines Erachtens davon ausgehen, dass er den Knochenstaub auf dem Universitätsgelände aufgenommen und dann weiter Edwin beobachtet hat.«
    »Wenigstens wissen wir, dass die Person hinter

Weitere Kostenlose Bücher