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Die Angebetete

Die Angebetete

Titel: Die Angebetete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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aber für dich stelle ich mich noch mal neu an.« Seine Stimme wurde leiser, denn er wandte sich an jemand anders. »Das ist mein Boss … Genau. Trink lieber aus, bevor wir losfahren … Nein, hör auf mich. Ehrlich. Gibt das Wort ›kopfüber‹ dir denn gar nicht zu denken?«
    TJ war der alternativste aller Agenten der CBI -Dienststelle von Monterey, in der es im Allgemeinen eher konservativ zuging. Er war die erste Wahl für alle langwierigen, anspruchsvollen Aufträge, für verdeckte Ermittlungen und für alle denkbaren Fragen zu den Themen Sechzigerjahre, Bob Dylan, Batikhemden und Lavalampen.
    Kauzig, ja. Aber wer war Dance, das zu beurteilen? Sie hatte sich gerade für eine Woche nach Fresno abgesetzt, um in einer stickigen Garage zu hocken und obskure Lieder einer Gruppe fröhlicher und höchstwahrscheinlich illegal eingereister Landarbeiter aufzunehmen.
    »Du musst etwas für mich überprüfen, TJ .«
    Sie gab ihm durch, was sie über Edwin Sharp wusste. Dann nannte sie ihm die Nummer des Anrufers, der Kayleigh vorhin ihr eigenes Lied vorgespielt hatte.
    »Brauchst du was Bestimmtes zu Sharp?«, fragte TJ .
    »Das Übliche. Aber auch Zivilrechtliches. Stalking, Gerichtsverfahren, Unterlassungsverfügungen. Hier und im Staat Washington. Nimm außerdem noch Oregon dazu.«
    »Mach ich. Kiefernbäume, Pinot noir, Käse. Nein, das ist Wisconsin.«
    »Viel Spaß noch.«
    »Den haben wir. Ich habe für Sadie einen Panda gewonnen … Nein, ich meine es ernst. Trink aus. Die Fliehkraft wird nicht reichen … Bis bald, Boss.«
    Dance trennte die Verbindung. Sie versuchte Jon Bolings Nummer, landete aber direkt bei der Mailbox. Noch ein Schluck Wein, und dann würde sie zu Bett gehen. Sie stand auf, ging zum Fenster und zog die Vorhänge zu. Dann putzte sie sich die Zähne, streifte den Bademantel ab und zog Boxershorts sowie ein viel zu großes verwaschenes rosafarbenes T-Shirt an; ein Nachthemd gab es bei Kathryn Dance nur zu besonderen Anlässen.
    Im Bett drehte sie sich zur Lampe und streckte die Hand nach dem Lichtschalter aus.
    Und erstarrte.
    Das Fenster.
    Bevor sie an jenem Nachmittag das Zimmer verlassen hatte, hatte Dance sowohl die Gardine als auch die schweren Vorhänge zugezogen.
    Dieselben Vorhänge, die sie gerade erneut zugezogen hatte.
    Nur dass sie sie zuvor nicht wieder geöffnet hatte. Jemand anders war hier im Zimmer gewesen und hatte das getan.
    Wer hatte sich von dem Bitte-nicht-stören-Schild nicht abhalten lassen?
    Jedenfalls nicht das Zimmermädchen – das Zimmer war nicht aufgeräumt gewesen, die Bettdecke noch immer unordentlich, weil Dance am Nachmittag dort gesessen und die Kinder angerufen hatte.
    Auch alles andere sah noch so wie vorher aus. Die dunkelgrünen Koffer standen an derselben Stelle. Die Kleidung hing weiterhin nachlässig von den diebstahlsicheren Bügeln im Schrank, und die fünf Paar Schuhe standen in einer ordentlichen Reihe neben der Kommode. Niemand schien ihre Computertasche angerührt zu haben, und der Laptop war ohnehin durch ein Passwort geschützt; also konnte niemand ihre Dateien oder E-Mails gelesen haben.
    Dance schaltete das Licht aus, ging zum Fenster und spähte hinaus. Es war dreiundzwanzig Uhr dreißig, und der Park auf der anderen Seite des Highway war menschenleer … Nein, doch nicht. Da war jemand im Schatten. Sie konnte zwar keine konkrete Person erkennen, aber sie sah den winzigen orangefarbenen Glutpunkt einer Zigarette, die mehrmals langsam zum Mund geführt wurde.
    Ihr fiel ein, wie Edwin Sharp mittags im Restaurant bedächtig und eindringlich ihr Gesicht und ihren Körper gemustert hatte. Und wie er sorgfältig alle Informationen auf ihrem Dienstausweis gelesen hatte. Sie wusste, dass Stalker wahre Meister darin waren, sich Informationen über andere Leute zu beschaffen – sowohl über ihre Zielpersonen als auch über jeden, der sich dabei als Hindernis erweisen konnte. Edwin hatte bereits bewiesen, dass auch er sein Handwerk beherrschte; Dance hatte selbst mit angehört, wie viel er über Kayleighs Mitarbeiter wusste.
    Doch vielleicht war alles bloß ein Zufall. Es könnte ein Problem mit der Elektrik oder dem Abfluss gegeben haben, und die Handwerker hatten ihr Zimmer betreten müssen, ungeachtet des Schildes am Türgriff. Sie rief die Rezeption an und erkundigte sich; der Nachtportier hatte gerade erst seinen Dienst angetreten und wusste nicht, ob jemand vom Personal in ihrem Zimmer gewesen war.
    Dance vergewisserte sich, dass alle Fenster

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