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Die Angst der Boesen

Die Angst der Boesen

Titel: Die Angst der Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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Paul.
    »Halt bloß deine Klappe.« Tatjana schüttelte wütend den Kopf. »Du müsstest mir eigentlich auf Knien danken, dass ich den Typen mit ins Spiel gebracht hab. Und jetzt sagst du am besten gar nichts mehr. Du willst doch keinen neuen Ärger, oder?«
    Paul schwieg, aber Leon sah, wie dessen Brustkorb vor Aufregung bebte, als er sich Kaffee in den Becher schüttete.
    »Du hast das doch nicht meinetwegen gemacht.«
    »Pfffft«, machte Tatjana, »wohl kaum. Das wärst du mir echt nicht wert.«
    »Worum geht’s eigentlich?«, fragte Leon endlich. Es kostete ihn Mühe, aber er hatte es satt, zwischen den beiden zu sitzen und nicht beachtet zu werden.
    »Sag bloß, das weißt du wirklich nicht mehr?«, fragte Tatjana ungläubig.
    »Nee, nicht so wirklich. Wir haben hier gesessen und was getrunken. Dann hat Lilly mal wieder ihre dollen fünf Minuten gekriegt. Levent hat mich gefragt, ob ich für ihn Zigaretten kaufen würde, weil er nicht laufen kann, und also sind wir los ... Hab ich ihm die Kippen überhaupt gegeben?«
    »Das hat Ilkay gemacht«, antwortete Tatjana schroff.
    »Ja und sonst? War da noch was? – Ja. Was du mir über Lilly erzählt hast, das hat mich umgehauen, das ...«
    »Falsche Spur«, sagte Tatjana.
    »Noch was?« Leon rieb sich den Kopf. Eine dumpfe Ahnung stieg in ihm auf, gleichzeitig mit einer neuen Schmerzwelle. »Scheiße, der Penner.«
    »Genau das meinen wir«, sagte Tatjana kaum hörbar.
    »Ich weiß aber nicht mehr, was da war.« Leon schob den Teller zur Seite, legte seinen Kopf auf den Tisch. »Ich war nicht zurechnungsfähig.«
    Er wollte die Augen zumachen, traf aber Pauls Blick, der ihn schweigend beobachtete. »Hast du auch mitgemacht?«, fragte er. Vorstellen konnte er es sich kaum, denn Paul galt als Schwächling; Lilly hatte ihn sogar mal als »sensibel« bezeichnet.
    Paul kräuselte die Lippen.
    »Daran erinnere ich mich jetzt wirklich nicht«, sagte Leon und grinste ein bisschen. »Mir fehlen so ’n paar Details.«
    »Kann ich nicht drüber lachen.«
    »Ich auch nicht, Alter. Ehrlich. Ich hab ’nen Filmriss. Hat mein Vater auch öfter mal, ist Vererbungssache. Sag mal, kannst du mir ’ne Aspirin besorgen?«
    »Lass, Paul, das mach ich schon.« Tatjana stand auf, wobei ihr Stuhl ein ekelhaft quietschendes Geräusch auf dem Fußboden erzeugte.
    Leidend verzog Leon das Gesicht. »Eine Höllenfahrt ist das«, sagte er und vergrub den hämmernden Schädel in den breiten Armen.
15
    Gerd wurde um Viertel nach zehn durch das Klingeln seines Handys geweckt.
    Bis dahin hatte er trotz der unbequemen Lage im Auto mehr oder weniger fest geschlafen, war nur einmal durch besorgte Friedhofsbesucher aufgeschreckt worden, die gegen die Scheibe geklopft hatten.
    Er griff nach dem Telefon. »Ja?«
    »Ich bin’s.«
    »Martin, Gott sei Dank!« Er fuhr im Sitz hoch, stieß gegen das Lenkrad, unterdrückte den Schmerzenslaut, fragte schnell: »Wo bist du? Was ist passiert? Kann ich dich abholen? Ich binschon in der Stadt.« Gerd hörte ein raues Husten. »Martin, alles in Ordnung mit dir? Bist du verletzt?«
    Schluckgeräusche, Ausatmen und schließlich die Antwort: »Ich hab dein schönes Handy verloren, tut mir leid.«
    »Das hast du nicht verloren. Man hat’s dir weggenommen.«
    Martin atmete schwer. »Tut mir leid, ehrlich.«
    »Kein Problem. Sag mir bloß schnell, wo du bist und ...« Gerd startete den Motor.
    »Ist nicht meine Schuld, dass das Handy weg ist. Tut mir wirklich leid, das teure Teil.«
    »Ich weiß«, unterbrach Gerd ihn ungehalten. »Das waren Jugendliche, stimmt’s?«
    »Fünf so kleine Arschlöcher. Glaubst du nicht. Als ob ich Dreck wär.«
    Gerd legte den Rückwärtsgang ein. »Die krieg ich, das versprech ich dir.«
    Ein Schluchzer, gemischt mit röchelndem Atem. »Nee, lass mal. Die haben ja recht. Ich bin ja auch Dreck.«
    »Das bist du nicht. Du bist mein Sohn.«
    »Trotzdem. So was wie ich gehört in den Müll.«
    Diese Worte waren wie eine Ohrfeige in Gerds Gesicht. So etwas durfte Martin nicht sagen.
    »Ist auch egal. Bloß – Schmerzen hab ich noch. Wird überhaupt nicht weniger. Wird schlimmer. Krieg kaum Luft.«
    »Martin«, wiederholte er alarmiert und rangierte den Wagen aus der Parklücke, »wo ... bist ... du?«
    »Komm grad von Maries Eltern. Die haben mir Geld gegeben und ein frisches Sweatshirt. Von Marie. Hat ihr gehört. Hat auch nach ihr gerochen.«
    »Wahrscheinlich musst du zum Arzt.«
    »Haben die auch gesagt.«
    Gerd hörte ein Klackern und

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