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Die Angst der Boesen

Die Angst der Boesen

Titel: Die Angst der Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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jetzt erschrocken! Was stand der Typ so nah? Was fiel dem ein? Sie hatte ihren Freund erwartet. Stattdessen glotzte der Kerl sie an, würde sie gleich volllabern und anbetteln. Lilly spürte Enttäuschung und schnell anwachsenden Zorn. Ihr Taschengeld war nun wirklich sehr eng bemessen; und irgendwie fand sie’s dreist, sich beim Schnorren an arme Schüler zu halten.
    »Ey«, sagte sie, »ich hab Ihnen doch gesagt, hier ist kein guter Platz zum Betteln.«
    »Du weißt das, ja?!« Die Antwort des Mannes kam schneller, härter und selbstbewusster, als sie erwartet hatte. Keine blödsinnige Geschichte à la: »Bitte, bitte, ich brauche nur zwei Euro zum Telefonieren, meine Tochter ist nämlich im Krankenhaus und mich haben sie ausgeraubt.«
    Kalte Feindseligkeit ging von dem Mann aus, der ihr irgendwie bekannt vorkam, obwohl sie seine Augen unter der überdimensionalen Sonnenbrille nicht sehen konnte. Es hatte sie vorhin schon irritiert, dass ein Penner mit Sonnenbrille rumlief. Auch seine Armbanduhr sah viel zu teuerfür ihn aus. Apropos: Was machte der eigentlich mit seiner Hand?
    Dieses komische Rumnesteln da unten unter seiner Jacke?
    Hallo?! Wollte der sich einen runterholen oder was?
    »Hauen Sie ab«, sagte Lilly und wich im Liegestuhl so weit zurück wie möglich. »Widerlicher Wichser, verschwinde oder ich schreie!«
    »Ich will nur ’ne kleine Gabe für ’nen Obdachlosen.«
    Er sagte es gehässig und keineswegs bittend. Er sagte es böse und so anzüglich, dass ihr schlecht wurde vor Schreck. Das blieb ihm nicht verborgen. Er grinste triumphierend.
    Sie wollte schreien. Ihr Mund ging schon auf, da machte der Mann plötzlich einen Schritt zurück.
    Der junge Kellner brachte den Cappuccino. Im Laufschritt näher kommend sagte er laut: »Sorry, aber die Liegestühle sind ausschließlich für unsere Cafégäste reserviert. Wenn Sie sich setzen wollen, müssen Sie etwas verzehren. Ansonsten belästigen Sie nicht unsere Gäste.«
    »Äußerst menschenfreundlich«, entgegnete der Stadtstreicher ironisch.
    Der Kellner zuckte kühl die Achseln. »Ich muss Sie bitten, das Gelände zu verlassen. Am Ufer stehen Bänke, auf denen Sie sich ausruhen können.«
    »Arschloch!«
    »Das hab ich jetzt nicht gehört. Sieh bloß zu, dass du nicht noch mal hier auftauchst«, rief der Kellner dem sich entfernenden Stadtstreicher nach und wandte sich dann an Lilly: »Manche Leute ... Hat er dich belästigt?«
    »Bisschen.«
    »Wenn was ist, ruf mich.«
    »Danke.«
    Sie atmete aus und lehnte sich wieder zurück, weil sie sah,wie oben auf der Straße ein quietschgrünes Auto in den Parkplatz einbog.
    Wenig später kam Jan-Olli, berührte mit der Hand leicht ihre Schulter. »Hi!« Lilly sprang auf, umarmte ihn und wollte ihn küssen. Doch er drehte den Kopf weg und sagte zum Kellner, der die ganze Zeit in der Nähe geblieben war: »Ich nehm auch so einen.«
    Dann ließ er sich in den Liegestuhl neben ihrem plumpsen.
    »Na?«, fragte sie.
    »Tjaaa.«
    Sie runzelte die Stirn, setzte sich auch wieder hin und betrachtete ihren Schatz von der Seite. Brauchte er erst wieder seine Aufwärmphase, um sie zu küssen?
    »Wie geht’s?« Ihr Arm schwenkte über den Abstand zwischen den Liegestühlen zu seinem herüber, die Hände berührten sich, die Finger hakten sich kurz ineinander.
    »Ganz gut. Und dir?« Jan-Olli legte den Kopf an den blauweiß gestreiften, leicht angegrauten Liegestuhlstoff. Seine Augen hatten das schönere Blau.
    »Ich bin so traurig wegen Sven.«
    Er nickte. »Tut mir wirklich leid, was passiert ist. Deshalb treffen wir uns jetzt ja auch. Eine schreckliche Sache. Er war ja mal dein Freund und sehr wichtig für dich, oder?«
    »Wie meinst du das? Deshalb treffen wir uns .«
    Jan-Olli suchte nach Worten und war wahrscheinlich froh, dass auch der zweite Cappuccino in Rekordgeschwindigkeit gebracht wurde.
    Kaum waren sie wieder allein, ließ er sich so tief in den Liegestuhl sinken, dass sie außer seinen Knien nichts mehr von ihm sah.
    »Lilly«, sagte er, mehr zum wolkenlosen Himmel als zu ihr,»vielleicht kannst du allen am Dienstag beim Training davon erzählen. Das interessiert die anderen sicher auch.«
    »Jetzt lass doch mal die doofen andern weg!«
    »Das kann ich nicht. Es geht um meine gesellschaftliche Reputation. Ich habe in meinem Vertrag mit dem Verein unterschrieben, dass ich mich nicht privat mit den minderjährigen Spielerinnen treffe.«
    »Du heilige Kokosnuss!«
    Jan-Olli lachte. »Was ist das denn für

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