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Die Angst der Boesen

Die Angst der Boesen

Titel: Die Angst der Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Dunker
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umzuziehen.«
    »Um Gottes willen«, sagte Lillys Mutter, »nicht in der Situation, da wollen wir doch zu Hause sein.«
    »Bisher ist der Täter nicht in die Häuser eingedrungen«, sagte Kommissarin Steiger. »Machen Sie sich da also keine Sorgen. Wenn Sie sich daran halten, die Kinder nicht allein auf die Straße zu lassen, wird nichts passieren. Die Kollegen werden vor Ihren Häusern Streife fahren und aufpassen. Außerdem ermitteln wir auf Hochtouren, das versichere ich Ihnen.«
    »Aber das ist so ungerecht«, beschwerte sich Levent wieder.
    »Verbrechen sind immer ungerecht.« Kommissarin Steiger stand auf.
    »Wie ist der Täter überhaupt an die Namen unserer Kinder gekommen?«, fragte Herr Yilmaz. »Das verstehe ich nicht. Woher kennt er manche Anfangsbuchstaben und andere nicht?«
    Die Kommissarin öffnete den Mund. Da sie jedoch wieder nichts sagte, stieg die Spannung noch mehr.
    »Das habe ich Sie vorhin auch schon gefragt«, sagte Lilly. »Wir haben ein Recht auf eine Antwort.«
    »Das stimmt. Sagen Sie’s schon! Woher?« Das wollten jetzt auch andere wissen.
    »Ich hab ... ich hab das nicht gewollt ... ich hab aus Versehen«, stammelte Frau Hoffmann, stand auf und rang die Hände.
    Lilly traute Augen und Ohren nicht, als sie die Beichte hörte und kapierte, was ihre Lehrerin, ohne es zu wollen, getan hatte. Wie dumm war diese Frau eigentlich? Nicht nur Lillys Blut brachte sie mit ihrem Geständnis zum Kochen. Kommissarin Steiger und ihre Leute mussten die Familien beschwichtigen, damit sie nicht auf die Lehrerin losgingen.
    »Bleiben Sie ruhig. Frau Hoffmann hat nicht ahnenkönnen, was sie damit anrichtet. Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir den Täter schnell gefunden haben werden – wegen der ausgezeichneten Spurenlage und der Aussage von Tatjana Schmitt. Dank der Mitarbeit der Kollegen aus Bremerhaven haben wir den jungen Obdachlosen, der im Mai als Drogentoter aufgefunden wurde, schon identifiziert, ein Martin Siebert aus Berlin. Seine Leiche wurde damals aufgrund seiner Verletzungen obduziert, es wurde lokal ermittelt, allerdings vor allem in seinem Milieu, in dem Schlägereien nicht selten sind. Er starb an Atemstillstand, ist an seinem eigenen Erbrochenen erstickt – eindeutig die Folge einer übermäßig hohen Drogendosis. In Kürze werden wir hoffentlich auch mehr Informationen über sein soziales Umfeld haben. Sein Vater ist momentan nicht aufzufinden, aber auch daran arbeiten wir. Und an der Internetseite sind unsere IT-Spezialisten dran. Wir kriegen ihn, es dauert nicht mehr lang.« Demonstrativ sah sie zur Uhr hinüber. Alle Blicke folgten ihrem: schon elf.
    »Gleich morgen früh, wenn unser Spezialist da ist, wird nach Angaben von Frau Hoffmann ein Phantombild des Mannes angefertigt, der sie nach Schülernamen gefragt hat.«
    »Das könnte ich auch tun«, schlug Lilly vor und erzählte schaudernd von ihrer Begegnung mit dem seltsamen Obdachlosen an der Beach Bar .
    »Du hast großes Glück gehabt«, sagte die Kommissarin. »Aber du hast den Mann nur verkleidet gesehen, also ist es auf jeden Fall wichtig, dass deine Lehrerin eine genaue Beschreibung abgibt. Sie kennt ihn besser.«
    Levent schnaubte. »Tolle Lehrerin! Sie haben uns verpfiffen, Frau Hoffmann.« Er spuckte vor ihr aus.
    »Hey, hey, hey«, protestierte die Kommissarin, »den Dreck machst du wieder weg, klar?«
    »Und wie soll die wiedergutmachen, was sie gemacht hat?«, schoss Levent zurück, bückte sich dann, wischte mit einem Papiertaschentuch über den Fleck und warf es in den Mülleimer. Frau Hoffmann, die stumm weinte, würdigte er keines Blickes mehr.
    Lilly stand auf und nahm ihn am Arm. »Komm, Levent, wir gehen eine rauchen. Ich kann die verlogene Fresse auch nicht mehr sehen.«
    »Ihr beiden dürft nicht allein ...« Kommissarin Steiger unterbrach sich selbst, schüttelte den Kopf und sagte müde: »Bleibt im Eingangsbereich.« Sie wandte sich an einen der Uniformierten, die weiter hinten auf dem Gang warteten. »Könnt ihr bitte ein Auge auf sie haben?«
    »Rauchen unter Polizeischutz.« Kurz klang Levent, als würde er gleich über die Situation lachen. Dann merkte Lilly, dass es kein Lachen war, das da aus Levents Kehle drang.
    Als sie sich vorm Eingang ihre Zigaretten gerade eben angezündet hatten, hörten sie schon klappernde Absätze, die schnell näher kamen: Lillys Mutter. Das bedeutete nichts Gutes.
50
    Paul hätte Nolte einsilbiger eingeschätzt. Doch der neue Mieter war jetzt offenbar zum Plaudern

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